Anscheinend haben manche deutsche Vertriebe nichts besseres zu tun, als sich für einen englischsprachigen Titel einen neuen englischsprachigen Titel einfallen zu lassen, der nebenher auf eine völlig falsche Fährte lockt, denn mit dem berühmten Sylvestersketch mit Freddy Frinton hat die Geschichte genauso wenig gemein, wie ein Abendessen für nur eine Person.
John Taylor (Clayne Crawford) trifft an einem Tag zwei fatale Entscheidungen: Erst raubt er eine Bank aus und wird dabei am Fuß verletzt und als er untertauchen will, weil sein Gesicht bereits in den Nachrichten zu sehen ist, sucht er sich das falsche Haus aus. Denn der Besitzer Warwick Wilson (David Hyde Pierce) ist ein äußerst durchtriebener Gastgeber, dem nebenher ein paar massive psychische Probleme anhaften…
Regisseur und Autor Nick Tomnay drehte bereits den Kurzfilm „The Host“, den er nun auf Spielfilmlänge brachte. Lediglich im Mittelteil schimmert die ursprüngliche Idee ein wenig durch, als die Handlung zu wenig variiert und die Kontinuität der Erzählung etwas ins Stocken gerät, denn ansonsten liefert er ein überraschendes Kammerspiel, irgendwo zwischen schwarzer Komödie und Thriller mit leichten Anleihen an Hitchcock.
Die Geschichte steigt direkt nach dem Überfall ein, von dem man nur durch kleine Flashbacks ein paar Details serviert bekommt. John humpelt, will sich Medizin im Gemischtwarenladen kaufen und wird prompt in einen Überfall hineingerissen, - der Mann scheint stets zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Als er auf der Suche nach einem passenden Unterschlupf einen Briefkasten durchwühlt und eine Postkarte findet, hat er zumindest Anhaltspunkte, um sich als Bekannter einer Freundin auszugeben, was Warwick jedoch rasch durchschaut. Kurz darauf landet John gefesselt an einem Stuhl und wird Zeuge psychopathischen Treibens.
Allerdings tendiert die Story zu keiner Zeit zu Foltereinlagen, denn Warwick lebt diesbezüglich in einer anderen Welt und sieht, vorsichtig ausgedrückt, Begebenheiten, die sich ausschließlich in seinem Kopf abspielen, was dem Zuschauer durch zwei verschiedene Sichtwinkel recht clever inszeniert nahe gebracht wird.
Dabei ist der Wechsel der Machtverhältnisse genauso spannend zu verfolgen wie einige Wendungen in Warwicks Wohnung, obgleich der Subplot des Bankraubes zum Finale eine bedeutende Rolle spielt und zu dieser Zeit die Umgebung der Wohnung verlassen wird.
Gekonnt spielt Tomnay mit einigen Versatzstücken des Genres und lässt dabei nie die humorige Note aus dem Auge, etwa als eine neugierige Nachbarin vorbeischaut und eine angemessene Gummimaske herhalten muss oder ein typisches Partygeschehen mit viel Sinn für spaßige Übertreibungen auf die Spitze getrieben wird („Car Wash“).
Viel ruht dabei auf den Schultern von David Hyde Pierce, der den Gastgeber unglaublich facettenreich performt. So kann aus einem leicht tuckig wirkenden Hygienepedanten ein selbstverliebter Partyhengst werden, der im nächsten Augenblick wie ein unkontrollierbarer Serienkiller auftritt, obgleich Warwick zu jeder Zeit die Contenance bewahrt.
Auch Crawford performt recht gut, doch gegen die Meisterleistung seines Schauspielkollegen kommt er zu keiner Zeit an.
„The Perfect Host“ überzeugt primär durch seine zahlreichen Wendungen und den schauspielerischen Leistungen, unterhält mit einer guten Mischung aus Suspense und Humor, er leidet jedoch unter kleinen Logiklücken und bedarf definitiv einer zweiten Sichtung, um die kleinen Gimmicks am Rande halbwegs sinnvoll zu entschlüsseln. Denn entweder das Drehbuch enthält kleine Mankos oder gar hanebüchene Aspekte oder der Kritiker konnte sich nicht zwischen Rotwein und Weißwein entscheiden…
7 von 10