Nachdem James Belsuhi in den 90ern immer mehr Murks abgedreht hatte und die Flops sich häufen, durfte er alsbald sich auf dem B-Movie Sektor seine Brötchen verdienen. Mit Regisseur Louis Morneau konnte er endlich mal wieder mit dem Film „Retroactive“ einen überzeugenden B-Movie abliefern, der fast A-Klasse besitzt.
Um einer traumatischen Geschichte, die vor ein paar Tagen stattgefunden hatte etwas Abstand zu gewinnen, beschließt die Kriminalpsychologin Karen (Kylie Travis) einen Ausflug in ihren Geburtsort Texas vorzunehmen. Da sie aber auf dem Weg dorthin auf dem Highway einen Unfall baut und ihr Auto nicht mehr abspringt, braucht sie jetzt eine Mitfahrgelegenheit. Diese bieten ihr Frank (James Belushi) und Rayanne (Shannon Whirry), die zufällig vorbeikommen und ihr ihre Hilfe anbieten.
Karen fährt mit beiden mit und während der Fahrt fangen Frank und Rayanne einen heftigen Streit an. Dabei wird Rayanne von Frank erschossen. Währenddessen kann Karen noch in letzter Sekunde flüchten, doch Frank dreht immer mehr ab und ist jetzt auch noch hinter ihr her.
Dabei findet sie zuflucht in einem geheimen Labor, indem der Wissenschaftler Brian an einem geheimen Projekt arbeitet.
Ihm ist es gelungen, für einige Minuten zurück in die Vergangenheit zu reisen. Dabei befördert er zufällig Karen zurück in die Zeit und sie findet sich in Franks Wagen wieder. In ihrer Absicht den tödlichen Vorfall ungeschehen zu machen, verschlimmert sie die Lage nur noch, und die Probleme häufen sich zunehmens immer mehr.
Irgendwie kommt einem der Film wie eine Art „Und täglich grüßt das Murmeltier“ vor, nur das es hier Todesfälle unter den Leuten im Film zu verbuchen gibt.
Denn ganz gleich wie oft Karen von Brian zurückgeschickt wird, sie kann das Unglück nicht verhindern. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn dadurch ergeben sich immer wieder unerwartete Wendungen, die von Karen so nicht gewollt waren. Immer wenn sie an die Sache anders rangeht, verschlimmert sich die Situation mit jeder Zeitreiseaktion. Dabei entstehen auch witzige Dialoge, in denen sie voraussehen kann was Frank als nächstes für dumme Sprüche von sich gibt. Auch schlimme Handlungen kann sie zwar verhindern, doch entstehen durch ihre Eingriffe in die Geschichte neue Probleme, die sie so nicht kommen sieht.
Die Zeitreisethematik wird nicht näher erläutert, denn wie Brian es zu Stande gebracht, das man zurück in die Vergangenheit reisen kann, wird nicht erst irgendwie versucht zu erklären. Ganz im Gegenteil, das meiste spielt sich auf den staubigen endloslangen Highway´s ab und der Film konzentriert sich auf max. zehn Personen, von denen gerade mal die Hälfte im Mittelpunkt steht. Aber das schmälert das Filmvergnügen keineswegs, ganz im Gegenteil „Retroactive“ kann dadurch Punkte auf seiner Seite sammeln.
Der Film wird prächtig von den einfallsreichen Actionszenen untermalt, in denen Morneau sein Handwerk versteht. In erster Linie heftige Shootouts, die 1 A choreographiert und mit blutigen Einschüssen versehen sind. Dabei muss man vergessen dass die Knarren auch mal mehr als fünfzehn Schuss abfeuern und man es daher mit dem Realismus nicht immer so genau nimmt. Die Verfolgungsjagden und Explosionen sind top inszeniert und machen mächtig Laune. Hier werden schon mal in Zeitlupe Autos in die Luft gejagt oder überschlagen sich mehrmals hintereinander, so dass es für mich als Actionfan eine wahre Freude ist den weiteren Filmverlauf zu beobachten. Es kommt einfach gute Laune auf, egal was passiert.
Die Explosion der Tankstelle rummst gewaltig und trotz den minimalen Budgets sieht der Film nie billig aus.
James Belushi liefert hier als schießwütiger Psychopath eine tolle Vorstellung ab und hat die Sympathie des Zuschauers auf seiner Seite.
Kylie Travis hat mir als Polizeipsychologin Karen ebenfalls sehr gut gefallen, auch wenn ich hier nicht ganz abkaufe, dass sie Belushi auf Grund ihrer zierlich Figur einfach mal eine in die Fresse tritt, während er am Boden liegt. So viel Körperkraft besitzt sie nicht, aber dennoch ist sie als ungewollte weibliche Actionheldin brauchbar und ihre Wortgefechte mit Belushi sind sehr amüsant.
In Nebenrollen sehen wir als Tankstellenbesitzer M. Emmet Walsh und mit Jesse Borrego („Blood In Blood Out“, „Con Air“) ist auch ein bekanntes Gesicht dabei.
„Retroactive“ ist ein kurzweiliger Actiontrip mit Zeitreisehintergrund, indem die Actionszenen von ihrer Anzahl überzeugen können und toll inszeniert wurden. Nur das Ende ist etwas unbefriedigend und hinterlässt einen unwürdigen Abschluss. Hier kann der Film das davor Gebotene nicht mehr übertreffen und man wartet als Zuschauer vergeblich noch auf den großen Knall, der einfach nicht eintrifft.
Wäre das Ende besser, gäbe es von mir mehr als nur 7 Punkte.