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“Yeah Baby, Yeah!” Zum dritten Mal ist Austin Powers nun unterwegs, um die Welt zu retten und um die Lachmuskeln der Zuschauer zu strapazieren. Das ist ihm bisher zweimal gut gelungen, also spricht nichts gegen diese Fortsetzung. In die Schlagzeilen geriet der Film schon vorher aufgrund der zahlreichen Cameos (Gastauftritte), die in diesem Ausmaß ein Novum darstellen sollten. Und wirklich, die ersten Minuten sind ein Musterbeispiel dafür, einen Film mit einem Paukenschlag beginnen zu lassen. Ob Kevin Spacey, Danny De Vito, Tom Cruise (der sich herrlich selbstironisch gibt!), Gwyneth Paltrow, Steven Spielberg oder Britney Spears (die hier scharf aussieht wie eh und je), einige der zur Zeit angesagtesten Celebrities geben sich ein Stelldichein. Die ersten 10 Minuten sind fast schon ein Erlebnis und lassen Großes erwarten. Doch leider wird das Tempo nicht gehalten.

Was anschließend erfolgt ist zunächst eine Demonstration dafür, wie man einen Film in der deutschen Fassung verhunzen kann. Erschreckend, wie man die beiden Hauptakteure, Dr. Evil und Austin Powers synchronisiert hat. Das ist sicherlich der Tiefpunkt der Serie, noch schlimmer als in Teil 1. Vielleicht liegt es hauptsächlich daran, dass die Gags in der Folgephase einfach nicht zünden wollen. Sogar zunächst gute Einfälle wie mit den Untertiteln werden gnaddenlos ausgeschlachtet. Man konnte die Unsicherheit im Kinosaal förmlich spüren, jeder fragte sich, ob man denn nun lachen soll oder nicht. Bis auf einige Schmunzler bekommt man nach dem Anfang auf jeden Fall nichts geboten. Stattdessen wird man mit der x-ten Parodie auf die berühmteste Szene in “Das Schweigen der Lämmer” genervt.

Story war noch nie die Stärke der “Austin Powers” Filme, also wieso sollte Teil 3 eine Ausnahme machen. Auch hier lässt sich ganz kurz zusammenfassen, worum es geht: Dr. Evil will zusammen mit einem verrückten Holländer namens “Goldständer” die Welt zerstören. Nach einem kurzen Aufenthalt in den 70ern, bei dem Austin die sexy Sängerin Foxy Cleopatra (Beyoncé Knowles) kennen lernt, geht es zurück in die Gegenwart. Zusammen mit Foxy versucht Austin nun, die Welt zu retten.
Die Einführung des Bösewichts “Goldständer” war sicher keine schlechte Idee. Ab da geht es nämlich spürbar aufwärts mit dem Film. Ihn hat man auch in der deutschen Fassung sehr gut synchronisiert, so dass seine Sätze mit grob holländischem Akzent das Kino zum Beben brachten. Ich habe mich bei einigen Szenen ernsthaft gefragt, was ein Holländer macht, wenn er diesen Film sieht. Die werden so gnadenlos niedergemacht, dass es für andere Nationen ein echter Spaß ist bei Ausrufen wie “Wie wär’s mit nein du gestörter holländischer Bastard!”. Auch die Belgier bekommen ihr Fett weg, an einer Stelle mit einer richtig schön kranken Anspielung (“...als ein belgischer Bauer mit seiner 15jährigen Lustsklavin...”)

Je später der Film, desto besser die Gags: Die Unsicherheit einiger Kinobesucher löste sich mit der Dauer immer mehr in pure Freude auf. Zunächst Goldständer, dann diese Auftritte von Mini-Me, dargestellt von Verne Trouyer. Solche Lachanfälle hab ich schon lange nicht mehr gehabt. Herausragend ist die Knastszene, in der Dr. Evil und Mini-Me mit einer Performance von “Hard Kncked Life” die gesamte amerikanische Hip-Hop-Szene auf den Arm nehmen. Kultstatus könnten die Schattenspiele erreichen, die schon im zweiten Teil zum Besten gehörten, doch hier noch endgültig perfektioniert wurden. Die Schattenspielerei war für mich der Auftakt zu einer ca. zehnminütigen Lachorgie, wie ich sie selten zuvor erlebt habe. Das Kino konnte echt nicht mehr, denn außer den angesprochenen Szenen gibt es dann noch herrlich ekelhafte Sachen zu sehen und eine geniale Godzilla-Verarsche obendrein. Wer die Vorgänger gesehen hat wird übrigens noch mehr Spaß haben, denn es gibt einige selbstironische Seitenhiebe.

Auch wenn die zweite Hälfte des Films für vieles entschädigt, hab ich eines bei diesem dritten Teil ganz klar vermisst: Das Flair. Teil 1 und 2 konnte mit einer guten Atmosphäre gefallen, in Teil 3 ist ein kurzer Ausflug in die 70er das höchste der Gefühle. Klassiker aus dieser Epoche gibt es kaum zu hören, lediglich Beyoncé Knowles gibt eine neu getextete Version von “Shake your Booty” zum Besten. Ständig hat man das Gefühl, dass irgendetwas typisches für einen “Austin Powers” Film fehlt, somit entfernt sich der dritte Teil ein bisschen von seinen Vorgängern.

Alles in allem ist “Austin Powers in Goldständer” ein Film, der nach einem furiosen Auftakt eher langweilt, doch mit zunehmender Dauer werden die Gags besser und man hat letztendlich das Gefühl einen total bescheuerten, aber unterhaltsamen Film gesehen zu haben. Mir gibt allerdings zu denken, das alle guten Gags in der Form so ähnlich schon bei den Vorgängern zu sehen waren, ein deutliches Indiz dafür, dass Myers langsam die Ideen ausgehen. Deshalb ein gut gemeinter Rat von mir: Bitte jetzt keine Fortsetzung mehr, so wie es ist, ist es gut. Für Fans ist dieser dritte Teil sicher Pflicht, wer sich mit den ersten beiden Teilen nicht anfreunden konnte, wird sich mit Grauen abwenden. Dramaturgisch gesehen der schlechteste “Austin Powers”, doch die Gags entschädigen für vieles.

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