An "Green Lantern" zeigen sich einige klassische Symptome der Literaturverfilmung, auch wenn es sich bei der Vorlage um Comic-Literatur handelt. An erster Stelle steht in der Regel die Frage nach der Originalgetreue - soll sich der Drehbuchautor detailgenau am Text orientieren oder eher eine filmgerechtere freie Umsetzung wählen? - Während der "Spiderman"-Kosmos beispielsweise für die Verfilmungen durcheinander gewirbelt wurde, hielt man sich bei "Green Lantern" ziemlich genau an das Original.
Was sich im ersten Moment qualitativ anhört, erweist sich bei genauerem Hinsehen als die Schwäche der Vorlage. Anders als bei "Spiderman", der seine Komplexität aus dem Umfeld gewinnt, indem seine Aktionen stattfinden, der aber auf denkbar einfache und nachvollziehbare Weise zum Superhelden wird, bedarf Hal Jordans (Ryan Reynolds) Verwandlung zur "Grünen Laterne", seine sich daraus ergebenden Fähigkeiten, die ja vor allem in der Materialisierung seiner Gedanken liegen, die Hintergründe und Zusammenhänge dieser Figur eines langen Atems, den ein Drehbuchautor durchstehen muss. Will er daran etwas ändern, könnte er auch gleich einen neuen Superhelden erfinden. Das wird schon in den ersten Minuten des Films deutlich, als eine Stimme aus dem Off zu Bildern einer fremden Alien-Welt mit ernster, getragener Stimme universale Zusammenhänge erklärt - normalerweise der Tod eines jeden Filmbeginns.
Zudem auch die Insignien der Macht - der Ring und die grüne Laterne, an der er gerieben werden muss - etwas leicht Lächerliches an sich haben und nur wenig Zukunft-Alien-Universum-Feeling vermitteln können. Deutlich wird daran die Entstehungszeit des Comics, dessen Science-Fiction-Lastigkeit, die ihn damals von anderen Superhelden unterschied, verhindert, dass er schmerzfrei in die Gegenwart transferiert werden kann. Das gesamte heroische Alien-Szenario mit den Wächtern und den dreitausend "Green Lanterns", die für Ordnung im Universum sorgen, vermittelt - trotz multiplanetarischer Bemühungen - noch stark die politische Denkweise der 50er und 60er Jahre. Um es vorweg zu nehmen - die schön gezeichneten Cover der Hefte der Reihe "Top Comics" aus dem Bildschriften-Verlag noch vor Augen zu haben, wo die "Grüne Laterne" Ende der 60er Jahre erstmals in Deutschland erschien, ist sicherlich kein Nachteil beim Zugang zu dem Film, wie auch eine allgemeine Comic-Affinität vorhanden sein sollte.
Nimmt man diese Voraussetzungen als gegeben, macht der Film nicht viel falsch. Im Gegenteil ist es gerade Ryan Reynolds jungenhafte, wenig tiefschürfende Art die den entscheidenden Gegensatz zum sonstigen Alien-Fantasy-Geschwurbel bildet. Prinzipiell bietet die Story auch Ansätze für tiefenpsychologische Betrachtungen, Selbstzweifel und komplizierte Liebesgeschichten mit der hübschen Carol (Blake Lively), aber es ist geradezu erfrischend mit welcher Vehemenz der Film diese wegwischt, um einem sehr guten Cast die Möglichkeit zu geben, in schönen Comic-Figuren-Klischees zu schwadronieren.
Tim Robbins gibt wieder seine Lieblingsfigur des skrupellosen Politikers, Peter Saarsgard ist ein überzeugender "Mad Scientist" und Taiki Waititi darf den Computer-Nerd-Kumpel mimen. Allein die Szene auf dem Balkon, in der Hal einen auf geheimnisvollen Retter mit Gesichtsmaske macht (ein "Superman"-Zitat), Carol ihn aber trotzdem sofort erkennt und fragt, was die lächerliche grüne Brille soll, verdeutlicht schon, das der Film sich nicht ernst nimmt - da kann Mark Strong als Anführer der "Green Lanterns" noch so ernst und finster gucken.
Die Figur des Science-Fiction-Polizisten, zu dem ein Mensch zufällig wird, hatte nie auch nur annähernd die Popularität eines "Spiderman", schon gar nicht außerhalb der USA, weswegen Hinweise darauf, dass auch der Film deutlich geringeren Zuspruch erhält, wenig über die Qualität des Films aussagen, viel aber über die Comic-Vorlage. Es ist eher überraschend, dass diese Figur aus dem DC-Universum überhaupt verfilmt wurde, aber dennoch haben die Macher einen überzeugenden Unterhaltungsfilm daraus gemacht, der zumindest einem Anhänger des Genres zwei vergnügliche Stunden bieten kann (7/10).