Eines sollte auch bei diesem Sammo Hung-Werk von vornherein klar sein: Es handelt sich einmal mehr um enorm kultur- und zeitabhängige Blödsinns-Comedy, die nichts weiter will, als den Moment zu nutzen und dem zeitgenössischen Publikum das vorzusetzen, was es verlangte. So mag der Zahn der Zeit womöglich an der Wirkung des Humors geknabbert haben. Behält man diesen Umstand im Hinterkopf und geht mit der richtigen Einstellung an die Sache heran (Spencer / Hill-Filme sind schon mal gutes Training), so kann man durchaus seinen Spaß an dem bunten Treiben haben, denn Schauwerte bietet “Winners & Sinners” genug - wenn man sich nur auf sie einlässt.
Es handelt sich hier um den Auftakt der “Lucky Stars”-Reihe. Beschrieben wird damit das Protagonistengrüppchen, ein Haufen treudoofer und unglückseliger Ex-Sträflinge, die sich im Knast zusammengetan haben und sich nun, wo sie frei sind, geschworen haben, ehrbar zu werden und nie wieder mit Verbrechen in Kontakt zu kommen. Da sich gleich eine komplette Filmreihe um diesen Fünfer (Sammo Hung als Teapot, John Sham als Curly, Richard Ng als Exhaust Pipe, Charlie Chin als Vaseline, Shui-Fan Fung als Rookie) entwickelt hat, kann man zumindest im Vorfeld von einem gewissen Potenzial ausgehen, das sich um die Hauptdarsteller rankt. Und tatsächlich geht ein Großteil der Attraktivität des Films auf das Konto des Zusammenspiels der fünf ungleichen Freunde, ihren Streit um die Schwester von Curly, bei der sie nach ihrer Entlassung untertauchen; schlicht und ergreifend von dem strukturellen Potenzial, das sich durch die simple Konstellation ergibt.
Dazu hilfreich ist die Unterschiedlichkeit der Charaktere, welche das Zusammenleben und die Zusammenarbeit zu einer lebhaften Angelegenheit werden lässt. Angefangen bei den bildlichen Spitznamen, die zugleich viele Schlüsse auf die Persönlichkeit ihrer Träger zulassen. Cherie Chung stellt dabei in ihrer Rolle als Curlys Schwester Shirley den Knoten- und Streitpunkt dar, an dem sich die fünf Freunde die Zähne ausbeißen und wo sie ihr wahres Gesicht zeigen. Während John Sham zum panisch-manischen Beschützer seiner Schwester vor den Blicken der vier anderen Lüsterlinge darstellt, haben diese vier Lüsterlinge genug damit zu tun, die Konkurrenz auszubooten.
Das lustige Treiben rund um diese Gemeinschaft vermag es leider zu selten, in den eigentlichen Hauptplot vorzustoßen, womit viele Szenen dem komödiantischen Selbstzweck zum Opfer fallen und streng genommen als überflüssig betrachtet werden könnten; wäre da nicht dieser unheimliche Charme dieser meist autarken Kurzepisoden. Exemplarisch zu nennen wäre da Exhaust Pipes Versuch, sich unsichtbar zu machen. Albernster Klamauk, das muss man zugeben, aber er ist einfach zu liebenswert. Szenen wie diesen hat Richard Ng wohl auch seine Nominierung als bester Darsteller für die Hongkong Filmawards zu verdanken; es ist einfach zu blöd, wie er ein Buch über das Unsichtbarwerden liest, eine “Zauberformel” vor sich hinnuschelt und sich dann nackt auszieht, um seine “Unsichtbarkeit” zu testen. Die vier Freunde ziehen natürlich mit und tun so, als würden sie ihn nicht sehen, während er, sich seiner Unsichtbarkeit vollkommen sicher seiend, vor dem Fernseher steht und posiert wie ein Irrer, sich dann auch noch ins Badezimmer schleicht, wo Shirley gerade badet, dann wieder zurück ins Wohnzimmer geht, wo ein nicht eingeweihter Postbote das Ganze in vortrefflicher Situationskomik auflöst.
Da mag man sich kaum noch mit dem zentralen Handlungsstrang um eine Geldfälscherbande beschäftigen, denn der kommt gewohnt abgedroschen daher und kann kaum punkten. Geradezu schade ist der Umstand, dass Jackie Chan lediglich sporadisch im Rahmen dieses Geldfälscher-Szenarios als Polizist CID 07 auftaucht. Eine Interaktion mit seinem Busenkumpel Sammo Hung bleibt ihm leider verwehrt - die eingefahrene Beziehung und das perfekte Spiel der beiden, wie es aus anderen Filmen bekannt ist, kommt daher kaum mal zur Geltung. Wenn die “Lucky Stars” auch harmonisch miteinander agieren mögen und man sie sich nachträglich kaum noch in einer anderen Besetzung vorstellen könnte, Jackie Chan in ihrer Mitte hätte dem Konzept möglicherweise noch zusätzlichen Pfeffer verliehen. Statt dessen wird er in einer handlungstechnisch eher sekundären Rolle verschenkt.
Was nicht heißt, dass er actiontechnisch nicht zum Zuge kommen würde. Im Gegenteil, er ist im Speziellen für einen Großteil der Stunts verantwortlich. Damit wird jedoch der Eindruck umso mehr erweckt, dass Chan eine andere Rolle hätte zuteil werden müssen, denn die Actioneinlagen erscheinen in dem Maße für diese Rolle zu überzogen, zumal sich die “Lucky Stars” so gut wie gar nicht in Stunts beweisen müssen, sondern vielmehr in Martial Arts-Duellen.
Das soll die Klasse der leider etwas spärlich eingesetzten Action jedoch keinesfalls mindern. Höhepunkt ist definitiv die Verfolgungsjagd auf dem Highway, die jedoch schon bei einem Rollerskate-Turnier beginnt und in einer wahren Materialschlacht endet. Nachdem Jackie zunächst im Rahmen des Wettbewerbs einige Kunststücke zeigen darf (die zwar ganz nett unterhalten, jedoch den akrobatischen Medleys aus Spencer / Hill-Filmen keinen Mehrwert entgegenzusetzen haben), beginnt die wahrhaftig spektakuläre Sequenz erst mit der Verfolgung. Einschränkend ist zu sagen, dass manche Stunts durch eher schwache Schnittechnik etwas ihrer Wirkung beraubt werden; das betrifft etwa Jackies Sprung über die Zuschauermenge (da scheint auch Wirework zum Einsatz gekommen zu sein) oder später Sammo Hungs Sprung über den brennenden Tisch durch die Fensterscheibe. Dennoch: Alleine die Highwaysequenz ist atemberaubend. So fährt ein Auto über den sich auf den Boden werfenden Jackie, er rollt unter einem fahrenden LKW hindurch und schließlich beendet eine Massenkarambolage die Jagd, die ganz stark an die Crash-Missionen aus der “Burnout”-Videospielreihe erinnert - ein Auto nach dem anderen rast in den Massenauflauf hinein, überschlägt sich mehrfach und zwischendurch bereichert dann auch noch der LKW den Metallhaufen. Das ist vollkommen überzogen, aber ein Himmelreich für den Stuntfan.
Ansonsten bleibt die Action allerdings immer in der Nähe der Nulllinie, während hin und wieder ein paar Fights etwas Abwechslung von der Comedy bieten. Herausstechend sind zwei Szenen - zum einen die Vereitelung eines Überfalls auf einen Fast Food-Laden, bei dem auch Jackie wieder seine Finger im Spiel hat, zum anderen der finale Kampf in der Lagerhalle, wo Sammo Hung seinen großen Auftritt hat. In einem enorm unvorteilhaften roten Jogginganzug verteilt er Arschtritte bis zum geht nicht mehr. Die Gegner: ein paar feine Herren, ein Haufen dummer Handlanger in Anzügen und zwei lebende Denkmäler an den “Goldfinger”-Baddie Oddjob - nur der tödliche Wurf der Melone fehlt bei den beiden Leibwächtern, die hier am Start sind.
Und ja, am Ende will man mehr sehen von dem verrückten Quintett. Die Beziehungen könnten verfeinert, bislang ungenutzte Möglichkeiten genutzt werden - das ist der Gedanke, der beim Abspann eintritt. Nicht vernachlässigen darf man natürlich die enormen Defizite in Sachen Verknüpfung der “Lucky Stars” mit dem eigentlichen Plot - mal wieder wird schlicht und einfach der Zufall zum Schicksal gemacht, und das ist kurzum als Faulheit zu bezeichnen. Etwas mehr Action hätte sicher auch nicht geschadet - aber der enorme Abwechslungsreichtum in Sachen Komik kompensiert all diese Defizite angemessen. Wie man nun zu der Komik selbst steht, ist Ermessenssache.
6,5/10