Taxifahrer Gu-nam aus der chinesischen Grenzregion zu Nordkorea erhält die Chance, seine Spielschulden sofort und jetzt zu tilgen: Er soll nach Seoul gehen, um dort einen Auftragsmord zu begehen. Er nimmt die Gelegenheit wahr, denn zugleich kann er dabei seine Frau suchen, die ihn in Richtung Südkorea verließ, um Geld zu verdienen. Als es zu der bestellten Tötung kommen soll, muss Gu-nam allerdings mitansehen, wie ihm andere Killer zuvorkommen, denn er scheint in einen Bandenkrieg geraten zu sein. Nichtsdestotrotz wird er aber von der Polizei gejagt und so flieht Gu-nam aufs Land…
Es gab einmal solche eleganten Auftragskiller wie Alain Delon in „Der eiskalte Engel“, die melancholisch in ihrer eigenen Welt voll Ehrenkodex lebten. Dann kam die Zeit der Mafia und des „Paten“, bei dem man schon mal an unliebsame Geschäftspartner Pferdeköpfe „verschenkte“. John Woo zeigte später wieder das Edle im Auftragskiller und ließ diese aufrecht stehend wahre Todesbalette durchschreiten. Heute gibt es „The Yellow Sea“, ein aus Nihilismus und Fatalismus zusammengehaltenes Lehrstück in Sachen überzogener, barbarischer Gewalt, bei dem Gangster weder Nadelstreifenanzüge tragen noch doppelhändig schießen sondern innerhalb ihrer brutalen Hackordnung nur ums nackte Überleben kämpfen – manchmal auch archaisch mit abgenagten Rinderknochen. Nach einer langen, ausführlichen Exposition, die mit viel Gespür für das triste Lokalkolorit des Lebens unterhalb des asiatischen Hartz-IV-Äquivalents inszeniert ist, gibt der südkoreanische Regisseur Hong-jin Na in seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm mächtig Gas und liefert Thriller-Motiv auf Thriller-Motiv, wobei er allerdings nie sein eigentliches Anliegen aus dem Auge verliert: nämlich ein Porträt des zum Scheitern verurteilten Gu-nam, der stoisch seinen Weg geht, zu schaffen. Die dabei präsentierte Geschichte ist angesichts ihrer Komplexheit zwar etwas konstruiert wirkend, wobei aber der Zuschauer mit Sicherheit von den vielen kraftvoll choreografierten, hundsbrutalen Messer- und Axtkämpfen vereinnahmt wird. Diese ständige Abschlachterei, bei der das Blut literweise vergossen wird, ist dabei so faszinerend real in Szene gesetzt worden, dass man „The Yellow Sea“ durchaus als neue Landmarke in Sachen Gewalt bezeichen darf. Die DF entspricht der internationalen Fassung des Films (es gibt noch die koreanische Langfassung) und ist leider zusätzlich gekürzt worden. Auf DVD (16:9) letterboxed (2,35:1). Mit Jung-woo Ha, Yun-seok Kim, Seong-Ha Cho u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin