Für Regieneulinge im Horrorbereich gibt es zwei Methoden des Scheiterns: Entweder sie drehen ihren Zombiefilm oder Slasher, der sich keinen Deut von der breiten Masse unterscheidet oder sie nehmen sich zuviel vor und können kaum einem ihrer hohen Ziele gerecht werden. Autor und Regisseur Philip Gelatt findet demgegenüber die goldene Mitte, indem er einen Psychothriller präsentiert, welcher durch den kammerspielartigen Charakter ein wenig minimalistisch daherkommt, jedoch mit seiner sonderbar verschrobenen Atmosphäre punktet.
Familie Smith wohnt mit ihren erwachsenen Kindern Gloria und Quentin abgelegen im Wald und scheint das Haus nur selten zu verlassen. Als Nick, ein Fremder auf Durchreise, wegen einer angeblichen Autopanne bei ihnen klingelt, ahnt noch niemand etwas von den düsteren Geheimnissen des anderen...
Im Subgenre des Home-Invasion-Films ist die Prämisse nicht neu, dass böse Gestalten bei Leuten eindringen, welche sich als noch fieser entpuppen. Hier ist indes nicht gleich klar, welches Geheimnis die Vergangenheit der Familie umgibt, auch wenn kurze Inserts eines brennenden Hauses auf einen bestimmten Hintergrund deuten. Die im Ort gemiedene Familie scheint auf den ersten Blick recht durchschnittlich: Dad war offenbar mal Anwalt, Mutter malt auf dem Dachboden, Quentin trifft seine Freundin, nur Gloria erscheint ein wenig entrückt, während in ihrem Zimmer aufgespießte Insekten an der Wand bereits einen Einblick in ihre gestörte Seele preisgeben.
Der wortgewandte, adrett gekleidete Gast tritt derweil auffallend aufgeschlossen auf und es ist natürlich nur eine Frage der Zeit, bis dieser sein wahres Gesicht zeigt und die mitgebrachten Absichten offenbart. Gelatt spielt dabei recht geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, welcher eventuell eine Eskalation der Gewalt anpeilt, möglicherweise in Form von Foltereinlagen. Dabei prallen zwei Parteien aufeinander, welche gewalttätige Eingriffe mit einer gewissen Selbstverständlichkeit ausüben, so dass diese umso eindringlicher wirkt, was sich im Kontext mit dem beinahe romantisch klingenden Score unweigerlich auf die ungewöhnliche Stimmung auswirkt.
Obgleich einiger zynischer Spitzen versäumt Gelatt es allerdings, die beiden Hauptfiguren etwas intensiver zu durchleuchten. Sind diese anfangs noch mit einigen Fragezeichen umgeben, so überraschen nachfolgende Handlungen nur selten und auch der Showdown wirkt, trotz seiner kleinen Wendungen, über weite Teile erahnbar. So gestaltet sich das letzte Drittel relativ konventionell, was in Anbetracht der zuvor aufgebauten Spannung ein wenig schade ist.
Die übliche Schlachtplatte sollten Genrefans also nicht anvisieren, obgleich ein paar handgemachte Splattereffekte auszumachen sind. Zwar wird die Geschichte ohne sonderliche Schnörkel erzählt, doch sie wird vergleichsweise unaufgeregt vorgetragen und dosiert etwaige Konfrontationen eher sparsam, anstatt mit dem Holzhammer zuzuschlagen. Die passablen Leistungen nahezu aller Darsteller und die solide handwerkliche Umsetzung tragen ebenfalls zum eher positiven Gesamteindruck bei.
6 von 10