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Snake in the Eagles Shadow entstand zu einem Zeitpunkt als Jackie Chans Karriere zu enden drohte, bevor sie eigentlich überhaupt begonnen hatte. Entdeckt wurde Chan in den frühen 70’ern von Regisseur Lo Weih, der mit Bruce Lee „The Big Boss“ und „Fist of Fury“ drehte und glaubte aus ihm einen gleichwertigen Nachfolger formen zu können. Alle Versuche Jackie als legitimen Thronerben an das Publikum zu verkaufen scheiterten jedoch kläglich, die Filme floppten. Einer Verzweiflungstat ist es schließlich zu verdanken dass Jackie noch eine zweite Chance bekam, wegen finanziellen Problemen wurde er von Lo Weih an das Label Seasonal ausgeliehen. Dort wusste man mehr mit Jackie anzufangen und ließ ihm den nötigen kreativen Freiraum um seine Ideen zu verwirklichen.
Der Rest ist Geschichte, Die Schlange im Schatten des Adlers wurde ein respektabler Erfolg und Jackie erfuhr plötzlich Beachtung. Noch im gleichen Jahr startete er mit Drunken Master richtig durch und legte den Grundstein für eine phänomenale Karriere, die heute zu den erfolgreichsten des asiatischen Kinos gehört.

Chien Fu (Jackie Chan) wächst ohne Eltern in einer Kung Fu Schule auf. Dort hat er die Drecksarbeit zu erledigen und ist obendrein der Prügelknappe für Schüler und Lehrer. Eines Tages läuft ihm ein verwundeter alter Mann über den Weg, den Chien mit in die Schule nimmt und gesund pflegt. Der alte Mann sieht wie stiefmütterlich Chien behandelt wird und hilft ihm. In Wahrheit ist Pai Chian Tien (Simon Yuen) ein Meister der Schlangentechnik die er nun an Chien Fu weitergibt. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, sein Widersacher Chien I Kun (Huang Jang-Lee) trachtet allen Rebellen nach dem Leben und spürt Pai Chian Tien auf. Seine Adlerklaue ist der Schlangentechnik überlegen, nur Chien Fu kann noch helfen.

Der Film der Chan zum Durchbruch verhalf, hat trotz seines hohen Alters bis heute wenig von seiner Faszination verloren. Vieles ist zwar nicht revolutionär, dennoch schaffen es Jackie und Regisseur Yuen Woo-Ping dem Kung Fu Film eine eigene Note zu verleihen. Die Lösung lautet Humor: statt ein ernstes Racheepos zu erzählen, in dem wie schon zig mal gesehen ein Schüler seinen Meister rächt, setzt man auf Witz und Slapstick. Nicht alles ist dabei wirklich lustig, vieles trifft aber genau ins Zwerchfehl. Besonders die parodistischen Elemente sind genial, halten sie doch dem gesamten Eastern-Genre den Spiegel vor. So ist die Idee mit der Kung Fu Schule, deren Lehrer völlig inkompetent sind und nur unnütze Verrenkungen vorführen, herrlich komisch. Als ein fülliger Junge mit seinem reichen Vater eine neue Schule sucht, ist der dicke Balg sofort angetan weil er denkt bald genauso gut zu sein. Alle Beteiligten erzählen ihm welche glänzenden Voraussetzungen er erfüllt und schmieren den Wohlhabenden Honig ums Maul, da darf natürlich der gestellte Demonstrationskampf nicht fehlen. Wenn die Vorstellung mal nicht genug Eindruck geschunden hat, muss schließlich der Putzjunge herhalten, nur verteidigen darf er sich nicht.
Wenn man bedenkt das sich fast jeder als Kind für solche Filme interessiert hat und dann heimlich vor dem Spiegel die Techniken nachgespielte, fühlt man sich gleich an seine eigene Jugend erinnert.
Es gibt allerlei so lustige Szenen die auch nach 30 Jahren noch für ein breites Grinsen sorgen. Eine meiner Lieblingsszenen ist der missionierende Christ, der verzweifelt versucht den abendländischen Glauben in China zu verbreiten, dabei aber nur Unverständnis erntet.

Ein Markenzeichen dieser frühen Kung Fu Komödien sind auch die absurden Techniken aus dem Tierreich die hier Einzug halten und sich fortan wie ein roter Faden durch das ganze Genre ziehen. Bekannt ist das Shaolin Mönche einst ihre Stile aus den Bewegungen und Verhalten von Tieren ableiteten, was auch die Vorlage zu den hier präsentierten Techniken darstellt. Ob Adlerklaue, Schlangenbiss, Storch oder Tigerpranke, hier ist für jeden was dabei. Die Kämpfe laufen zwar nach bekanntem Schema ab und sehen oft gespielt aus, vielleicht macht aber ja gerade das den Charme dieser frühen Filme aus. Jede Stilrichtung hat besondere Angriffe die bestens dazu geeignet sind einen anderen Stil in Schach zu halten und klappt dies mal nicht dann muss ein anderer her der noch effektiver ist. Am besten man entwickle seinen eigenen Stil, wie in dem Fall Jackie als er einen Kampf zwischen seiner Katze und einer Schlange beobachtet.

Eigentlich ist dieser Film trotz seiner komödiantischen Einlagen formal nichts Besonderes: die Sets sind einfach, oft wird auch nur auf stinknormalen Wiesen gekämpft und die Schauspielkunst hält sich auch in Grenzen. Snake in the Eagles Shadow lebt vom akrobatischen und technischen Geschick seines Hauptdarstellers. Jackie zieht eine beachtliche Show ab, was sich besonders in den einzigartigen Trainings- und Kampfsszenen zeigt. Die Ausschnitte in denen Jackie die grundlegenden Techniken des Schlangenstils erlernt sind klasse choreographiert und zusammen mit der Musik einfach Kult. Das klassische Meister-Schüler Verhältnis ist hier noch unverbraucht und fand später Einzug in viele Kung Fu Filme. Simon Yuen schlüpft hier erstmals in die Rolle des kauzigen Meisters, die er auch in „Drunken Master“ wieder aufnahm.
Es zeigt sich auch wieder wie wichtig es ist einen versierten Fachmann an seiner Seite zu haben. Regisseur Yuen Woo-Ping, der damals ebenfalls am Anfang seiner Karriere stand, gehört heute zu den besten Choreographen Hongkongs und hat sich auch international einen Namen gemacht. Die Schlangentechnik macht ästhetisch einiges her, zu schade das im Finale die ziemlich alberne Tigertechnik inklusive thrashigem Katzengejammer Vorrang genießt.

Fazit:
Snake in the Eagles Shadow steht seinem noch populäreren Nachfolgewerk „Drunken Master“ in nichts nach und setzt auf das gleiche Erfolgsrezept. Mir gefällt er fast ein Stück besser, da der selbst parodierende Humor immer noch einmalig ist und die Idee von Meister und Schüler noch etwas unverbrauchter wirkt.

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