"Captain America: The First Avenger" ist ein weiterer Beitrag der Marvel-Schmiede, der dichtgedrängt mit "Thor" und "Iron Man 2" ins Kino gebracht wurde, um letztlich die Avengers vollständig zu machen. Ich bin absolut kein Comic-Fan und habe noch nie eine Papiervorlage zu Captain America in den Händen gehalten. Der Film ist aber natürlich nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Comicverfilmung zu betrachten.
Insgesamt wirkt "The First Avenger" wie ein etwas infantiler Genrebeitrag, der Hauptsächlich an seiner Hauptfigur krankt. Aus europäischer Sicht wirkt diese schlicht wie eine naive Verkörperung eines uns fremden Patriotismus. Und die filmische Umsetzung versucht scheinbar auch gar nicht, den Charakter der Vorlage großartig zu verändern. Jedenfalls gewinnt man diesen Eindruck. Wenn der Comicheld auf Papier noch patriotischer, eindimensionaler und gutmeschlicher wäre, sind klar die Grenzen des Ertragbaren überschritten.
So kann man sagen, dass eine grundsätzliche Schwierigkeit darin besteht, den Stoff überhaupt adäquat und zeitgemäß umzusetzen. Und hier bin ich letztlich doch dankbar, dass man uns in diesem Fall vor diesem ansonsten immer wieder im Genre auftauchenden erzwungenen Tiefgang verschont! Denn die Ernsthaftigkeit, mit der man Figuren im Kino begegnet, die fliegen können oder sich als Fledermaus verkleiden, fängt auf Dauer an zu nerven. So blöd "Captain America" auch ist, so sehr ist er eben auch Comic: naiv, bunt, eindimensional und schlicht.
Selten wird ein distanzierter Bilckwinkel auf das idealisierte amerikanische Wertewunder geworfen und der Mut zur kritischen Auseinandersetzung mit amerikanischer Propaganda fehlt gänzlich, wäre aber gerade bei dieser Figur ein interessanter Aspekt gewesen, hätte Sie aber auch untergraben.
Zur Freigabe:
Unerhört finde ich hier die vorgenommene Freigabe mit FSK 12. Die unkritische Gut-Böse-Geschichte und die recht expliziten Gewaltdarstellungen dieses filmischen Simpels ergeben zusammengenommen einen Film, der trotz seines Genres Gewalt verherrlicht und sehr unreflektiert auf den Zuschauer loslässt. Blutige Einschüsse gibt es zahlreiche, ein blutiger Kopfschuss wird in Nahaufnahme gezeigt und zuletzt ein von einem Propeller pürierter Soldat.
Die FSK ist ein wirtschaftliches Steuerinstrument und als pädagogische Instanz leider inkompetent. So kann man stets davon ausgehen, dass Filme großer Studios viel zu niedrig eingestufte Freigaben erhalten. Die Beispiele dafür sind zahlreich. Die willkürliche Handhabe ermöglicht es der FSK, die zahlende Zielgruppe beliebig zu vergrößern oder zu verkleinern. Ebenso ist die Möglichkeit eines Vertriebs, eine FSK 18 zu beantragen ein Trick, bestimmte Käufer anzulocken, die einen erhöhten Gewaltgrad erwarten und nicht geliefert bekommen. Besonders im billigen Horror Direct-To-Video-Segment.
Filme mit einer FSK ohne Beschränkung sind für Kinder unter sechs Jahren oftmals nicht zu empfehlen. Gerade da sollte besondere Vorsicht walten und ein vierjähriges Kind ist oftmals von Filmen mit dieser Freigabe vor den Kopf gestoßen.
Insgesamt muss der FSK eine pädagogisch verantwortungsvolle Arbeit abgesprochen werden. Ernst muss man und darf man sie nicht nehmen.
Fazit
"The First Avenger ist ein naiver und schlichter Beitrag zum Genre der Comic-Verfilmungen, der in seiner bunten Erscheinung die niedrigen Erwartungen an das Genre erfüllt. Effekte und Sound machen den größten Teil aus, die Charakterzeichnung ist bedingt durch die Vorlage kaum möglich und kitschig bis zum Anschlag und der Film recht altmodisch im Gesamteindruck. Trotz der Naivität ist der Film für Kinder und junge Jugendliche kaum geeignet, da der Gewaltgrad empfunden unnötig hoch ist, was dem plakativen und infantilen Treiben eigentlich gar nicht zu Gesicht steht.
Oberflächliche und bunte Unterhaltung ohne den Anspruch, irgendwie mehr sein zu wollen. Eine Pflichterfüllung mit wenig Liebe zum Stoff.