Marcel Walz, einer der bekanntesten Namen im Amateurbereich hatte damals mit La Petite Mort seinen Durchbruch in der Szene. Danach folgten mit Popular und Avantgarde, zwei Filme, die von der Szene leider nicht so gut angenommen worden. Nun steht mit Schlaraffenhaus der aktuelle Film von ihm in den Startlöchern. Wird er an seinen Erfolg von La Petite Mort anschließen können?
Die junge Psychologiestundentin Maria lebt zusammen mit ihrem Vater in dessen Villa. Nach dem Tod der Mutter verließ Marias Schwester Kira die Familie. Seitdem trinkt der Vater auf Grund des Verlustes zweier seiner wichtigsten Menschen und Maria versucht, das Ganze bestmöglich zu bewältigen. Doch eines Tages taucht die verloren geglaubte Tochter wieder auf. Allerdings wird die erste Nacht zum absoluten Horror für alle Beteiligten…
Zur Story möchte ich nicht zu viel sagen, denn der Film bietet einiges an Wendungen und sehr guten Einfällen. Daher wäre es schade noch mehr zu sagen. Selten konnte ein Amateurfilm im Bereich der Story so überzeugen wie Schlaraffenhaus. Da man immer wieder denkt, man weiß was als nächstes passiert und dann doch wieder eines besseren belehrt wird. Die Schauspieler sind bis auf Annika Strauss alles eher unbekannte Gesichter, wobei dies keineswegs schlecht ist. Alle Schauspieler agieren glaubhaft und wissen zu überzeugen. Allen voran natürlich Annika Strauss, die ja schon zur festen Größe im Genre zählt und mit Schlaraffenhaus zeigt sie auch, dass sie dies zu Recht ist. Zudem muss man allerdings auch noch die Leistung von Selin Deveci erwähnen, welche die Rolle der Bösen einfach grandios rüberbringt und im Zuschauer eine Angst erzeugt, welche sich gewaschen hat.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Schlaraffenhaus eine sehr dichte Atmosphäre bietet und den Zuschauer sofort in den Bann zieht. Allein das Haus ist wunderschön, doch zugleich auch beängstigend auf Grund seiner immensen Größe und seines Anblicks, welches sehr finster wirkt. Spätestens aber ab der Hälfte des Films steigt die Spannung rapide an und man ist gefangen im Schlaraffenhaus. Hierzu trägt natürlich auch die Musik, welche von der Genregröße Michael Donner beigesteuert wurde, ihren Anteil dazu bei. Man muss einfach sagen, dass Herr Donner wirklich weiß wie man die Musik einsetzt und wie man Atmosphäre erzeugt.
Zudem möchte ich noch etwas ganz besonderes ansprechen und zwar die Kameraführung, sowie den Schnitt. Wenn man an deutsche Amateurfilme denkt, dann denkt man nicht ganz optimale Kameraführung und schwächeres Bild als bei den normalen Hollywoodfilmen. Herr Walz hatte es bisher in dem Bereich eigentlich immer geschafft zu überzeugen, besonders in Avantgarde konnte man sehen, dass nicht mehr viel fehlt, um mit einem „richtigen“ Film mitzuhalten. In Schlaraffenhaus nun hat er es geschafft und einen Film erschaffen, der sich nicht hinter anderen Horrorfilmen aus Deutschland oder den USA zu verstecken braucht. Die Effekte kommen diesmal von Stefan Svahn, welcher einigen Fans sicherlich ein Begriff sein dürfte. Die Effekte sind sehr gut geworden, aber man darf sich hier keinen La Petite Mort 2 vorstellen, sondern eher einen Suspense Thriller mit einigen harten Kills. Man sollte sich von dieser Tatsache allerdings nicht abschrecken lassen, denn Schlaraffenhaus funktioniert hervorragend auch ohne viel Gore und alleine das ist für die Szene ein Schritt nach vorne. Natürlich wollen viele Fans Gore sehen und das wird auch berücksichtigt, allerdings wirkt dieser nie selbstzweckhaft und kann daher auch durch Glaubhaftigkeit begeistern. Im Oktober wird aller Voraussicht dann die deutsche Kaufdvd erscheinen. Die Frage wird nun sein, ob der Film auf DVD auch Uncut sein wird. Meiner Meinung nach stehen die Chancen dafür nicht schlecht, da die Goreszenen nie zu extrem und nicht zu menschenverachtend geraten sind. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen für eine Uncut DVD, damit viele Leute diesen Film genießen können und vor allem, da Herr Walz es mit diesem Film geschafft hat, dass Amateurgenre zu verlassen und einen Film zu kreieren der die breite Masse für sich gewinnen kann.
Fazit: Grandioser Suspensethriller mit grandiosen Schauspielern und einer Story, die wirklich überraschen konnte. Ganz klare Empfehlung.
Objektive Wertung: 8/10 Punkten
Meine Wertung: 9,5/10 Punkten