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Mit „Retroactive“ hat B-Spezi Louis Morneau eine wirklich gelungene Sci-Fi-Variante von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ gedreht.
Der Zeitsprung wird hier wissenschaftlich erklärt: Ein junger Wissenschaftler findet in seinem Labor mitten in der Wüste heraus, wie man die Zeit zurückdrehen kann. Allerdings wissen nur diejenigen davon, die zum Zeitpunkt des Spungs einer bestimmten Strahlung ausgesetzt waren, wie er bei einem Experiment mit Mäusen herausfindet. Damit wäre dann die Vorarbeit geleistet, fehlt nur noch der Kandidat für den Zeitsprung.
Hierbei handelt es sich um die Polizeipsychologin Karen (Kylie Travis), die auf dem Weg nach Texas ist, als sie bei den Verhandlungen während einer Geiselnahme versagte und es zu einem Blutbad kam. Doch sie hat einen Unfall und wird von Frank (James Belushi) und dessen Freundin Rayanne (Shannon Whirry) mitgenommen. Frank erweist sich jedoch als Psychopath und tötet Rayanne als er erfährt, dass sie ihn betrogen hat.

Karen flieht vor Frank und gelangt dabei natürlich in besagten Laborbunker. Dabei wird der Zeitsprung aktiviert und die Welt um 20 Minuten zurückgesetzt. Karen kann sich durch die Strahlung an alles erinnert und wundert sich nicht schlecht, als sie auf einmal wieder bei Frank und Rayanne auf dem Rücksitz hockt…
„Retroactive“ ist einer kleiner, aber feiner und spannender Vertreter des Zeitreisefilms, der natürlich dem alten Rezept folgt: Es wird immer schlimmer, bevor es besser wird. So gipfeln Karens Versuche das Verbrechen abzuwenden nur in immer schlimmeren Resultaten, sodass sich Spannung und Spektakel bis zum Ende des Films stetig steigern. Morneau hat seine Zuschauer dabei voll im Griff und lässt wenig Raum für Längen. Die Einführung in die Geschichte könnte zwar etwas kürzer sein, doch wirklich tragisch ist das nicht.
Lediglich gegen Ende lässt „Retroactive“ doch etwas nach, denn der Schluss kommt etwas unspektakulär im Vergleich daher und wirkt nicht wie ein Höhepunkt. Zudem gestaltet sich das Finale recht simpel und wenig überraschend, während der vorherige Part des Films doch gerade mit vielen überraschenden Wendungen und hinterhältigen neuen Details aufwarten konnte. Das schmälert den Unterhaltungswert zwar nur etwas, aber mit einem würdigeren Schluss wäre „Retroactive“ sicherlich Referenzklasse im B-Bereich geworden.

Gute Genreunterhaltung ist das fetzige Werk dann aber doch und dies in erster Linie wegen der gelungenen Actionszenen, in den Morneau mal wieder sein Können eindrucksvoll beweist: Verfolgungsjagden (ein paar schicke Autocrashs inklusive), relativ derbe Shoot-Outs und nette Explosionen lassen das Herz des Genrefans höher schlagen. Vor allem bei den spektakulären Autostunts kann Morneau wunderbar kaschieren, dass „Retroactive“ nur über B-Budget verfügt, denn die geringen Produktionskosten sieht man dem Film selten bis nie an. Von der Masse der Action her ist es vielleicht nicht soviel wie in Morneaus „Soldier Boyz“, doch dafür ist das Ganze bei „Retroactive“ in eine bessere Story eingebunden.
Zudem legt James Belushi als schmieriger Psychopath eine wirklich glänzende Leistung aufs Parkett und spielt den Rest der Besetzung easy an die Wand. Da kann Kylie Travis als unbekannte Heldin nicht ganz mithalten, macht aber einen soliden Job. In Nebenrollen kann man noch M. Emmet Walsh („Missing in Action“) als kauzigen Tankstellenbesitzer und Jesse Borrego („Blood In Blood Out“) als mexikanischen Autofahrer mit kleiner Schlüsselrolle sehen.

Alles in allem kann man „Retroactive“ als fetzigen Zeitreisethriller Güteklasse B mit gelungenen Actionszenen bezeichnen. Leider fällt der Film gegen Ende etwas ab und ist deshalb dem ähnlich gelagerten „12:01“ etwas unterlegen.

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