Krieg der Superhelden(verlage) - nächste Runde.
Allmählich haben wir sie ja so langsam alle durch, die bekannten und die angesagten Superhelden in ihren roten, grünen oder nachtblauen Kostümen und daß die Jungs von Marvel momentan thematisch zielsicherer sind und das Publikum mehr mitreißen, weil man dank der "Avengers" viele Filme zu einem verbinden kann, ist auch schon als gesetzt anzunehmen.
Dennoch sollte man die Konkurrenz von "DC"-Comics nicht unterschätzen, weil die ja immer noch mit dem "Stählernen" aka "Superman" zu wuchern haben.
Dennoch haben sich just die Amerikaner von "Green Lantern" eine Menge versprochen. Bei uns eher semi-bekannt und beliebt - was die "Laterne" mit Marvels "Captain America" und "Thor" gemeinsam hat, doch jenseits des Teiches eine Macht.
Doch irgendwann geht auch die beste Cash-In-Serie im Comicbereich mal zuende und so war "Green Lantern" schlußendlich der erste Film mit Megabudget, der seine Kosten nur mit sehr, sehr viel Mühe und der Zweitverwertung wieder einspielen konnte. Während Marvel immer wieder mit interessanten Geschichten oder zumindest treffenden Darstellern oder angesagten Regisseuren glänzen konnte, blieb dem kosmischen Helden mit dem grünen Ring der Macht nichts davon vergönnt.
Die Voraussetzungen schienen zu stimmen, Ryan Reynolds gab einen akzeptablen Hal Jordan ab, der aber mit wenig Reputation bezüglich ernsthafter Figuren zu kämpfen hatte. Martin Campbell war ein angesehener Regisseur actionreicher Stoffe, wenn auch ohne ausgesprochen individuelle Handschrift; mit Tim Robbins, Mark Strong, Angela Bassett und Peter Sarsgaard waren gute Supports an Bord und die heutige Tricktechnisch machte die grünleuchtenden Ringeffekte, bei denen die Willenkräfte Jordans animierte Gestalt annehmen endlich problemlos möglich.
Da durfte sich also der Saulus zum Paulus konvertieren lassen, aus dem Bruder Leichtfuß, der es mit der Disziplin nicht so genau nimmt, konnte der Weltretter und Vertreter der Erde bei einer kosmischen Polizeiorganisation werden. Man konnte zwischen Ereignissen auf der Erde und im Weltraum bzw. auf fremden Welten wechseln und neben einem menschlichen Superschurken gab es auch noch ein planetenfressendes Monstrum. Dazu noch die unvermeidliche Liebesgeschichte mit der hübschen Frau, um die sich Held und Schurke kloppen.
Konnte da eigentlich etwas schief gehen? Alle notwendigen Zutaten waren doch im Topf.
Antwort, natürlich: Ja!
Die ganze vorangestellte Aufzählung ist die Hypothek, die Campbells Film mit sich herumschleppt, wie die Presse zu bemängeln wagte. Ein unausgegorenes, schlecht abgewogenes Mischmasch aus verschiedenen Elementen, die nicht zueinander passen würden und niemals einen einheitlichen Stil entwickeln. "Green Lantern" galt als teurer Flop ohne Fortune und die Einspielergebnisse trugen dem schlußendlich Rechnung.
In Wirklichkeit ist das alles gar nicht so schlimm oder vernichtend, wie es in der Presse zu lesen war.
Tatsächlich sind gewisse Teile des Film recht uneinheitlich gewichtet, aber vermutlich geschah das, damit die Zuschauer, die nicht zur Kern-Comicfan-Zielgruppe gehören, nicht ständig mit seltsamen Alienwesen im Weltraum konfrontiert werden würden. Man wollte den galaktischen Konflikt, den nötigen Unterbau der Figur, man brauchte seine Vor- und Entwicklungsgeschichte, aber man brauchte auch Love Story und menschliche Züge und die Ausformung eines Charakters.
Ein bißchen viel für nicht mal zwei Stunden Film und dieses Episodische spürt man deutlich, auch ohne nachzuschauen, daß tatsächlich vier Autoren (vier genannte!) an diesem Skript herumgeschraubt haben.
Tatsächlich bietet der kosmische Konflikt auf der großen Skala den größeren Reiz, einen planetenfressenden Gegner namens "Parallax" kann man besser präsentieren als einen nerdigen Wissenschaftler, der bei einer Autopsie mit Aliengenen in Kontakt kommt und dem ein monströser Frontallappen wächst, der ihn zu telekinetischer Hyperaktivität befördert.
Wunderbare Alienmasken und Trickeffekte, Action und Konflikte, die machen einen großen Reiz dieser Heldenfigur aus, der Erdgegner erweist sich dagegen als erschreckend banal, da kann sich Sarsgaard noch so sehr als Vorher-Nachher-Quasimodo mit gebärden und seinen Vater-Sohn-Konflikt auf geistiger Bühne austragen - übrigens eine Nebenhandlung, für die man keinen Oscarpreisträger wie Robbins benötigt hätte.
Auch die unvermeidliche Lovestory mit Blake Lively hat man an anderer Stelle schon zarter oder origineller gesehen, man denke da nur an das reizvolle Abtasten von Nathalie Portman und dem nordischen Gott Thor. Hier bietet sich der Standard der Standards zwischen zwei Airforcetestpiloten, von denen der Eine eben noch erwachsen werden muß.
Was aber im All noch hätte gerettet werden können, leidet dann jedoch am alten "Fantastic Four"-Problem, die mit ihrem "Galacto" ebenfalls einen übermächtigen Gegner präsentierten, aber nicht wie in den Comics sondern in Form einer amorphen Wolke und ähnlich geht man auch hier vor: "Parallax" kommt als allesfressende kosmische Aschelawine des Weges, nicht eben ein Gegner, mit dem man sich identifzieren kann.
Ergo können die Tricks noch so gut sein, die Schauspieler noch so motiviert (Reynolds Leistung ist durchaus sauber), die Gags noch so passend gesetzt, das Drehbuch ist trotz enormen Aufwands ziemlich beliebig, wirkt wie eine Schnittmenge aus allen möglichen Superheldenfilmen und leidet gerade deswegen an Abwesenheit von Originalität.
Wer sich daran aber nicht stört, kann trotzdem einen rundum lustigen Abend mit diesem Film haben, der ausnahmsweise mal weniger von der erdschweren Tiefgründigkeit oder menschlichen Verzweiflung mit sich rumschleppt, die an Peter Parker, Bruce Wayne und Konsorten klebt. Auch unser Held hat ein gewisses Trauma (auch das noch!), aber "Green Lantern" bleibt im Wesentlichen seicht und flott erzählt, bunt und schnell.
Es ist ein Oberflächenfilm und als solcher muß er auch genommen werden, sonst platzt die Seifenblase nämlich ganz schnell. Doch wenn man sich flott und locker bis zu den Schlußtiteln - mit dem unvermeidlichen Anhängsel für eine eventuelle Fortsetzung - durchgearbeitet hat, dann weiß man, daß die Entwicklungsmöglichkeiten für ein Sequel hier größer sind als bei anderen Filmen wie "Iron Man", die auf noch größerer Skala klotzen mußten und sich dann überfraßen.
"Green Lantern" ist nicht mehr als ein solider, gut gemachter Spaß, so wie die Milchschnitte gern wäre: leicht und belastet nicht. (6/10)