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Einen Film wie "Act of Valor" (Heldentat) aus einer rein europäischen Sicht begreifen zu wollen, ist quasi unmöglich. Zu spezifisch us-amerikanisch geprägt ist der Film hinsichtlich seines Verständnisses von Begriffen wie Vaterland, Stolz, Männlichkeit oder Familie. Wenn der Sprecher aus dem Off, Captain der im Mittelpunkt stehenden Navy Seals Einheit, davon spricht, das das Privatleben seiner Männer geordnet sein sollte, bevor sie zu einem neuen Einsatz aufbrechen, dann sind damit keine tiefenpsychologischen Voraussetzungen gemeint, sondern das eine äußerliche Ordnung herrscht - die Frauen stehen treu an der Seite ihrer Männer, verabschieden diese liebevoll, wenn auch mit Tränen in den Augen, und kümmern sich in deren Abwesenheit um die Erziehung der Kinder.

Das Thema Kinder - und damit die Generationenfolge - zieht sich durch die gesamte Handlung, die von dem Brief des Captains an einen kleinen Jungen handelt, vom Stolz auf dessen Vater und dessen Großvater, die Großes für ihr Vaterland geleistet haben, und von der Hoffnung, die damit in ihn gesetzt wird. Damit wird deutlich, das der Kampf gegen die Feinde der USA mit militärischen Mitteln auch für die Zukunft nicht in Frage gestellt wird. Anstatt sich für einen kleinen Jungen eine friedliche Welt zu wünschen, auch wenn dieser Gedanke utopisch erscheinen mag, wird ganz selbstverständlich davon ausgegangen, das auch die jungen Männer wieder in den Kampf einziehen werden und notfalls ihr Leben für das Vaterland opfern.

Begleitet werden diese Gedanken von einer optischen Militärschau, in der das moderne Waffenarsenal, vom Wasser bis in die Luft, vom U-Boot, über Flugzeugträger bis zu Hubschraubern und Düsenflugzeugen irgendwie in die Handlung eingefügt werden, obwohl es sich bei den Protagonisten um Einzelkämpfer handelt, die in kleinen Gruppen auf gefährlicher Mission unterwegs sind. Mit dieser Wucht an Militärtechnologie wird deutlich gemacht, das sie bei ihrem einsamen Kampf gegen Terroristen über die Schlagkraft der gesamten Armee verfügen, die quasi in Rufweite hinter ihnen steht. Wenn die Navy Seals Einheit mit ihren Nachtsichtgeräten in undurchsichtiges Terrain vordringen, können sie sich immer sich sein, über Satellit und modernster Computertechnik mit den anderen Soldaten in Verbindung zu stehen.

Es steht außer Frage, das in "Act of Valor" keinerlei Fehler gemacht werden, Niemand Angst hat oder unkonzentriert ist, das alle Geräte immer funktionieren und das auch auf unvorhergesehene Aktivitäten des Gegners jederzeit eine Antwort parat steht. Zudem werden die Soldaten von echten Soldaten gespielt - professionelle Schauspieler wurden nur in den Nebenrollen besetzt - um dem Film noch eine zusätzliche Authentizität zu verleihen, wodurch sich jede Kritik von Beginn an ausschloss. Das die Angelegenheit sehr gefährlich ist und die Männer ihr Leben riskieren, wird noch betont, steigert es doch die Ehre, an dieser Aufgabe teilnehmen zu dürfen. Allerdings wird in "Act of Valor" ausschließlich der Heldentod gestorben, der bekanntlich sinnvoll ist - so weit entfernt von den Hirngespinsten, die den Selbstmordattentätern vom bösen Abu Shabal (Jason Cottle) eingetrichtert werden, bevor sie sich in die Luft sprengen, ist das gedanklich nicht.

Wer sich an einer modernen Militärmaschinerie erfreuen kann und Spannung empfindet, wenn die Einzelkämpfer, ähnlich wie Ego-Shooter, mit ihren Nachtsichtgeräten und Zielfernrohren Bösewichter abknallen, ist in "Act of Valor" gut aufgehoben, so lange er keinen Wert auf charakterliche Tiefe und eine gute Story legt. Am Beispiel der sich selbst spielenden Soldaten wird wieder einmal deutlich, wie notwendig gute Darsteller sind. Keiner der Soldaten kann Gefühlsregungen vermitteln, die Männer-Witze und sonstigen Bemerkungen, die genremäßig die Runde machen, sind nicht nur abgestanden, sondern erzeugen keine Atmosphäre, und die pathetischen Worte aus dem Off wirken angesichts dieser emotionslosen Interaktion nur noch aufgesetzt. Glücklicherweise befinden sich die Protagonisten meist in Aktion und haben nur wenige Dialoge, aber eine Identifikation - und damit Interesse an ihrem Schicksal und Spannung - kann so nicht entstehen.

Auch die Story ist komplett konstruiert. Mit einem Bombenattentat auf Eis essende Kinder und der brutalen Folterung einer hübschen Frau ( Roselyn Sanchez) werden gleich die Rahmenbedingungen gesteckt - keine Gnade für die Verbrecher, Drogenkartelle und Terroristen. Das tatsächlich eine Navy-Seals Gruppe unter Lebensgefahr und dem Einsatz weiterer Einheiten die Agentin zu befreien versucht, die nicht einmal über wichtige Informationen verfügt, ist höchst unglaubwürdig. Nur dank des Handys eines der Verbrecher geht die Story weiter, denn darauf befinden sich Verbindungen zu Christo (Alex Veadov), dem Waffenhändler und dem noch sinisteren Abu Shabal, der seine Selbstmordattentäter in die USA einschmuggeln will. Schön, wie der Zufall hier hilft.

Das "Act of valor" in den USA einige Fans hat, angesichts der Tatsache, das dort "ihr eigenen Jungs" kämpfen, ist noch nachvollziehbar, aber unabhängig von diesem patriotischen Leitgedanken lassen sich nur schwer positive Aspekte für die Ansicht des Films finden. Am ehesten kann man dem Film eine gewisse Ehrlichkeit zugestehen - daraus, das es sich hier um einen Militär - Werbefilm handelt, macht "Act of Valor" kein Geheimnis (1,5/10).

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