19 Filme hat der große polnische Regisseur Roman Polanski, der im August 2011 schon 78 Jahre alt wurde, dem Kino geschenkt, von "Das Messer im Wasser" (1962) bis "Der Ghostwriter" (2010). Mit seinem 20. übertrifft er sich wieder einmal selbst, man kann ihm als Filmfreund nur ein langes Leben wünschen! Polanski hält in "Carnage" (Originaltitel) der modernen Zivilisation mehr denn je den Spiegel vor: Im anschwellenden verbalen Konflikt bröckeln das Gutmenschentum und die verlogenen Fassaden der vier Beteiligten, am Schluss obsiegt der vorchristliche "Gott des Gemetzels" - wie schon immer seit es Menschen gibt. Denn der moderne Mensch ist keinen Deut besser als der in Afrika, wo ja auch unser aller Wiege steht. Die schwarze Komödie ist zeitlos und reich an Symbolik, herrausragend wird sie durch das mehr als großartige Ensemble: Jodie Foster ("Taxidriver", "Das Schweigen der Lämmer") als zunehmend hysterische Freundin des schwarzen Kontinents, John C. Reilly ("Walk Hard", "Magnolia") als gar nicht so tumber Vertreter für Haushaltswaren und auch stark Kate Winslet ("Titanic", "Der Vorleser"), die sich auf einem Kunstkatalog (!) erbricht, wodurch die Situation beginnt aus den Fugen zu geraten. Sie alle überragt noch ein österreichischer Schauspieler, der dank Tarantinos "Inglourious Basterds" dem deutschen TV-Mief entkommen ist: Christoph Walz als Zyniker und Businessman, der sich, ständig am Handy weit mehr fürs Geschäft als für seine Familienprobleme interessiert. Ganz groß!! So wie die pointierten Dialoge, Polanski hat das als Vorlage dienende, gleichnamige Theaterstück gemeinsam mit der Autorin fürs Kino bearbeitet. Ein Meisterwerk als Kammerspiel. (10/10)