Campen war schon immer gefährlich, vor allem in den Weiten der USA, wo außer Rednecks wahrscheinlich noch jede Menge unentdeckter Monster herumlaufen. So etwas lässt sich leicht als Found Footage verkaufen, vor allem, wenn nur 16.000 Dollar Budget drin sind und dennoch etwas „fürs Auge“ geboten werden soll…
Ryan, Brett, Abi und Ashley fahren also mit dem Wohnmobil in den Wald, um einige Meter entfernt ihre Zelte aufzuschlagen. Nachts erklingen fremdartige Schreie, doch man entschließt sich zu bleiben. Bis jemand aus der Gruppe spurlos verschwindet…
Zu Beginn ist die Sache mit der Handkamera ja noch ganz erträglich, wenn auch eine mächtige Kontrastarmut festzustellen ist und die Blickwinkel nicht immer optimal gewählt sind. Was genau Ryan mit seiner Kamera dokumentieren wollte, bleibt hingegen ungewiss, denn im Grunde filmt er jeden Müll, jede Art von Redundanz und geht damit seinen Freunden schon bald auf den Keks. Ein Lagerfeuer, Gesaufe, ein fremdartiger Schrei aus einiger Entfernung und merkwürdige Schemen in einer Schlucht lassen zunächst noch hoffen, es mit einer äußerst unheimlichen Kreatur zu tun zu bekommen.
Doch spätestens als die zweite Person spurlos verschwindet und die beiden Damen allein mit der Kamera im halb zerstörten Wohnmobil zurückbleiben, artet die Sache aus. Es folgen rund zwanzig Minuten hysterisches Gekreische und das so ziemlich dämlichste Verhalten seit Found Footage. Die beiden fliehen vor, sagen wir mal, einer zunächst nicht im Bild erfassten Kreatur, finden nach einigem Gelaufe sichere vier Wände, um diese kurz darauf wieder zu verlassen, obgleich hier solide Schutzbedingungen gewesen wären. Gleichermaßen erschließt sich nicht, warum der Akku ewig hält und die Lampe der Kamera heller leuchtet als eine Taschenlampe, während die Frau, die eigentlich gar nichts im nächtlichen Dunkel sieht, blindlings als Erste drauf los läuft.
Gibt es im ersten Drittel zumindest noch atmosphärische Ansätze, Momente, die ein wenig spooky erscheinen, verkommt die zweite Hälfte zu einer blinden Hatz, bei der zudem noch ein merkwürdiges Territorium betreten wird. So ziemlich willkürlich und planlos werden alle erdenklichen Bedrohungen in einen Topf geworfen, während die Kamera nach und nach ihren Geist aufgibt und komischerweise nur noch mitgeführt wird, um etwas Licht zu haben, jedoch so dermaßen geschüttelt, gewackelt und herum gerissen wird, dass einem beim nächtlichen Jagd-Wirrwarr fast die Augen tränen.
Dennoch dürfte dies noch lange nicht der letzte Streifen mit Wackelkamera gewesen sein, denn was einst mit „Blair Witch Projekt“ seinen großen Triumph feierte, wird mittlerweile in allen erdenklichen Lebenslagen aufgegriffen, - ob bei der Hochzeitsfeier, der Doku über die Feuerwehr oder in Wohnungen, in denen Paranormales vorherrscht.
Hier hingegen ist kein wirkliches Konzept auszumachen, denn am Ende fragt man sich tatsächlich, wofür denn nun der titelgebende Beweis im Wald erbracht wurde.
Amateurhaft zusammengeschustert, mit viel Hektik, zahlreichen Logiklücken und einigen Gore-Effekten angereichert, bietet „Evidence“ einen recht anstrengenden Trip mit einer enttäuschenden Pointe. Nur etwas für Hardcorefans von Wackelbildern.
3 von 10