Review

Hell

Um aus dem Menschen einen menschenfressenden Zombie und/oder lichtscheuen Vampir zu machen, gebraucht es nicht immer eines Virus, atomarer Verstrahlung oder sonstiger Einfälle. Manchmal reicht auch nur schiere Verzweiflung und der eigene Überlebensinstinkt - beides hervorgebracht durch eine gar nicht so völlig abwegige, ökologische Katastrophe. In "Hell" ist dies einfach eine rundum hocherwärmte Erdatmosphäre, die dauerhafte Extremsttemperaturen zur Folge hat, was wiederum zur Folge hat, was man sich logisch darunter vorstellen kann: Wasser ist knapp, Nahrung und...Menschen auch. Wie es sich jedoch für einen gewöhnlicheren Survival-Horrorstreifen so gehört, ist aber auch dies nur im Endeffekt die Grundlage für alles, was da kommen möge und wird auch entsprechend nicht mehr thematisiert, erklärt oder dergleichen. Hat man sich daran gewöhnt, erwartet den Zuschauer jedoch handwerklich gelungene Kost. Gerade am Anfang, wenn ausführlich dem reinen Überleben in einer postapokalyptischen Welt nachgegangen wird, erzeugt Regisseur Tim Fehlbaum eine dichte, spannende Atmosphäre, welche noch unterstützt wird durch das grobkörnige, realistische Bild und einer hypernervösen Handkameraführung. Leider kommt es in dieser Konsequenz in Actionszenen zu einem regelrechten Wackelkamera - und Schnittmassaker, das dann jegliche Übersicht missen lässt (wodurch die gesamte Inszenierung stark an Filme wie z.B. "28 Weeks Later" erinnert). Die Schauspieler machen insgesamt einen sehr guten Job, allen voran Hannah Herzsprung natürlich, auch wenn die Figurenzeichnung erwartungsgemäß sehr flach ausfällt. Inhaltlich kommt es aber, wie es kommen muss und alsbald ist man wieder einmal in den Fängen einiger finsterer Gestalten. Durch die eingangs erwähnte Grundprämisse der ökologischen Katastrophe jedoch, bekommen die vermeintlichen Bösewichter einen plausiblen Grund für ihr Verhalten. Sie sind im Grunde keine abgrundtief böswilligen Menschen, die Not treibt sie nur dazu, auf einen für sie sicheren, perfiden Plan zurückzugreifen, der leider das Leben anderer fordert. Der Eindruck, man würde nur Hinterwäldlerfreaks bestaunen, stellt sich jedoch zum Glück nicht ernsthaft ein.
Unter dem Strich bleibt also ein sehr kurzer und knackiger, konventioneller Genrebeitrag, der seine Konventionen allerdings gekonnt und spannend umsetzt und dessen einziger, wirklich erheblicher Schwachpunkt sein völlig abruptes Ende ist, bei dem inszenatorisch, atmosphärisch und erzählerisch jede Menge Potenzial verschenkt wurde.

5/10

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