Im Jahr 2007 erweckte Michael Bay eine Reihe von Spielzeugrobotern auf der Leinwand zum Leben - “Transformers” präsentierte sich als locker-leichte Unterhaltung, die mit ihren gut dosierten Action-Einlagen die Special-Effect-Standards neu definierte. Auch wenn man dem 2 Jahre später folgendem Sequel auf tricktechnischer Ebene dasselbe Ergebnis attestieren durfte, präsentierte sich diese überlange und unnötig vollgestopfte Effektschau als infantiler Humbug sondergleichen. Ähnelt “Transformers 3” nun eher dem launigen Erstling, oder doch dem völlig missratenen Nachfolger? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen…
Bereits zwei Mal hat Sam Witwicky (Shia LeBeouf) an der Seite der Autobots kämpfend die Welt vor den Decepticons gerettet. Nun ist der einstige Held jedoch auf Job-Suche; derzeit spült lediglich seine neue Freundin Carli (Rosie Huntington-Whiteley) Geld in die Haushaltskasse. Dieses spannungsarme Leben wird jäh unterbrochen, als bekannt wird, dass vor Jahrzehnten ein Raumschiff der Transformers auf dem Mond notlandete - mit einer Technologie an Bord, die in falschen Händen fatale Folgen hätte. Unter der Leitung von Lt. Lennox (Josh Duhamel) machen sich die Autobots nun schnellstmöglich an die Bergung dieser Artefakte. Sam vermutet jedoch, dass noch mehr dahinter steckt. Um diesen Verdacht bestätigen zu können, sucht er den ehemaligen Agenten Seymour Simmons (John Turturro) auf, welcher ihm bei seinen Ermittlungen helfen soll. Und tatsächlich: Die Decepticons schmieden einen finsteren Plan…
Bombastische Hochglanz-Action - das ist die simple, aber wirkungsvolle Erfolgsformel von Michael Bay. Dass dieses Rezept jedoch auch gewaltig scheitern kann, zeigte “Transformers 2” nur allzu deutlich - allen voran unpassende Komik und der zu aufgeblähte Ablauf machten in Verbindung mit sich zunehmend abnutzenden Action-Szenen eben jenes Machwerk beinahe ungenießbar. Bay sah seine Fehler teilweise ein und versprach Besserung; gehalten hat er sich aber nur bedingt daran. Trotz erkennbarem Fortschritt werden zu viele Fehltritte aus dem zweiten Teil einfach wiederholt. Auch wenn der infantile Holzhammer-Humor dankenswerterweise ein Stück weit zurückgeschraubt und teilweise durch wirklich witzige Ideen ersetzt wurde, so ist der Streifen nach wie vor schlichtweg zu lang und mit einer Vielzahl an unnötigen Szenen vollgeladen.
Eben dieser Hang zum Unnötigen zeigt sich allen voran in der ersten Hälfte des Films überdeutlich. Nach einem sehr atmosphärischen Beginn, der die Mondlandung 1969 in ein neues Licht rückt, wird man mit überflüssigen Handlungssträngen und Nebenfiguren geradezu erschlagen. Seien es nun Sams Suche nach Arbeit und die damit eingeführte Figur von John Malkovich als seinen Boss, oder der diesmal eher zurückhaltende Besuch seiner Eltern - nichts davon ist von großer Bedeutung für die ohnehin dünne und mit Logiklöchern durchsetzte Handlung und hätte daher ersatzlos gestrichen werden können. In diesem Zusammenhang ist es sogar ärgerlich, dass Megan Fox abspringen musste - ganz davon abgesehen, dass sie trotz gleichem Schauspieltalent mehr Charisma als ihre Nachfolgerin auffahren konnte, hätte man sich mit ihrem Auftritt zudem die Vorstellung einer weiteren uninteressanten Figur erspart. In der Summe müsste man in der ersten Halbzeit mindestens eine halbe Stunde Leerlauf wegstreichen - was einen viel flotteren Übergang zur besseren Hälfte des Films zur Folge gehabt hätte.
Michael Bay verstand sich seit jeher darauf, imposante Action zu inszenieren. Seine Glanzmomente hatte er dabei immer, wenn er das totale Chaos inmitten des alltäglichen Großstadtlebens warf - vornehmlich in Form brachialer Verfolgungsjagden mit exzessiven Kollateralschäden (siehe “The Rock”, “Bad Boys 2”, “Die Insel”, ect.). Diesem Talent folgend, zog Bay nun endlich wieder aus staubigen Wüsten zurück in die Großstadtschluchten. Mit dem Halbzeitpfiff des Films beginnend, entfacht er hier nun ein Feuer der Zerstörung, das man in diesem Ausmaß bisher nur selten sah. Mithilfe absolut überragender CGI-Technik werden ganze Städte prachtvoll auseinander genommen. Dabei entstehen eine handvoll sehr ansehnlicher Action-Szenen; die obligatorische Highway-Verfolgungsjagd und das genüssliche Einreißen eines Hochhauses seien hier als Beispiele angebracht. Entgegen dem aktuellen Trend bleiben diese Zerstörungsorgien sogar meist übersichtlich und nachvollziehbar - und gewinnen zudem durch einen plastischen 3D-Effekt an Intensität. Nichtsdestotrotz leiden auch die knalligen Parts an dem Syndrom der überzogenen Länge - ab einem gewissen Punkt kann die Effektorgie nicht mehr viel Neues bieten, so dass die Materialschlacht aufgrund dieser Redundanz nicht durchgängig auf hohem Niveau zu begeistern weiß. Abermals wäre weniger mehr gewesen.
Doch nicht nur Action und Personen gibt es im reichlichen Überfluss - selbst bei den Transformers selbst herrscht klares Überangebot. Komischerweise fährt Bay hier die umgekehrte Taktik als bei den menschlichen Protagonisten. Anstelle einer langen Vorstellung wird ihr Mitwirken einfach erklärungslos vorausgesetzt - so erfährt man teilweise nicht einmal die Namen der neu eingeführten Roboter-Haudegen. Als direktes Resultat bleiben die beiden kämpfenden Partien geradezu gesichtslos, was jegliche emotionale Anteilnahme völlig unmöglich macht. Und sollte dann doch mal ein aus früheren Teilen gut bekannter Transformer das Zeitliche segnen, so wird dies ohne Weiteres kommentarlos hingenommen. Was diese dramatischen Aspekte betrifft, hat Bay einen uneleganten Fokus gewählt und die Betonung vollends falsch gesetzt.
Die Inszenierung selbst ist auch abseits der Action-Sequenzen typische Bay-Ware, soll heißen, dass anscheinend ständig die Sonne auf- bzw. untergeht und man somit Lens Flare Effekte en masse bewundern darf - ob das nun stilvoll oder penetrant ist, muss jeder für sich entscheiden. Bei den Darstellern ist beinahe jedes Klischee vertreten; sei es nun Shia LeBeoufs leicht verplanter Held, Josh Duhamels tougher Soldat oder Neuling Rosie Huntington-Whiteley als Plastikpuppe, die das Sexobjekt mimen darf (was von Bay auch schon beinahe parodistisch-direkt dargestellt wird). All diese Leistungen sind nicht weiter erwähnenswert - wie es sich auch für einen Film gehört, in dem eigentlich tonnenschwere Kampfroboter die Hauptdarsteller sind. Lediglich John Turturro als Ex-Agent Simmons sowie sein Gehilfe Alan Tudyk stechen aufgrund gnadenlosen Over-Actings aus der Masse hinaus - was zwar für teils sehr lustige Momente sorgt, dem Film aber somit auch das letzte bisschen Ernsthaftigkeit raubt.
Fazit: Man schneide eine Stunde des Film heraus, und schon hat man einen schön straffen Action-Streifen mit bombastischer Inszenierung. In der vorliegenden Fassung ist "Transformers 3" jedoch schlichtweg zu lang und ermüdet aufgrund Unmengen unnötiger Szenen und Personen bald. Auch die von Bay gewohnt brillant gefilmten Zerstörungsorgien können den Mankos des Drehbuchs und der dramatischen Fehlbetonung seitens des Regisseurs nicht viel entgegensetzen. So bleiben im Endeffekt eine handvoll mitreißender Action-Sequenzen, verpackt in State-of-the-Art Special Effects - das ist zu wenig für zweieinhalb Stunden…
4/10