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Wow, was für eine nahegehende Verfilmung eines naheliegenden, aber doch gern tabuisierten Problems unserer urbanen Welt. Die Liebe, also das Ersuchen und Ausleben jener, die das Sein des Menschen neben Besitz und Macht seit Angedenken bestimmt, ist stärker denn je verwässert durch die Distanzierung ihrer Grundlage, den Gefühlen. In "Shame" wird dies schwerpunktmäßig anhand der Dominanz von rein sexuellem Streben portraitiert, einem Sex entfremdet von seiner eigentlichen Bedeutung. Signifikant für einen Werteverlust dieser Art ist die wachsende Bedeutung Pornografie und Prostitution bzw. befremdlichen Neigungen wie der Akt mit mehreren Partnern oder generell Homosexualität.
Aber warum das alles? Das Leben in unserer Zivilisation beraubt uns der Nähe zu anderen Menschen, der Zeit für uns selbst und Nahestehende. Technischer Fortschritt im Sinne von "verbesserten" Kommunikationsmöglichkeiten ist reine Verblendung. Die Erwartungen an die eigene Person und Andere sind (vor allem) medial völlig irritiert. Die Fähigkeit bzw. das Verlangen sich jemandem preis zu geben, sich gefühlsmäßig fallen zu lassen stirbt in dem Dschungel der Anonymität langsam ab, genau wie das Gefühl für sich und die Achtung vor sich selbst, mit dem Ergebnis völliger innerer Zerrissenheit.
Ich kenne Frauen welche die ersuchte Liebe eines bestimmten Mannes einzig aus dessen Samen ziehen und sich damit zufrieden unzufrieden geben. Ich kenne Männer die ständig davon getrieben sind eine neue Frau in ihr Bett zu ziehen und sich sobald die Penetration beginnt völlig unwohl fühlen und fragen was sie da eigentlich mit „der“ machen. Ich kenne Frauen die sich scheuen sich an eine vertraute Person zu binden und sich lieber in oberflächliche Kurzaffären flüchten, nur um sich keinesfalls zu sehr emotional zu offenbaren. Ich kenne Männer welche ihre Bedürfnisse und Fantasien ausschließlich mit fremden Frauen umsetzen können, nicht dem eigenen Partner. Ich kenne Frauen, die sich an einen Mann ketten, scheinbar egal ob charakterlich "gut oder schlecht", und ihr restliches Sein, ihre Position als Individuum, dann völlig ausblenden. Ich kenne Männer, die den Schmerz über verlorene Partner oder Probleme in der Partnerschaft durch Flucht in körperliche Affären abtöten. Und so weiter.
Die Darstellung unserer verkrüppelten Herzen in einem solch hervorragend inszenierten Film, ein Film über uns, das Jetzt, kühl, undistanziert distanziert, schmerzvoll, ist vielleicht genau der Spiegel den es Bedarf wenn der Boden einer anstrebenswerten Realität langsam verloren geht. Ein Achtungszeichen, ein mahnendes Dokument, ein kleines Meisterwerk.

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