Ufos, Sex und Monster - Das wilde Kino des Roger Corman lotet das bewegte und bewegende Leben einer der schillerndsten und prägendsten Filmemacher-Persönlichkeiten aus. Schauspieler und Regisseure, die unter Roger Corman bekannt und berühmt wurden und durch seine hohe Schule der Exploitation gegangen sind, kommen darin ausführlich zu Wort.
Ich finde solche Dokus über wirklich prägende Mensche des Biz wesentlich interessanter als die X-te Präsentation über Branjelina und ihr 23. adoptiertes Kind. Es verwundert zwar, das ein Schundfilmer (im positiven Sinne) wie Corman eine Doku über sein Leben auf dem Anspruchssender Arte gesendet bekommt, ist aber mit Sicherheit besser als das zeitgleich laufende Dschungelgedöns.
Corman ist ja bekannt dafür mit einem extremsten Minimum an Aufwand massenhaft Filme zu produzieren oder selbst Regie dabei zu führen. Die Gäste erzählen da wirklich die dollsten Geschichten, das er selbst die LKWs auslud um den Arbeitern eine Stunde Lohn weniger zahlen zu müssen, oder er seine frisch Verlobte sechs Tage im Unklaren ließ, um sich ein Überseegespräch zu sparen. Von den kärglichen Drehumständen und Nebensächlichkeiten wie die Unterbringung der Crew, Versorgung oder gar Drehgenehmigungen ganz zu schweigen. Hier gibts wirklich haufenweise spaßiger Anekdoten über Filmdrehs, von denen Amnesty International und offizielle Behörden besser nichts wissen sollten.
Dafür das Corman dutzendfach, wie der Titel schon sagt, sehr viele reißerische Streifen auf die Menschheit losgelassen hat, wirkt er aber wie der nette, unscheinbare Typ von nebenan und wirkt von der Art und vom Aussehen wie der Zwillingsbruder von Hugh Hefner. Stolz ist er natürlich auf seinen Ehrenoscar den er unlängst bekommen hat, aber vor allem auf die Tatsache, das seine Filme stets ihre kosten eingespielt hatten, mit lediglich einer Ausnahme, ein Rassismusdrama in den Südstaaten und vielleicht bester selbst produzierter Film der Karriere, die dem jungen William Shatner den Einstieg in die Branche ermöglicht, was dieser auch recht ausführlich darlegt.
Überhaupt ließ man bei der Auswahl der Interviewgäste keinerlei Wünsche offen. Da ist das who is who Hollywoods mit dabei. Besonders in Gesprächslaune war da Jack Nickolson, der entspannt auf dem Sofa seine Zigarette qualmt und offen gesteht, das seine Corman Filme alle Mist waren, aber dies im nettesten und amüsantesten Ton der möglich ist. Aber auch die anderen Stars äußern sich durchweg positiv, schließlich haben sehr viele heutiger Größen in der Corman Schule ihren Einstieg und die Karriere zu verdanken.
Von mir aus könnte es gerne mehr Dokumentationen dieser Art geben. Die B-Movie Welt hält ja noch genügend schillernde Gestalten bereit wie Jim Wynorski, Lucio Fulci und viele mehr. Die knapp 90 Minuten gingen jedenfalls locker flockig vorbei und bieten wesentlich mehr Humor, als so die durchschnittliche Hollywood Komödie.
8/10