Vater, Mutter, Mörder Deutschland 2011
Dieser Fernsehfilm war wohl ein gut gemeinter Versuch ein Drama bezüglich des komplexen Problems mit Amokläufen zu schaffen. In der Hinsicht funktioniert er nicht. Gute Absichten helfen nicht immer weiter.
Lukas tötet die Eltern einer Freundin sowie einen Freund, welcher ebenfalls in die Tat involviert war. Daraufhin versucht er sich selber zu töten. Der Vater fährt nichtsahnend zu einem Mord. Er ist Journalist und erfährt während seiner Berichterstattung, dass sein eigener Sohn an der Bluttat beteiligt gewesen ist. Dies bestätigt sich als er seine versteckte Waffe nicht finden kann. Es folgt eine recht lieblose Zurschaustellung von Zweifeln und Hoffnung. Es wird gezeigt, was für Folgen so eine Tat auf Familie und die nähere Umgebung hat. Letzteres gelingt noch, bei dem erst genannten Punkt scheitert der Film. Die Figuren erscheinen mir blass. Die Schwester von Lukas, ohnehin zur Randfigur degradiert, wird im Film verwaltet und nicht näher beleuchtet. Im Film sieht man jedenfalls keinerlei Art von Bestürzung, Betroffenheit, Verzweiflung.
Der Vater Tom wirkt etwas glaubhafter, denn er zeigt sich im Laufe des Films reserviert, hoffnungslos, weiß sich keinen Rat. Diese Empfindungen sieht man ihm (gespielt durch Heino Ferch) kaum an. Klar, hat er auch seine guten Momente. Wenn er tobt oder sich nicht mehr zusammenreißen kann. Das kann man „karg“ nennen. Womöglich trifft es das sogar. Seine emotionale Spielweise ist karg, etwas beschränkt. Jedenfalls nicht mitziehend oder mitbewegend. Seine Leistung ist ok, nicht überzeugend. Immerhin fand ich die Performance der Mutter recht lebensnah gespielt.
Lukas, der Täter, verbleibt form- und charakterlos im Hintergrund. Seine Motive werden während der Spielzeit kaum beleuchtet. Kurz wird etwas angedeutet, ohne das Tiefgang geschaffen wird. Es bleibt alles glatt. Erst zum Ende wird das Handeln deutlich. Man kann darüber streiten, ob dies so gewollt war. Um die Sinnlosigkeit dieser Gewaltausübung auszudrücken. Für mich war das eine Fehlzündung. Durch die Ermordung seines Freundes und der Eltern der Freundin war von Anfang von einer Beziehungstat auszugehen.
Dass sich der Film zusätzlich Exkurse in Pseudo-Psychiatrie erlaubt und eine ernstgemeinte Situation gezeigt wird, in der ein Psychologe (kein Psychiater!) nach nur 6-monatiger Verhaltenstherapie ein abschließendes Urteil über einen Menschen fällt, ist genauso abenteuerlich wie die These, dass irgendwelche Ballerspiele zu einer erhöhten Gewaltaffinität führen. Da bedient sich der Film bösen Klischees.
Alles in allem kann der Film nicht aus der Durchschnittsware im Fernsehen hervorstechen. Gerade nicht bei einem solchem ernsten Thema wie Amok.
4/10