Vorweg, der Film ist auf keinen Fall ein Gute Laune-Film und auch schwarzhumorige Personen werden hier nicht zu Lachern kommen. Ein heikles Thema hat sich der österreichische Filmregisseur Markus Schleinzer für sein Debüt ausgesucht. Frei von irgendwelchen reelen Geschehnissen drehte er MICHAEL ab. Frei im Sinne von Storys, wie zum Beispiel Natascha Kampusch, die auf wahre Begebenheiten beruhen sich informatives Wissen angeeignet zu haben. Auf wahre Begebenheit basiert MICHAEL natürlich dennoch, denn leider ist die Pedophilie ein existierendes Thema welches unverständlicherweise viel zu oft totgeschwiegen wird. Das hat sich Markus Schleinzer zur Aufgabe gemacht. Er will daran erinnern, damit die Menschen mit der sogenannten "Krankheit" vor ihrem Handeln denken.
Zum Film:
Michael ist ein durschnittlicher alleinstehender Mann. Zumindest nach Außen hin, denn zu Hause wartet im Keller der zehnjährige Wolfgang, welcher anscheinend nur zu Michael's Nutzen eingesperrt ist. Ich denke mehr brauche ich zum Thema Pedophilie auch nicht schreiben.
Der Film ist sehr ruhig gehalten und vor allem am Anfang werden Dialoge wirklich nur auf das Nötigste beschränkt. Man ist aber sozusagen direkt am Geschehen gefesselt. Was allerdings nicht heißt, dass man hier derbe oder schockierende Szenen vor's Auge geschoben bekommt. So gut wie alles wird nur angedeutet, den auf der Hand liegenden Rest muss sich der Zuschauer selber puzzeln. Die Atmosphäre ist dicht, es wird aber auf Brutalitäten verzichtet. Der Junge wird nicht geschlagen oder erniedrigt, man könnte sogar denken dass man es hier mit Vater und Sohn zu tun hat.
Schauspielerisch muss ich schon beiderseits meinen Hut ziehen. Der kleine Wolfgang, welcher von David Rauchenberger gespielt wird, macht seine Sache wirklich ganz groß und musste Michael Fuith (welcher die Rolle seines Namensgefährten spielt) bei den Dreharbeiten desöfteren ermutigen, drastischer zu Werke zu gehen. Dieser hatte übrigens anfangs Angst vor seiner Rolle und konnte diese wohl nur dank des kleinen David so überzeugend spielen.
Negativ muss ich leider den Akzent der Österreicher erwähnen, da es für mich hochdeutschen Niedersachsen an einigen Stellen wirklich schwer war den Sätzen zu folgen. Michael arbeitet beispielsweise bei einer Versicherung als Berater und da fließen ab den zweiten Drittel des Films doch schon einige Sätze mehr.
Zudem fand ich das man einige Stellen, vor allem am Ende, etwas ausführlicher hätte erweitern können. Man bekommt die Eltern des Wolfgangs zum Beispiel nicht einmal zu sehen.
Vorsichtig ausgedrückt macht MICHAEL dennoch Spaß, denn Langeweile kommt nicht auf da man oft die Handlungen der Protagonisten nicht erahnen kann. So richtig mitfiebern kann man allerdings (oder auch Gott sein dank) nicht.
Fazit:
Kontroverses Drama, welches keinesfalls auf Tabubrüche und Schock setzt. Das macht das Werk auch für Zuschauer abseits des kontroversen Films zugänglich, ohne gleich vom Hocker zu fallen. Sollte man gesehen haben und ich denke Menschen die den Film von vornherein meiden, meiden auch das Thema Pedophilie.