Mit Filmen wie „Stoic“, „Darfur“ und „Rampage“ wollte Uwe Boll als ernsthafter Regisseur wahrgenommen werden, zwischendrin drehte er allerdings immer wieder Billigfilme fürs schnelle Geld, gern auch als günstige Fortsetzungen früherer Videospielverfilmungen, deren mehr oder wenig zugkräftigen Namen er dann verwenden konnte.
So auch bei „In the Name of the King 2: Two Worlds“, dem Sequel zu „In the Name of the King: Dungeon Siege“, der 2007 der teuerste und wohl am breitesten gestartete Uwe-Boll-Film war, aber kein Erfolg wurde. Mit deutlich weniger Budget und neuer Besetzung geht es bei „Dungeon Siege 2“ zu Werke, was immerhin noch für einen nennenswerten ironischen Moment sorgt, wenn ein Kampf zwischen Zauberin und dunkel gewandeten Häschern so aussieht, als würde er nicht in einer Fantasywelt, sondern in den Wäldern um Vancouver stattfinden, und sich herausstellt, dass der Kampf tatsächlich in den Wäldern nahe Vancouvers stattfindet. Also nahm auch Boll die kanadischen Steuervorteile mit, ohne dass die Metropole hier eine andere Großstadt, etwa New York wie in anderen US-Produktionen doubeln muss.
In Vancouver lebt der frühere Elitesoldat Granger (Dolph Lundgren), der Kiddies Kampfkunst beiträgt und daheim wahlweise in die Whiskeybuddel oder auf das Foto gefallener Kameraden schaut. Doch mit der sauertöpfischen Ruhe ist Schluss, als die Zauberin und die sie verfolgenden Attentäter auftauchen und ihn mittels Zeitportal ins Fantasyreich Ehb mitnehmen, wo man ihn braucht. Die Attentäter gehen dabei drauf, die Zauberin auch, doch zum Glück stehen die Truppen des Königs (Lochlyn Munro) schon parat um Granger abzuholen. Der hat auch schon viel gesehen und ist kaum verwundert, dass er nun durch eine mittelalterliche Sagenwelt wandelt.
Der König hat allerdings ein Problem: Rebellen unter der Führung der Heiligen Mutter attackieren ihn und Granger, der übrigens der Auserwählte ist, soll nun für Ruhe im Karton sorgen. Mit einigen Männern sowie der Magierin Manhatten (Natassia Malthe) zieht Granger los…
Bis zu diesem Zeitpunkt ist allerdings bereits die Hälfte des Films mit Vorgeplänkel vergangen, das leider kaum etwas etabliert: Szenen von Granger beim Training und der Trauer über tote Freunde schaffen weder Bindung zur Figur noch werden sie später aufgenommen, die Liebesgeschichte zwischen Granger und Manhatten scheitert an Drehbuch, Regie und Schauspiel und das lange Geschwurbel über die Vorgeschichte des Konflikts wirkt auch bloß wie ein Lückenfüller. Nicht, dass es danach besser würde: In Hälfte zwei geht es dann Schlag auf Schlag, Plottwists werden ohne Resonanz oder Wirkung reingeschmissen und jedes Detail in Sekundenschnelle abgehandelt. Der achso gefährliche Wald, aus dem noch nie jemand zurückgekehrt ist, spielt für bestenfalls fünf Minuten eine Rolle und bringt den Hero nie in Gefahr, der Showdown wird in Rekordzeit abgefrühstückt und ein sekundenlanger Nachklapp leitet vom letzten Fiesling zum Abspann über, ohne dass jemals so etwas wie Spannung oder Interesse beim Zuschauer aufgekommen wäre. Auch sonst leidet das Kraut-und-Rüben-Script unter diversen Glaubwürdigkeits- und Logikproblemen, gerade wenn Wendungen aus dem Ärmel geschüttelt werden und sich manche Figur absurd verhält, nur damit dieser Twist jetzt sein kann (etwa der Verräter, der danach noch gegen die Partei aufmuckt, für die er gerade die anderen verraten hat).
Auch das Budget, das je nach Quelle zwischen 4,5 und 7 Millionen Dollar ist bei weitem nicht so üppig wie das des Vorgängers, doch wo andere B-Filmer billigere Filme teurer aussehen ließen, da sieht Bolls „Dungeon Siege 2“ durchweg aus wie in den Wäldern Vancouvers gedreht – später ganz unironisch. Eine Burgkulisse muss mit zig Schwenks abgefahren werden, damit auch ja sieht wofür das Setbudget verwendet wurde, sonst schaut das Ganze eher aus wie das Rumgerenne ein LARP-Truppe im Wald um die Ecke; am edelsten sehen noch die Landschaftsinserts zwischendrin aus, wenn man die Wildnis filmt um zu zeigen, dass wieder Zeit seit der letzten Szene vergangen ist. Mit viel Fantasy ist da nichts außer ein paar schlappen CGI-Zaubereien und einem immerhin für dieses Budget immerhin recht ansprechend animierten Drachen im Schlussakt, der aber auch für keine großen Wow-Effekte sorgt.
In Sachen Action ist „Dungeon Siege 2“ ebenfalls kein großer Wurf, denn es knallt gerade in drei Phasen: Zu Beginn, im Showdown und bei einem Kampf im Wald in der Mitte. Dabei ist immerhin ein recht fähiger Choreograph am Werke. Doof nur, dass das durch Bolls Inszenierung mit Kameragewackel und unsauberem Schnitt zunichte gemacht wird. Gerade beim Überfall in Grangers Haus weiß man nicht so recht wie viele gleich aussehende Angreifer überhaupt vor Ort sind und wer gerade von wo attackiert.
Manches davon mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass Hauptdarsteller Dolph Lundgren sich früh während des Drehs verletzte und wohl deshalb in vielen Szenen nur liegend oder sitzend absolviert. Den Film machte er eh nur, da er dringend Geld für Scheidungsanwälte brauchte, aber eines muss man ihm lassen: Das merkt man ihm kaum an, denn als verschmitzter, sprücheklopfender Held ist er darstellerisch noch das Beste am Film. Annehmbar ist sonst nur Aleks Paunovic, der mak wieder die harte Kampfsau spielt. Recht steif bleibt Grangers Love Interest Natassia Malte, Lochlyn Munro lässt sein übliches Overacting weg, wirkt aber unter einer als deutlich als solcher zu erkennenden Perücke stellenweise unfreiwillig komisch, so wie die meisten Darsteller, wenn sie hier die auf altertümlich-mythisch getrimmten Dialoge aufsagen sollen.
Das sorgt in Verbindung mit der preisgünstigen Ausstattung und einigen (vor allem durch den Score) auf episch getrimmten, aber nie episch wirkenden Szenen für Belustigung, bei der man aber leider eher über, als mit dem Film lacht. Letzteres passiert eher durch die Oneliner Grangers, die manchmal sogar ziemlich gut sitzen („Your prophecy is refreshingly vague“) und dem Film zumindest phasenweise eine ironische Note geben, was die sonstigen Mängel, vor allem im mit der heißen Nadel zusammengestrickten Drehbuch, aber kaum vergessen lässt.
So sind es dann die Performance Dolph Lundgrens, der auch schon besser drauf war, sich hier aber achtbar schlägt, und ein paar annehmbare Kampfchoreographien, welche leider durch eine unübersichtliche Inszenierung fast negiert werden, die den Film noch ein bisschen vorm Totalausfall retten. Aber als Fantasyfilm ohne viel Phantastik, als Actionfilm ohne nennenswerte Action und Abenteuerfilm ohne Wow-Effekt bleibt „Dungeon Siege 2“ eine ziemliche Krücke, selbst wenn Boll und Lundgren beide schon Schlechteres fabriziert haben.