Wir widmen uns heute einem Film namens "Act of Valor", einem neuen Actionstreifen aus dem Amiland. Um es schon mal vorweg zu nehmen: Der Film sollte nicht als ein künstlerisch unabhängiges Werk gesehen werden, sondern es ist ein WERBEFILM. Die meisten Schauspieler, die Requisiten, das Budget - das alles wurde vom Pentagon gestellt.
Auf eine Art ja auch verständlich, hatten sie doch früher ebenfalls schon aus Promotion-Zwecken für ihre Streitmächte Kriegsgeräte zur Verfügung gestellt, wie z. B. bei Black Hawk Down oder Konsorten. Ärgerlich nur immer, wenn die Filmemacher den Hurra-Patriotismus nicht in der Weise teilen, wie die Geldgeber im Pentagon. Und daher musste nun Filmchen gedreht werden, bei dem man selbst das Ruder in der Hand hat und kein nerviger Regisseur durch seine "unpatriotischen" Ansichten die Werbewirksamkeit torpediert.^^
Ok, wir haben's es kapiert, es ist ein Werbefilm, na und? Ist der Film trotzdem zu geniessen?
Hmm, schwierige Frage. Ich würde sagen "Jein".
Schauspielerisch bewegen sich die Darsteller (die anscheinend ja richtige Navy SEALs sein sollen) auf dem untersten Niveau. Als wäre das nicht schlimm genug, wird durch die stereotype und klischee-beladene Story das ganze noch lächerlicher, denn den Laien-Schauspielern bleibt fast nichts anderes übrig, als ihre Phrasen zu dreschen - sowas wie eine tiefere Charakterentwicklung kann hier nicht greifen. Klar, beim Pentagon sind die Leute auch entweder gut, oder sie sind böse. Wer braucht bei soviel Eindeutigkeit schon noch einen genaueren moralischen Kompass? ;-)
- Nicht-Amis mit Uniform? Unterlegene Streitkräfte aus anderen Ländern, einfach ignorieren und weiterschiessen!
- Nicht-Amis mit Kalashnikov? Unterlegene Guerilla oder Kartellstreitkräfte, sofort umlegen!
- Nicht-Amis mit Bombengürtel? Böse islamistische (so ein Zufall !^^) Terroristen, sofort umlegen!
- Amis? Fast alle Amis im Film sind entweder SEALs, oder gehören in irgendeiner anderen Weise zu den Streitkräften der U.S.A., also sind sie ausnahmslos engelsgut. Auf keinen Fall umlegen oder umlegen lassen!
Es sei noch erwähnt, dass dieser Film zwar eine Menge toter Terroristen und Kartellsoldaten zeigt, aber im ganzen Film nur ein oder zwei Amis ihr Leben aushauchen. Was daran "heroisch" oder "heldenhaft" sein soll, wenn man als amerikanischer Soldat mit einer Ausrüstung im Wert von 100.000en von Dollars, jeden lausig ausgerüsteten Mexikaner im Hawaihemd in einem Dorf abknallt, werde ich sowieso nie verstehen. Ok, natürlich schiessen Amerikaner auf keine Frau mit Kind, aber eine Frau mit Kalashnikov oder Bombengürtel sieht da schon anders aus.
Natürlich hat man es aber versucht: Oft wird versucht, die SEALs als "normale" Menschen mit Familie, Ängsten und Nöten darzustellen, was aber IMHO nicht ganz funktioniert, da das ganze viel zu eindimensional gestaltet wurde. In Amerika's Streitkräften finden sich Weisse, Rote, Schwarze Menschen, arme, reiche, dicke, dünne, etc.
"Act of Valor" sieht darüber mal hinweg und stellt die SEALs als zur unteren Mittelschicht gehörenden Masse kaukasischer Abstammung dar. Was? Oh ja, den Quotenschwarzen gibt es, aber für die Quotenfrau hat es bei den SEALs wohl nicht gereicht, bzw. es war wohl keine richtige SEAL Dame bereit, sich ebenfalls auf der Leinwand lächerlich zu machen.
Da sieht man die schwangere Ehefrau, die weinend vor Angst zusammenbricht, wenn ihr Mann die Wohnung in Richtung Spezialeinsatz verlässt. Da sieht man den ganzen Haufen zusammen am Strand grillen und Spaß haben. Und natürlich sind alle dort, jeder hat Spaß, und Beziehungskrach gibt es bei den SEALs anscheinend von Haus aus nicht, obwohl noch einmal in aller polemischer Form von einigen Charakteren darauf hingewiesen wird, dass man "daheim doch alles in Ordnung bringen müsse, und dass einem die Kameraden IMMER helfen würden, wenn es Probleme gäbe". Warum in Ordnung? Tja, weil man ansonsten ja noch abgelenkt wäre, und das geht ja gar nicht. Dumm ist nur, dass diese "Entkoppelung" des Privatlebens dem Tenor widerspricht, die SEALs so menschlich wie möglich darzustellen.
Die wenigen richtigen Schauspieler, die hier Gastrollen, bzw. Bösewichte stellen, machen ihre Sache weitestgehend in Ordnung, allerdings hatte ich nicht den Eindruck, hier sonderliche Begeisterung seitens der Darsteller zu spüren. Ist ja auch kein Wunder, wurden ihre Rollen im Film ja auch schliesslich auf flache Abziehbilder reduziert.
Ok, macht der Film auch was richtig?
Jep, das macht er: Die Actionszenen sind in der Regel flott und actionreich geschnitten, strahlen jede Menge Authentizität aus (wahrscheinlich gerade wegen der ganzen Originalrequisiten und der operativen Beratung des Militärs in Sachen militärischer Verfahrensweisen), obwohl hier manchmal auch einige Requisiten nur gezeigt werden, damit sie im Film sehen kann, ohne dass sie im Film selbst einen Bezug hätten.
Ein Beispiel: Zwei Mann bereiten sich auf einen Einsatz vor, und müssen vor dem Einsatz mit einem Mini-U-Boot aus einem grösseren Atom-U-Boot "ausparken", und dann Richtung Einsatzgebiet fahren. Die zwei Nasen sieht man den ganzen Film über nicht wieder. Warum hier ein Mini-U-Boot nötig war, weiss der Geier. Wahrscheinlich nur, um zu demonstrieren, was für tolle Spielzeuge die USA besitzt. Aber das nur am Rande.
Die Action selbst wirkt strukturiert und realistisch. Effekte und Schnitte sind erstklassig und stehen keinem Blockbuster in irgendetwas nach. Ausserdem wurde hier sehr darauf geachtet, dass der Film die aktuelle Stimmung im Feld wiederspiegelt: Man verwendete des Öfteren Gun-Cams, Einstellungen aus der Ego-Perspektive der Darsteller, eine (nicht zu) verwackelte Kamera tut ihr übriges um den Einsatz zu real wie möglich darzustellen. Farbfilter, psychedelische Kameraeinstellungen, um das Gesichtsfeld eines Sterbenden zu zeigen, etc.
Alles in Allem waren dort einige sehr talentierte Herrschaften am Werk. Der einzige Kritikpunkt dahingehend ist vielleicht, dass sich manche Einstellungen des Öfteren wiederfinden, wie z. B. die Gun-Cam. Aber ansonsten kann man an der Action in Bezug auf Handwerk und Umsetzung rein gar nichts kritisieren.
Ok, zusammenfassend kann ich folgendes sagen: Bitte, bitte, liebes Pentagon, werft Euer Geld nicht so zum Fenster raus. Für die Kohle hättet ihr leichter zwei neue Raptor Jäger angeschafft, oder - mal was ganz Neues - zur Lösung innenpolitischer Probleme eingesetzt.
Der Film ist aufgrund des Pseudo-Patriotismus, der jedesmal wieder zum Vorschein kommt, wenn die Waffen schweigen, nur sehr schwer zu ertragen. Auch wenn die Actionszenen erstklassig und authentisch rüberkommen, aber bei soviel Phrasengedresche und Propaganda muss ich leider würgen.
Ich gebe dem Film gerade noch eine 4 von 10, weil ich mich streckenweise bei den Actionszenen sehr gut unterhalten habe. Eine höhere Wertung kann ich mit mir nicht vereinbaren, denn ich war wirklich bei fast jedem zweiten Storydialog versucht, dieses hohle Dreschen von Phrasen mit Hilfe des Stop-Buttons zu beenden.
Beispiel-Phrasen:
"Du tust es für Deine Familie"
"Das sind Terroristen der alten Schule, die sind fanatisch und gewaltbereit",
"Gib das meiner Frau und sag ihr, dass ich sie liebe"
"Irgendwer muss die Leute daheim doch beschützen"
oder der Klassiker:
"Wir haben es geschafft unser Land zu verteidigen, es war nicht umsonst"