Blutigere Variante des Murmeltier-Themas…11.07.2008
Es gibt Filme, über die stolpert man ganz zufällig, beim Stöbern in der ofdb beispielsweise, oder beim Suchen nach der Filmhistorie eines bestimmten Darstellers…Filme, von denen man vorher noch nie gehört hat und die aufgrund ihres dämlichen Titels niemals in den heimischen DVD-Player gekommen wären. Manchmal ist das auch gut so, aber hier und da schlummert in den Weiten des Zelluloidraumes doch so manch eine Perle, die viel besser ist als Blockbuster aus dem gleichen Entstehungsjahr. So einen Fall haben wir hier vorliegen: „Retroactive“ hat einen dämlichen Titel, ist wenig bis gar nicht bekannt und reizt eigentlich nur wegen James Belushi mit Koteletten zum Ansehen…aber Hut ab, lieber Schieber, das ist eine ordentliche Packung!
Eine Straße in Texas…Karen, Verhandlungsexpertin der Polizei, derzeit aber wegen eines schweren Fehlers beurlaubt, hat eine Panne. Das kann unangenehm sein, so allein im Nirgendwo…doch ein Auto kommt vorbei, ein netter Mann am Steuer, Frank, mitsamt Freundin…dumm nur, daß Frank leicht reizbar ist und seine Freundin erschießt…Karen gelingt die Flucht in eine abgelegene Forschungsstation, und bis hier ist das alles ein ganz normaler Thriller, bei dem man sich nur wundert, wie gut Belushi den Bösewicht verkörpert. Doch nun dreht die Geschichte in eine ganz andere Richtung, denn in der Station wird an Zeitsprüngen gearbeitet, und so wird Karen per Zufall zwanzig Minuten in die Vergangenheit zurückversetzt. Wissend, was nun kommt, versucht sie, das Schicksal aufzuhalten, doch alle Versuche führen zu immer schlimmeren Szenarios – und jedesmal enden sie in der Station, bis schließlich nach reichlich Blutvergießen, die vermeintlich beste Version geschafft ist.
Klingt ziemlich krude, ist es aber nicht, sondern weitgehend logisch konstruiert und stimmig erzählt. Das Szenario ist frisch und wirkt wie eine Abwandlung des immergleichen Tages von Bill Murray, mit dem kleinen Unterschied, daß hier bleihaltige Luft herrscht. Sicher, es sterben immer wieder die gleichen Darsteller, aber die Wege dorthin sind prima ausgedacht und von Mal zu Mal blutiger. Hier ist, Hurra, alles handgemacht, es gibt schicke Autostunts und die beste Tankstellenexplosion seit „Hitcher“. Und da wir eine Heldin haben – und keine schlechte – freut man sich um so mehr darüber, daß der Übeltäter des Streifens wirklich prima besetzt ist, eine Mischung aus Comedy und Brutalität, die Belushi bestens steht. Sicher, die Pistolenmagazine fassen hundert Schuß, und der eine oder andere Knick im Geschehen ist schon da, aber insgesamt ist das hier ein feiner Actionfilm, völlig zu Unrecht unbekannt…8/10.