Während Marvel immer erfolgreicher im Filmgeschäft reüssierte, DC und das Studio Warner, das die Rechte an den DC-Figuren hält, gerade einmal die neue „Batman“-Reihe erfolgreich in den Kinos hatte, versuchte man sich 2011 an „Green Lantern“ und landete einen kommerziellen Riesenflop.
Vielleicht lag es an der schweren Vereinbarkeit des abgehobenen Szenarios und des geerdeten Helden. In ersteres führt jedenfalls ein Prolog ein, der kurz erklärt, dass ein Corps von Wächtern, die sogenannten Green Lanterns, über das Universum wachen und die Planeten vor interstellaren Übelwichten schützen – Schurken wie Parallax, der zu Beginn des Films aus seinem Gefängnis entkommt und dabei den Green Lantern Abin Sur (Temuera Morrison) tödlich verwundet, der aber fliehen kann und auf der Erde notlandet.
Dort gibt er seinen Ring und seine Laterne, die Machtinsignien eines jeden Green Lantern an den zufällig vorbeikommenden Testpiloten Hal Jordan (Ryan Reynolds) weiter. Der fliegt zwar Kampfjets für den Konzern Ferris Aircraft, lässt es aber sonst an militärischer Disziplin mangeln, ist ein Charmeur und opfert bei einem Testeinsatz sogar seinen Wigman, Verzeihung, seine Wingwoman Carol Ferris (Blake Lively) – natürlich ohne tödliche Konsequenzen, aber das bringt die Gute verständlicherweise auf die Palme.
Nachdem Hal den Ring ausprobiert und später durch dessen Kräfte durchs Weltall zum Planeten Oa fliegt, auf dem die Green Lanterns sich treffen, wird er von deren Anführer Sinestro (Mark Strong) nicht gerade begeistert aufgenommen, erscheint er doch wenig qualifiziert. Unglücklicherweise nimmt Parallax die Erde ins Visier, wo er über Abin Surs Leiche bereits den Wissenschaftler Hector Hammond (Peter Sarsgaard), einen Freund Hals, infiziert und unter seine Kontrolle gebracht hat…
Filme über die Origin Storys von Superhelden haben es nie einfach: Sie müssen den Protagonisten, wichtige Nebenfiguren und im Zweifelsfall auch noch eine neue Welt einführen, außerdem erklären wie der Protagonist an seine Kräfte kommt und gleichzeitig noch zumindest einen kleinen Konflikt einbauen, damit der Hero auch was zu tun hat, damit eventuelle Sequels direkt in die Vollen gehen können. So auch der Plan bei „Green Lantern“, der in den Abspann gleich einen Cliffhanger für ein mögliches Sequel einbaut, das nach dem katastrophalen Abschneiden an der Kinokasse allerdings erst einmal gestrichen wurde. Allerdings schafft Martin Campbells Film es nicht diese Elemente alle entsprechend gut zu balancieren, sondern steht am Ende eher als beliebiges Potpourri seiner Einzelteile dar, die er aber nicht gut unter einen Hut bekommt.
Dabei stimmen die Einzelzutaten zum Teil durchaus, vor allem der Cast. Ryan Reynolds als Schluffi, der über seine Bruder-Leichtfuß-Attitüden hinwegkommen muss und sich zum Helden mausert, verkörpert einen sympathischen Helden, während Mark Strong als strenger Mentor ebenso Edelsupport ist wie Tim Robbins in einer Nebenrolle als Senator. Blake Lively als durchaus toughes Love Interest schlägt sich ordentlich, während Peter Sarsgaard doch stark hinter seinem immer groteskeren Make-Up verschwindet. Angela Bassett hat eine Nebenrolle, Clancy Brown leiht Parallax seine markige Stimme, während Geoffrey Rush Tomar-Re und Michael Clarke Duncan Kilowog spricht, was für das hochkarätige Casting spricht.
Zudem verfügt „Green Lantern“ über beeindruckende CGI-Bilder, gerade wenn er sich ins Weltall bewegt, wo die meisten anderen Superhelden zwangsläufig geerdet bleiben. Farben- und formschöne Planeten, einfallsreich gestaltete Außerirdische und zumindest optisch imposanter Schurke, das sind die Pfunde, mit denen die DC-Adaption wuchern kann, zumal die CGI-Effekte definitiv sehr gut sind. Diese kommen auch bei der Verwendung von Green Lanterns Kräften reichlich zum Einsatz: Durch seinen Ring, den er an der Laterne wieder aufladen kann, kann er Gegenstände materialisieren, die er sich vorstellt.
Das ist in den Actionszenen durchaus reizvoll, denn Jordan muss tatsächlich das richtige (Um-die-Ecke-)Denken lernen: Nutzt er anfangs vor allem konventionelle Mittel wie imaginierte MGs, so wird einfallsreicher und meistert dadurch seine Herausforderungen. Dies ist ein Unterschied zu anderen Superheroes, aber auch ein Manko für „Green Lantern“: Der Held muss sich selten körperlich reinhängen, sondern sich nur das richtige Vorstellen, wodurch er selten so sehr in Gefahr wie ein Batman oder ein Spider-Man scheint oder auch nur so angestrengt wie diese. Manche Actionszene, etwa wenn Jordan einen abstürzenden Hubschrauber mit einem materialisierten Auto plus Rennbahn auffängt, wirkt ungelenk, fast schon etwas unfreiwillig komisch, während sich die Ausbildungskämpfe mit Sinestro, in denen gleichwertige Gegner aufeinandertreffen, noch ehesten einprägen, da Campbell und seine Crew hier am ehesten das Potential ihrer Helden-Fähigkeiten ausnutzen.
Zudem bleibt wenig hängen, die Wandlung Hals vom Halodri zum verantwortungsbewussten Erdenbeschützer ist ein biederer, kaum mit Leben gefüllter Standard, ebenso kann das Script die obligatorische Liebesgeschichte zwischen Hal und Carol nur selten mit Leben füllen. Hin und wieder blitzen kleine Screwballelemente in dem Beziehungsgewirr auf, schön auch die an „Superman“ angelehnte Balkonszene, in der die Dame allerdings schnell durch Hals dürftige Verkleidung hindurchsieht und „Green Lantern“ schön all jene Comics (und deren Verfilmungen) durch den Kakao zieht, in denen der Held mit minimaler Maskerade selbst für seine engsten Vertrauten nicht mehr zu erkennen ist.
Auch Parallax als abstrakte Weltenkaputtmachmaschine wirkt als Bedrohung zu wenig greifbar, weshalb Hector als halbwarme Zusatzgefahr eingeschaltet wird, jedoch selten wirklich bedrohlich wirkt. Rivalitäten um Carols Gunst, Abneigung gegen den eigenen Vater, verstärkt durch Parallax‘ Einfluss und die damit einhergehenden Kräfte, all das sollte diese Figur auf dem Papier interessanter machen, doch das Script kann leider nichts aus der Situation rausholen. Ebenso seltsam wirkt der Kontrast zwischen teilweise harmlos-komödiantischen Szenen und düsteren Passagen, etwa wenn Parallax‘ Angriff auf Coast City tatsächlich sichtbar Teile der Zivilbevölkerung einäschert.
So ist „Green Lantern“ ein uneinheitlich geschriebener Superheldenfilm, der zwar stellenweise das Potential seiner etwas anderen Heldenfigur ausnutzt, stellenweise wiederum an ihr scheitert, in Sachen Besetzung und Tricktechnik tadellos ist, aber seine Plotelemente nie vernünftig unter einen Hut bekommt. Schade drum.