Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem amerikanischen Kino gelingt, Ersatzkriege zu führen, in denen am Ende die eigenen Soldaten auch richtig gewinnen - und das ihnen dabei der größte Teil der restlichen Welt auch noch gerne zusieht. Gut, die amerikanische Flagge ist am Ende ziemlich zerfetzt, Chicago nur noch eine Trümmerlandschaft und die Kämpfer brauchten auch die Unterstützung der Autobots, aber Niemand kann am Ende von "Transformers 3" behaupten, sie hätten nicht anständig gekämpft im Angesicht eines übermächtigen Feindes, den Decepticons.
Trotz dieser eindeutigen Botschaft, bleibt Michael Bay erstaunlich zurückhaltend in der Inszenierung seiner Helden. Zwar spielt Josh Duhamel als Lennox wieder den coolen Anführer, für den die Autobots als Kumpels nie in Frage gestellt sind, und Tyrese Gibson als Epps schafft mühelos den Sprung vom Zivilisten zum knallharten Marine, aber sonst lässt Bay eine Riege von Darstellern auf das Publikum los, die eher untypisch für Heldenepen sind. Das beginnt wie immer bei Shia Labeouf, der am Ende zwar in einer Art und Weise durch die Luft geschüttelt und durch Wände gerammt wird, für die die sieben Leben einer Katze nicht ausreichen würden, der aber dank seines Milchgesichts immer einen anständigen Kontrast zu den kantigen Kiefern der sonstigen Kämpfer abgibt.
Überhaupt lässt sich Michael Bay diesmal viel Zeit, bis es zum großen Show-Down kommt. Sehr gelungen ist in diesem Zusammenhang die Einbettung der fantastischen Story in die realen Ereignisse zur Mondlandung der Apollo 11 und dem Atomunglück von Tschernobyl. Die Eingangs-Action-Sequenz erzählt vom Krieg der freiheitlich denkenden Autobots und den tyrannischen Decepticons auf deren gemeinsamen Planeten, die damit endet, dass das beschädigte Raumschiff, in dem der Anführer der Autobots geflohen war, auf dem irdischen Mond landet. Natürlich musste dieses Eindringen von Aliens der NASA, aber auch der russischen Seite auffallen, die sich gerade in einem Wettlauf zum Mond befanden. Bay verzahnt geschickt dokumentarisches Material mit der "Transformers"-Story, lässt die Präsidenten Kennedy und Nixon sowohl real, als auch gespielt auftreten, und inszeniert sogar eine Begegnung des originalen Apollo 11 - Astronauten Buzz Aldrin mit Optimus, dem Anführer der Autobots.
Damit wird "Transformers 3" nicht realistischer, sondern durch die Anspielung auf beliebte Verschwörungstheorien und Paranoia-Szenarien, verstärkt Bay noch den charakterlichen Eindruck seines Films als Spielkiste für auswuchernde männliche Fantasien. Dazu gehört auch die Inszenierung des weiblichen Geschlechts, die sich wie immer nur auf eine Person beschränkt, die geradezu unwirklich in eng anliegendem Kleid, perfektem Make-Up mit betontem Kussmund durch ein Kriegsgewirr stöckelt, in dem sonst nichts heil bleibt. Anders als bei der ausrangierten Megan Fox, wirkt das bei Model Rosie Huntington-Whiteley als Carly noch eine Spur gekünstelter und überbetonter, da Fox, besonders auf dem Motorrad, noch über eine Präsenz verfügte, die den Dauerlauf auf hohen Absätzen zwischen Trümmern und Robotern weniger lächerlich wirken ließ.
Man könnte dem begegnen, dass mit Frances McDormand noch eine andere Frau eine wichtige Rolle spielt, aber ihr Typ ist als genauer Gegensatz zur Barby-Puppe letztlich auch nur eine Betonung des Klischees. Sie reiht sich viel mehr in die Riege erstaunlicher Darsteller ein, von John Malkovich über John Turturro bis zu aktuellen Komödianten wie Alan Tudyk und Ken Jeong, die für viel Skurrilität sorgen, was der Story gut bekommt, auch wenn Bay leider auch nicht auf zumindest ein homophobes Witzchen verzichten kann, dass bei männlichen Seelen für wohliges Erschauern sorgen soll.
Doch letztlich ordnen sich solche Details nur unter, bleiben diskutable Randerscheinungen wie die unnötige Blondine, denn in seiner Gesamtheit kann "Transformers 3" überzeugen. Der ruhige Aufbau des Films und die historischen Bezüge bereiten das späte, überbordende Actionspektakel geschickt vor, dass dank der witzigen Side-Kicks immer mal durchbrochen wird, weshalb der Film trotz seiner langen Laufzeit homogen wirkt. Dazu passt auch die 3D-Technik, die dem äußeren Rahmen in diesem Fall noch einen zusätzlichen Kick verleihen kann.
Merkwürdigerweise wird von vielen Anhängern der "Transformers" -Reihe immer gefordert, das Gehirn beim Betrachten des Films abzuschalten, um ihn genießen zu können - vielleicht weil deren Hirn sowieso immer abgeschaltet ist. Dabei ist das gar nicht nötig und letztlich die Relativierung eines Films, dessen Zielsetzung an Eindeutigkeit schwer zu überbieten ist (8/10).