Wenn schon Tatort, dann bitte mit Brockmöller und Stöver. „Arme Püppi“ ist so einer. Zwar reicht er auf Grund einiger Klischees nicht an die Toptatorts heran, überzeugt aber durch solide Unterhaltung auf den Dritten. Das Thema ist dieses mal kein simpler Mord, sondern organisierte Kindesentführung.
Baby Anica, ein herzkrankes kleines Mädchen, aus einem Asylbewerberheim, wird aus einem Krankenhaus entführt. Wenig später findet man in einem Waldstück Hamburgs die Leiche. Man hat sie einfach zurückgelassen. Das Duo Stoever / Brockmöller kommt einem organisierten Kinderhändlerring auf die Spur.
Für einen „Tatort“ ist das Thema recht heikel, da man sich normalerweise auf „einfache“ Morde beschränkt, die dann von jeweiligen Kommissar gelöst werden müssen. Im Mittelpunkt steht die Asylbewerberfamilie Moelder, die ihre Tochter verloren hat und nun auch nach ihren Sohn sucht. Zunächst sind Stoever und Brockmöller empört wie hilflos, da es kaum Ansatzpunkte gibt.
Etwas übertrieben klischeehaft geriet die Darstellung der Verantwortlichen der Entführungen. Müssen es denn immer böse Männer und Frauen aus dem Osten sein, die deutsche Kinder stehlen und verschachern wollen? Ein bisschen mehr Ideenreichtum hätte man dem Drehbuchautoren schon zugestehen können.
Intelligenter ist da schon die Organisation der Kindesentführungen, welche bis in eine Hilfsorganisation für Asylbewerber hineinreicht. Während sich nun mit dem SEK dank eines Anhaltspunktes an einem Kindergarten auf die Lauer legt, forscht Brockmöller bei der Hilfsorganisation nach und stößt dort auf Ungereimtheiten.
Was natürlich in diesem Tatort auch nicht fehlen darf sind die urigen Musikeinlagen der beiden Kommissare.
Das Ende ist für einen „Tatort“ sogar recht aufwendig und spektakulär inszeniert. Da schießen Scharfschützen von Dächern, Stoever weicht Kugeln aus und sogar eine komplette Lagerhallenerstürmung eines Sondereinsatzkommandos bekommt man zu sehen. Garniert mit einem zufriedenstellendem Ende, in der die Täter verhaftet und die Baby gerettet werden.
Schauspieler sind auf gewohntem, soliden Niveau, aus dem nur beiden Kommissare herausragen. Die beiden sind und bleiben nun mal Kult, da gibt es nichts zu meckern. Nur bei den Russen wurde Overacting betrieben.
Fazit:
Zufriedenstellender Tatort, der aber nicht ganz an die „großen Brüder“ herankommt. Fans kann man das Werk aber problemlos ans Herz legen, gibt schlechtere Folgen. Das brisante Thema wurde nicht zu sehr aufgebauscht, aber die „schlechten“ Charaktere sind etwas zu klischeehaft. Dennoch immer noch über dem Durchschnitt.