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Eine ganz normale Familie scheinen sie zu sein, diese Smiths, Mutter Marilyn, Vater Matt, die Kinder Gloria und Quentin, die ihr Leben in einem etwas einsamen Haus im Mittleren Westen der USA führen. Keiner kann ahnen, dass sie hinter ihren vier Wänden auch ein düsteres Geheimnis hüten, das keiner jemals erfahren darf. Das gelingt auch gut. Bis den Smiths eines Abends unvermittelt ein Fremder seine Aufwartung macht. Seine Absichten sind unklar, aber keinesfalls lauter. Ungewiss ist nur, wer genau vor wem Todesangst haben muss.


Wohin man auch schaut, "The Bleeding House" erntet doch eher negative Kritiken, was ich persönlich irgendwie nicht so ganz nachvollziehen kann. Sicher, mit der hohen Alterseinstufung wird der Zuschauer einmal mehr in eine vollkommen falsche Richtung gedrängt und erwartet höchstwahrscheinlich ein blutiges-und brutales Spektakel, was die Geschichte des Filmes aber überhaupt nicht hergibt. Statt eines waschechten Horror-Filmes wird man nämlich mit einem sehr ansehnlichen Horror-Thriller konfrontiert, der seine Stärken ganz eindeutig im sehr gelungenen Spannungsaufbau und einer geheimnisvollen Grundstimmung hat. Dabei steht die auf den ersten Blick vollkommen normale Familie Smith im Vordergrund, die aber ganz offensichtlich ein schreckliches Geheimnis hütet, das irgendwo in deren Vergangenheit begraben scheint und zunächst auch lediglich angedeutet wird. Genau aus diesem Aspekt bezieht der Film dann auch seine eigentliche Stärke, denn Regisseur Philip Gelatt hat bei seinem Regie-Erstling sehr wohl darauf geachtet, dem Betrachter immer nur kleinere Puzzle-Teilchen zu präsentieren, die sich erst im Laufe der Zeit zu einem Gesamtbild zusammen zu fügen, das dann am Ende keinerlei Fragen offen lässt. Die Erzählweise des Ganzen mag manch einem dabei etwas behäbig und lahm vorkommen, betrachtet man die Ereignisse aber einmal etwas genauer, so entfaltet sich sehr wohl ein intensives Gefühl, das einen bis zum Ende bei der Stange hält.

Mit zunehmender Laufzeit kristallisiert sich immer mehr heraus, das die junge Gloria der Dreh-und Angelpunkt der ganzen Chose ist und die restlichen Familienmitglieder doch eher in den Hintergrund geraten. Dies offenbart sich dann auch mit dem Erscheinen des ominösen Fremden Nick, der scheinbar vollkommen zufällig bei der Familie auftaucht, sich aber im Endeffekt als offensichtlich psychopathischer Mörder zu erkennen gibt. Und so entwickelt sich immer mehr ein waschechter Home Invasion-Thriller, der jedoch im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern keinesfalls durch übertriebene Härte ins Auge fällt, sondern viel eher relativ dialoglastig daher kommt. Sicherlich ist das nicht jedermanns Sache, doch teilweise vorhandene zynische Spitzen und auch ein Hauch von Sarkasmus konfrontieren einen mit hörenswerten Dialogen, die streckenweise auch einen ziemlich makaberen Humor offenbaren. Es entsteht also eine durchaus sehenswerte Mixtur, die in regelmäßigen Abständen auch immer wieder einmal nett anzuschauende Szenen beinhaltet, in denen man einige handgemachte Effekte zu sehen bekommt. Gänzlich ohne härte kommt der Film dann also doch nicht aus, nur sollte man diese keinesfalls im Überfluss erwarten, was allerdings auch überhaupt nicht in das Szenario hineingepasst hätte.

Mit der Zeit läuft alles auf ein ziemlich perfides Katz-und Mausspiel zwischen Nick und Gloria hinaus denn immer mehr wird erkennbar, das der gute Mann ganz bestimmte Absichten bei der Tochter des Hauses hegt, die zunächst jedoch eher schwammig in Erscheinung treten. Erst zum Ende hin lüftet sich der Schleier und alle zuvor aufgekommenen Fragen werden beantwortet, wobei Philip Gelatt seiner eingeschlagenen Linie jederzeit treu bleibt und somit keinerlei spektakuläre Phasen eingebaut hat, die den Film künstlich aufputschen würden. Was für manch einen anscheinend langweilig und uninteressant erscheinen mag, ist auf den zweiten Blick ein äußerst gut aufgebauter Horror-Thriller, der seine Stärken vielmehr in einer geheimnisvollen Atmosphäre und einer bedächtigen Erzählweise sucht, als das er den Zuschauer mit brachialer Gewalt konfrontieren würde. Für Liebhaber der harten Gangart also weniger geeignet, dürfte "The Bleeding House" jedoch für alle anderen durchaus einen Blick wert sein, denn der subtil in Erscheinung tretende Horror und ein glänzend aufgelegter Patrick Been in der Rolle des wortgewandten Psychopathen sind schon ausreichende Gründe, sich dieses Regie-Debüt einmal zu Gemüte zu führen. Wenn man sich nämlich einmal auf die Geschichte einlässt, dann wird man mit einer kleinen, aber sehenswerten Produktion belohnt, die definitiv besser ausgefallen ist als manche Kritik es eventuell vermuten lässt.

Wie dem aber auch sei, die hohe Alterseinstufung und der zusätzliche Uncut Vermerk auf dem deutschen DVD-Cover führen sicherlich manch einen in eine vollkommen falsche Richtung, so das man mit einer überzogenen Erwartungshaltung an die Geschichte herangeht. Das dann am Ende eher Ernüchterung einkehrt ist nachvollziehbar, einen Film deswegen allerdings gnadenlos schlecht zu machen ist nicht gerechtfertigt. Schließlich sollte mittlerweile jeder wissen, das es sich bei diversen Ankündigungen auf einem DVD-Cover lediglich um eine Marketing-Strategie handelt, um das jeweilige Produkt für den Verbraucher interessanter zu machen. So sollte man sich also zumindest ein gewisses Maß an Objektivität bewahren und "The Bleeding House" als das bewerten was der Film letztendlich ist, nämlich ein zugegebenermaßen eher ruhiger, aber dennoch intensiver Home Invasion Film, der in Sachen Spannung durchaus zu überzeugen weiß.


Fazit:


Wenn man sich nicht von einigen vernichtenden Kritiken blenden lässt und vorurteilsfrei an die Geschichte herangeht, dann wird man mit einer sehenswerten Produktion belohnt, die jederzeit für einen gemütlichen Film-Abend zu empfehlen ist. Freunde der härteren Schiene sollten aber die Finger von der DVD lassen, denn in dieser Beziehung wird bis auf wenige Ausnahmen nicht viel geboten.


7/10

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