Marcel Walz ist zweifelsohne kein Meister der Nachwuchsfilmer. Im Amateurfilmbereich mag er ein nennenswerter Filmemacher zu sein, doch sein Handwerk versteht er sogar hier nicht Recht. Ein anfangs interessantes Drehbuch wird von einem übereifrigen Ende eingeholt und bis dahin von untalentierten Darstelllern gehemmt und in den Schatten gerückt.
Vor allem Selin Deveci, die bisher lediglich Theater- und Bühnenerfahrung hat blamiert sich eher, als dass sie sich gut präsentiert. Ihr Charakter mag interessante Eigenschaften besitzen, jedoch ist ihr Spiel überdimensional was Gestik angeht und emotionslos was Ausdruck angeht.
Auch der zweite Bösewicht Morad Azzaaoui geht leider etwas unter. Gehemmt, zurückhaltend und mit erschreckend übertrieben klarer Sprache hat der Regisseur hier einen an sich talentierten Schauspieler zu einer kleinen Witzfigur gemacht. In seiner letzten Szene neigt Azzaaoui schließlich zu einem extremen Gesichtsausdruck, der das ganze leider noch etwas unterstreicht und der Szene ungewollt Witz verleiht.
Annika Strauß, die ihren Namen sowieso scheinbar für jede schlechte Independent Produktion hergibt, spielt teilweise recht akzeptabel, neigt jedoch wie viele andere oft zum Overacting.
Der Lichtblick bei der Besetzung ist die vierte Hauptrolle – dargestellt von Alex Anasuya. Anasuya neigt zwar dann und wann zur Ausdruckslosigkeit, doch im Gegensatz zu den anderen drei Hauptdarstellern ist sie kein überwiegender Reinfall.
Der größte Reinfall ist und bleibt jedoch der Regisseur selbst. Aus seinem an sich interessanten Drehbuch, das zwar oft an „The Strangers“ oder „Funny Games“ erinnert, hat er einen kleinen Trashtrip gezaubert, der nicht über typischen Youtube-Charme hinweg kommt. Das Prädikat „Uwe Boll presents“ ist hier auch keine Auszeichnung, doch für Walz scheint dies eine große Anerkennung zu sein – schade, da nimmt sich der teilweise talentierte Regisseur ein falsches Vorbild, denn anstatt einen weiteren Folterporno zu zaubern, hätte „Schlaraffenhaus“ ein düsterer Folterthriller werden können – wenn man lediglich die Verstümmelungen weniger gezeigt hätte und der Atmosphäre (vor allem einer guten Ausleuchtung) mehr Beachtung geschenkt hätte.
Fazit: Marcel Walz hat zwar mit „Schlaraffenhaus“ seinen besten Film abgeliefert, aber das ist bei seiner Filmografie auch nicht sonderlich schwer. Walz sollte sich nicht einen Uwe Boll als Vorbild nehmen, sondern sich lieber an Regisseuren orientieren, die einen Funken Anspruch an sich selbst und ihre Produktionen stellen. 2/10