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Actionfilme mit Spezialeinheiten gab es immer wieder im US-Kino, aber einen vom Pentagon finanzierten, in dem echte Navy Seals die Hauptrolle spielen, das ist neu.
Um die Identitäten der Männer zu wahren tauchen nur ihre Rollen im Nachspann auf, wirklich auseinanderhalten kann man Leute wie Lieutenant Rorke oder Chief Dave auch kaum, die noch die nominellen Hauptfiguren unter den Seals sind, die kurz in der Eingangssequenz vorgestellt werden. Eingebettet ist das Ganze in den Brief eines Seals an den ungeborenen Sohn eines getöteten Kameraden, damit die Off-Erzählerstimme des Schreibenden immer wieder Militärplattheiten raushauen kann. Noch dazu erzählt der Vorspann „based on real acts of valor“ – wahre Begebenheiten reichen bei Navy Seals nicht aus, nein, wahre Heldentaten müssen es sein.
Während die US-Boys zu makellosen Helden stilisiert werden, wird die Gegenseite ebenso klischeehaft gezeichnet, nämlich als abgrundtief böse. Oberterrorist Abu Shabal (Jason Cottle) lernt man kennen, als dieser einen Eiswagen mit einem verängstigen Handlanger auf dem Schulhof einer internationalen Schule fährt, auf die auch der Sohn eines Politikers geht, um dann mit einer im Eiswagen versteckten Bombe nicht nur die Zielperson, sondern auch seinen Handlanger und Unmengen unschuldiger Kinder wegzubomben. Menschlichkeit, Motive, das sind Fremdworte, Terroristen sind hier böse Fantasygestalten wie Orks oder Dämonen, die müssen einfach umgelegt werden.

Als Shabal die verdeckte Ermittlerin Lisa Morales (Roselyn Sanchez) kidnappt, werden die Navy Seals um Rorke und Dave zwecks Befreiung gerufen. Das ist nur der Auftakt für eine Hatz auf den Terroristen…
Als Actionfan ist man ja an genreimmanente Heldenverehrung, Patriotismus und Männlichkeitsdarstellungen gewohnt, aber „Act of Valor“ geht so dermaßen in die Vollen, dass Filme wie „Delta Force“ und „Death before Dishonor“ daneben wie Waisenknaben aussehen: Ein einziger Seal geht drauf, natürlich in heldenhaftem Selbstopfer, während die Bösewichte fallen wie die Fliegen, der Rest des Seals überlebt schwerste Verletzungen: Selbst ein direkt von einer MG-Salve zersiebter Soldat, dem ein Auge nach dem Treffer raushängt, steht bei der obligatorischen Begräbnisszene am Ende parat und ist schon für den nächsten Einsatz bereit, ehe der Abspann zu den Klängen von Keith Urbans „For You“ beginnt – eine Ballade, die ins Ohr geht, aber unkritisch den Patriotismus tapferer US-Boys im Kampf besingt.

„Act of Valor“ beschreitet dabei nicht nur das Terrain des Propagandafilms, sondern ist in seiner Glorifizierung der Seals teilweise regelrecht problematisch: Leibwächter und fliehende Handlanger eines ehemaligen Schmugglerkönigs werden ohne Vorwarnung abgeknallt, obwohl es sich hierbei nicht um erwiesene Terroristen handelt, aber der Zweck heiligt anscheinend die Mittel. Skrupel sind eh nur hinderlich, ebenso wie heimische Probleme: In einer frühen Sequenz im Film erklärt ein Soldat seinem Kumpan, dass man alle Probleme zu Hause vorher regeln muss (natürlich mit dem Rat seiner Kameraden), ansonsten ist man beim fröhlichen Ballern und Töten nicht voll bei der Sache und das ist schlecht für die Kameraden, für die Einheit, für Amerika.
Dass man echte Navy Seals besetzt hat, mag dem Film dabei eine gewisse Authentizität geben, doch das mangelnde Schauspieltalent wird in den zwischenmenschlichen Szenen immer wieder bemerkbar – bei allen körperbetonten Momenten können die Jungs zeigen was sie können. Der Supportcast bekleckert sich auch nur bedingt mit Ruhm, Roselyn Sanchez, Jason Cottle, Nestor Serrano und Emilio Rivera spielen ihre prominenten Klischeenebenrollen routiniert runter, müssen aber vor der mangelnden Figurentiefe kapitulieren.

Doch was bei einem Actionfilm interessiert, das ist ja die Action. Und tatsächlich kann man Mike McCoy und Scott Waugh handwerklich wenig vorwerfen, einzig und allein der inflationäre Einsatz von an Ballerspiele erinnernden Egoperspektiven nervt. Doch in den Actionszenen wird mit schicker Videoclipoptik, geschicktem Zeitlupeneinsatz und dynamischen Schnitt gearbeitet. Noch dazu kommen allerlei Spielzeuge zum Einsatz, die das Pentagon lieh, und natürlich sieht es beeindruckend aus, wenn man um ein U-Boot herumtaucht und sich zum Kampfeinsatz unter Wasser bereit macht, da kann „Act of Valor“ den Genrefan schon packen.
Allerdings bringt der fast zwei Stunden lange Film es auf gerade mal drei größere Actionszenen, die auch brav jeweils ein Filmdrittel abschließen, plus ein paar kurze Nebenscharmützel, doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Befreiung Lisas, die erst in einer Autojagd und schließlich einer Kanonenbootattacke endet, dem nächtlichen Ausheben eines Terroristenlagers und dem Showdown. Dazwischen ist die Terroristenhatz recht unspannend (es kommt immer genau dann ein Hinweis für die Weltpolizei, wenn eine Location abgegrast ist) daher, vertrödelt Zeit mit pathetischen Durchhalteparolen und gestelztem Soldatengeschwafel.

Insofern ist „Act of Valor“ selbst für Actionfans ein zwiespältiges Vergnügen: Der Film ist versiert in Szene gesetzt, gerade die Shoot-Outs machen wirklich Laune, aber den 08/15-Plot, die mäßigen Darstellerleistungen und übelsten propagandistischen Ideologie-Bullshit kann das nicht ausgleichen.

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