Review

LSF 1.000


„Hell“ ist mit seinem doppeldeutigen Titel ein deutscher Endzeitler, der positiv überraschen kann. Kompakt und spannend, gut und trist aussehend, stark besetzt. Irgendwie von der Art her gefühlt fast eher französisch als deutsch. Die ungewöhnliche Produktion spielt in einer gekippten, sonnenüberfluteten Welt, einem postapokalyptischen Deutschland nachdem der Klimawandel noch harscher und extremer und schneller zugeschlagen hat, als es sich die warnendsten Schwarzmaler vorstellen konnten. Die Temperaturen sind nahezu durchgängig lebensbedrohlich, die Sonne brennt alles nieder, die Gesellschaft ist zerbrochen, feste Strukturen und genug Trinken und Nahrung für alle sind Vergangenheit. Es gilt das Recht des Stärkeren. Und in diesem verbrannten Ödland folgen wir drei Überlebenden auf der Suche nach Wasser und einem Platz der Hoffnung...

Für mich ist „Hell“ ein Paradebeispiel einer deutschen Genreproduktion, von der es mehr geben sollte, die mit gutem Beispiel voran hätte gehen sollen. Sicher nicht perfekt oder durchgängig mit der internationalen Spitzenklasse in diesem Subgenre mithaltend - aber alles andere als von schlechten Eltern. „Hell“ muss sich nicht verstecken und hat lobenswerte Ansätze und zum Teil auch Ausführungen. Die karge und menschenfeindliche, vor Hitze nur so flirrende Atmosphäre wird audiovisuell bravurös eingefangen und rübergebracht. Die Laufzeit ist sparsam und aufs Wichtigste beschränkt. Die Darsteller wirken meist natürlich und nur ganz selten (deutsch-)steif. Es gibt ein paar böse Überraschungen und Härtespitzen, es gibt zwei bezaubernde Mädels, es gibt wenig ungelungene Bilder. Die Geschichte ist zwar nichts Neues und im Grunde recht basic bis arg vorhersehbar, richtig zeigefreudig oder fies oder gar splattrig wird’s leider nie (auch wenn ein späteres Szenario etwas an „Frontiers“ erinnert) und manchmal kann der deutsche Stil, plakativ und nicht sehr subtil, doch zugreifen. Aber mit etwas Abstand betrachtet kann man, auch ohne Heimspielbonus, „Hell“ meiner Meinung nach kaum hoch genug hängen. 

Fazit: „Hell“ ist ein sehr solider deutscher Endzeitthriller. Knackig, sonnig, ernst, trocken und dennoch düster genug. Ringt seiner Nische zwar keine neuen Facetten ab, ist sicher kein „The Road“ oder „The Last of Us“ - war seiner Zeit (erst recht für hiesige Breitengrade) aber dennoch voraus. Wenn man bedenkt, dass u.a. „The Walking Dead“ da gerade erst begann... 

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