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Nach seinem Durchbruch in „The Big Boss“ bekam Bruce Lee in „Fist of Fury“ seine zweite Leinwandhauptrolle – einer von den vier ’richtigen’ Bruce Lee Filmen.
Chen Zhen (Bruce Lee) ist Kämpfer, fünfter Schüler einer Legende und Meister seines Faches – doch als er nach Shanghai zurückkehrt, kann er nur noch der Beerdigung seines Meisters beiwohnen. Der soll angeblich an einer Lungenentzündung gestorben sein, doch das will Chen nicht glauben – mit Recht, denn eine japanische Kampfsportschule steckt dahinter. „Fist of Fury“ spielt zur Besetzung Chinas durch die Japaner und macht dabei einen auf patriotisch.
Bald kreuzen die rivalisierenden Schmierlappen in der Schule auf und beleidigen die Anwesenden, doch im Wissen um die Vorherrschaft der Japaner tun die Anwesenden nichts. Doch Chen startet darauf einen Privatkrieg mit den Rivalen…

„Fist of Fury“ ist kein großartiger Storyfilm, die Geschichte um den Klassen- und Rassenkampf bietet kaum großartige Twists, ist vielmehr das alte Lied von Vergeltung und Heroismus, das aber relativ temporeich erzählt. Chen macht Ärger, muss sich verstecken und in Verkleidungen gegen die Japaner vorgehen, parallel dazu bedrohen diese seine Schule – was natürlich in einer großen Keilerei endet. Der Subplot um Chens Love Interest wird da nebenher abgehandelt und hätte fast komplett weggelassen werden können und auch die Beleuchtung politischer Hintergründe dient in erster Linie dazu die Japaner zu diskreditieren.
Denn Vorwürfe des Rassismus muss sich „Fist of Fury“ klar gefallen lassen: Die Japaner sind allesamt mörderische, überhebliche Intriganten, die Chinesen edel, aufopfernd und sanft – bis auf einige Volksverräter, die direkt als rückgratlose, schleimige Kriecher dargestellt werden. Deren Leichen platziert man dann auch bevorzugt auf offener Straße, um sie als Verräter zu brandmarken. Auch die Szene am Park, in dem keine Hunde und Chinesen erlaubt sind, ist vor allem Propaganda, doch sie ist immerhin mit einer Kampfszene verbunden. Tatsächlich funkt die politische Haltung „Fist of Fury“ nur einmal unschön ins Getriebe, nämlich wenn man an den eigentlichen Showdown noch mehrere Minuten anschließt, in denen sich Chen für die Schule opfert, während die bösen Japaner ungeschoren davonkommen.
Doch hauptsächlich geht es bei „Fist of Fury“ um Action, die in der Mitte etwas dünn gesät ist, aber dafür werden zu Beginn und Ende des Films töfte Keilereien geboten. Chen pflügt sich mit einem Nunchaku durch einen Dojo voller Gegner, bezwingt diverse Kung Fu Meister oder verprügelt mit bloßen Händen größere Gegnerhorden. Alles mit einigen netten Härten und toll choreographiert, weshalb einige Szenen dann auch in „Kiss of the Dragon“ und „Kill Bill Vol.1“ zitiert wurden. Schade nur, dass der Fight gegen den Obermotz gar nicht so lang ausfällt, gegen den Russen vor ihm kämpft Chen dann länger – da wusste das Remake „Fist of Legend“, wie man sich noch effektiver steigert.

Natürlich hat „Fist of Fury“ einige Eigenheiten des chinesischen Kung Fu Films, im Westen gern abschätzig (und an sich inkorrekt) Eastern betitelt. So muss man viel Gekreische und Gepose in den Kämpfen über sich ergehen lassen. Auch einige Spezialeffekte sind sehr durchschaubar, z.B. wenn Chen ganz offensichtlich zwei Puppen und keine realen Gegner am Schopf durch die Gegend schleudert – dies war damals sicher nicht besser zu tricksen, aber vielleicht hätte man die Szene besser gelassen. Irgendwie putzig sind die im Studio entstandenen Gartenszenen, bei denen man noch überdeutlich die Kanten der künstlichen Rasenplatten sieht.
Schauspielerisch ist Bruce Lee kein Titan, eher ein Stoneface, aber eines muss man ihm lassen: Er hat viel Ausstrahlung neben seinen körperlichen Fähigkeiten, was ihn von so manchem Action-Flachkopf unterscheidet. Solide ist der Support-Cast, wenngleich kaum einer im Gedächtnis bleibt.

„Fist of Fury“ ist simpel, politisch inkorrekt und teilweise etwas antiquiert – und doch ein unterhaltsamer, kurzweiliger Kampfsportfilm, der seinen eigenen, leicht naiven Charme hat. In der Mitte wird es etwas actionarm, doch choreographisch ist das Gebotene echt top. Eine runde Sache.

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