Frisch aus dem Preview und noch mit "warmen" Eindrücken eines Versuchs eines deutschen Genrefilms HELL - Die Sonne wird euch verbrennen - im Bereich Science-Fiction bzw. Endzeit-Thriller. Allein der Mut dies mit überschaubarem Budget überhaupt anzugehen und sich dem internationalen Vergleich zu stellen muss eigentlich schon mal Vorschusslorbeeren geben. Abgeliefert wurde ein über weite Strecken sehr spannender und schauspielerisch überzeugender Genrebeitrag der für deutsche Verhältnisse sehr zu überzeugen weiss.
Im internationalen Vergleich mit - neben den meist amerikanischen Beiträgen - auch anderen europäischen Beiträgen des Genres wie z.B. aus Frankreich und Spanien wird allerdings deutlich der leider fehlende Anschluss an die gewagte Bildsprache, Radikalität in Story und graphischer Gewalt und ähnliche prägenden Faktoren deutlich. Meines Erachtens muss sich aber ein Film diesem Kontext stellen und kann kein deutsches Kuscheldasein beanspruchen.
Die Story ist recht einfach gestaltet als Ausgangsszenario. Die Sonne hat 2016 (!) so sehr an Strahlkraft gewonnen, dass es auch nachts hell ist und alles verdörrt, weltweit und auch in Deutschland. Marie, Leonie und Philip suchen nicht nur Schatten sondern auch Wasser. Sie treffen auf Tom und später geraten sie in lebensbedrohende Situationen. Natürlich gibt es noch mehr Geheimnisse um das Leben zu dieser Zeit....
Zielsicher im Genre verhaftet gibt es dann noch anfangs eine verlassende Tankstelle wie fast in jedem amerikanischen Horrorfilm aber auch hier versucht HELL im Dialog die bedrohliche Situation zu erklären und lässt nicht einfach die Bilder sprechen. Der Film ist dort sehr intensiv wenn die Spannung der Situation aus den Augen der Protagonisten gezeigt wird - dabei hört man desöfteren sein Herz schneller klopfen....
Zuguterletzt wechselt er geschickt das Genre dann - erwarteterweise allerdings - das Genre in die Richtung eines Horrorfilms und es werden unseren Helden fiese Fallen gestellt und entsprechend finstere Gesellen sind sehr bedrohlich. Dazwischen gibt es ein zentrales Lagercamp und Gefangene, einen Todesmarsch und jede Menge Action. Ein wenig zu überstrapaziert sind die oft genutzen extrem hellen Sonnenüberblendungen eingesetzt worden. Auch die sehr eigene eher choral-emotionale Musik finde ich ist etwas konservativ ausgefallen.
HELL bedient sich also der üblichen dann noch deutlich härteren Horror-Elemente und - ohne zuviel zu verraten - auch der beliebten Rolle des finalen "Survival Girls". Am Ende waren die Männer bloss dramaturgisches Beiwerk. Insgesamt bleibt zu notieren, dass in HELL wie meist die grösste Gefahr mal wieder nicht die Natur, sondern der Mensch selbst ist ...auch wenn dass heutzutage nicht wirklich ein innovativer Beitrag eines Films ist. Ganz am Ende wird noch ein Story-Twist geliefert, der aber erfahrenen Sehern sicherlich schon vorab klar war.
Von den jüngeren Schauspielern ist sicherlich am ehesten Hannah Herzsprung aus vielen Filmen auch internationaler Beachtung wie zuletzt BAADER MEINHOF KOMPLEX zu nennen. Grosse Erfahrung strahlt natürlich auch Angela Winkler (EHRE DER KATHARINA BLUM, BLECHTROMMEL) aus. Aber auch die ganz jungen Schauspieler spielen für Ihre Erfahrung sehr intensiv und authentisch.
Es ist einfach sehr beachtlich was Tim Fehlbaum als Regisseur seines ersten Langfilms präsentiert, auch wenn er im Hintergrund von Endzeit-Alltime-Zerstörer Roland Emmerich unterstützt wurde. Aber wie schon gesagt, kann es aus meiner Sicht aus den oben genannten Gründen nicht unbeschränkten Bonus für HELL geben. In diesem Genre muss man sich schon mit den vielen existierenden guten Filmen auf allen Ebenen messen.
Die leichten Schwächen im Vergleich mit den besten des Genres könnten noch durch eine sehr innovative oder kreative Story, Rollen oder Darstellung kompensiert werden, aber dies kann der Film - und wollte er vielleicht auch gar nicht - leisten. So komme ich auf meine u.g. Beurteilung für einen weit überdurchschnittlichen - aber eben nicht "over-the-top" - Film.
7/10 Punkten
(mit viel Erstlingswerk-Bonus für einen tollen Genre-Beitrag)