Ende der 70er Jahre war die Blütezeit des italienischen Polizeifilms schon wieder vorbei, und die dort ansässigen Regisseure widmeten sich nach Western, Gialli, diversem Exploitationkram, Zombies und Kannibalen sowie ebenjenem Genre fortan hauptsächlich mehr oder weniger obskuren Slasher- und Horror-Ripoffs, die nicht selten in schlechte Trash-Gefilde (oh ja, es gibt auch gute) abdrifteten. Von „Hunted City“ hatte ich deshalb nicht viel erwartet – umso erfreulicher, dass ich kein Abfallprodukt zu sehen bekam, sondern eine nette Zusammenfassung von dem, was derartige Streifen ausmacht.
Kommissar Ferro reitet in Mailand ein, um einer Serie öffentlicher Hinrichtungen nachzugehen, und bekommt am Bahnhof erst mal eine Tasche vor den Latz geknallt, in dem sich ein Wolfskopf befindet. Damit sind die Fronten gleich geklärt: die Schurken wissen dass Mr. Superbulle in der Stadt ist, und der weiß dass ihm eine heiße Zeit bevorsteht. Ihm ist auch klar, dass die Mafia ausnahmsweise nichts damit zu tun hat, nicht nur weil die einen Pferdekopf verwendet hätte, sondern weil sein Patenkumpel Don Alfonso ihm versichert dass jemand anderes hinter den Anschlägen steckt. Aha, na dann wird das wohl auch stimmen (in diesem Fall ist es wirklich so). Wer im Hintergrund die Fäden zieht, ist dem Zuschauer nach 10 Minuten klar, und auch wenn Ferro gut 80 Minuten länger für die Aufklärung braucht, tut das dem Unterhaltungsfaktor keinen Abbruch, da es bei ähnlichen und guten Filmen oft genauso ist.
Maurizio Merli ist in meinen Augen die Idealbesetzung für den aufräumenden Ordnungshüter (Fans von Franco Nero mögen mir diese Einschätzung verzeihen), und den aufgedunsenen Mario Merola finde ich als etwas schleimigen Gegenpart auch gut gewählt. Der dritte Hauptdarsteller ist ganz klar der Score von Stelvio Cipriani, der zwischen getragenen Klängen und treibenden Uptempo-Sounds lässig hin und her switcht. Die Action steht hier nicht im Vordergrund, aber wenn es einmal losgeht, dann richtig. Anstatt menschenverachtender Sprüche seitens schäbiger Halunken und Respekt einflößenden Ansagen der Staatsmacht regnet es hier auf beiden Seiten süffisante Kommentare am laufenden Band. Das war trotz konventionellem Aufbau mal was Anderes, und die Tatsache dass der Film mehr durch gediegenes Ambiente besticht und weniger durch Sex and Crime, befördert ihn locker ins obere Genredrittel – 7/10.