Review

Ein Leben gerät ins Wanken

Ein weiteres Parade-Gegenbeispiel, dass für den deutschen Film, für deutsche TV-Produktionen & für den GEZ-Beitrag spricht. Denn fast egal wieviel belangloser Bullshit oder flacher Schrott von den Öffentlich-Rechtlichen & allgemein der deutschen Filmbranche produziert wird - eine einzige wichtige Perle ala "Homevideo" im Jahr genügt, um positives Gegengewicht, Hoffnung & Gesprächsbedarf zu schaffen. Es geht um einen Jungen, der durch ein privates & peinliches Video welches ins Netz gelangt, zum Spott der Schule wird & so immer weiter in eine Art Depression fällt. 

Doch auch wenn er hier & da etwas zu plakativ & durchsichtig, voraussehbar & einseitig mit dem Thema (Cyber-)Mobbing umgeht, bietet der traurige & emotional niederschmetternde Film noch viel mehr. Für jeden, der sich noch an die Pubertät & solche Situationen (in kleineren Ausmaßen) erinnern kann, wirkt dieses dramatische Stück deutscher Filmgeschichte fast schon zu realistisch, zu böse & zu trist, gerade wenn er sich auch außerhalb des Kernthemas immer mehr einem Teufelskreislauf annähert. Und ich glaube wirklich, dass nicht wenige von uns Ähnliches erlebt haben, aus welcher Perspektive (Opfer, Täter, Mitläufer, Elternteil, Nichtstuer...) auch immer. Traurig, aber in großen Teilen wahr.

Ich versuche in meinen Reviews immer wieder Fakten, technische Dinge oder auch Objektivität zu vermitteln - doch die meisten meiner Kritiken bleiben subjektiv & von Emotionen getrieben. Was gut ist, da das Medium Film eine emotionale, extrem menschliche & intime Kunstform ist. Und ein Werk wie "Homevideo" unterstützt diese gefühlvolle Art Filme zu gucken & aufzunehmen. Denn obwohl er manchmal etwas steif vorgetragen wird, sowohl schauspielerisch (von den Jugenddarstellern wie sogar vom sonst immer starken Wilke Möhring!) als auch audiovisuell (unübersehbar ein deutscher TV-Film), berührte mich der Film tief, pausenlos & intensiv. 

Denn ein ein so starkes, wichtiges & immer aktuelles Thema, steht weit über technischen, faktischen oder optischen Aspekte. Zudem ist der Film keineswegs schwach gespielt oder hässlich, er hätte einfach nur noch etwas mehr Ideen, Abwechslung & Budget vertragen können. Etwas stutzig gemacht haben mich die negativen Wendungen immer in den falschen Momenten, die mir etwas zu erzwungen & extrem pessimistisch rüberkamen. Doch ohne dieses düstere Weltbild an fast allen Ecken & Ende, hätte der Film emotional & seelisch wahrscheinlich nicht so ausgelaugt. Einer der besten Filme zum Thema Mobbing, den ich je gesehen habe. Prädikat besonders wertvoll für jede Schulklasse.

Fazit: einer der besten deutschen Fernsehfilme in den letzten Jahren, der sogar international mit der Mobbing-Konkurrenz mithalten kann. Stark, intensiv & konzentriert düster - Anti-Feel Good! 

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