*** Der Text enthält Spoiler ***
Der abschließende Teil der Filmreihe um den einst unter einer Treppe hausenden Jungen, der zum Zauberer heranwuchs und den sein Schicksal sein ganzes Leben verfolgte, beginnt dort, wo der Vorgänger endete. Während Voldemort in den Besitz des Elderstabs gelangt, betreiben Harry, Ron und Hermine weiterhin die Jagd nach und die Zerstörung der Horkruxe. Der letzte von ihnen liegt in Hogwarts versteckt und so machen sich nicht nur die drei Freunde dorthin auf, sondern auch der dunkle Lord mit seinen Anhängern - die finale Schlacht um die Vorherrschaft in der Welt der Zauberer steht bevor.
Nach der Wiederholung der letzten Szene aus Teil 1 geht der Blick nach Hogwarts. In tristen Farben, umringt von Dementoren gibt diese Szene schon den Grundton für den Rest des Films vor. Die permanente Bedrohung, der unausweichliche Konflikt zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Die Jagd nach den restlichen Horkruxen und ihre Zerstörung sind die zentralen Themen, aber auch die Frage, wie die Figuren (auf beiden Seiten) sich auf dieses Finale zubewegen und eventuell auch darüber hinaus.
Auch geizt der überwiegend humorlos inszenierte Film, im Vergleich zu seinen Vorgängern, nicht mit actionreichen Sequenzen. Der Ein- und Ausbruch bei Gringotts oder der Kampf um Hogwarts gehen Hand in Hand mit den persönlichen Momenten, für die Regisseur David Yates und Drehbuchautor Kloves grundsätzlich genug Raum finden. Grundsätzlich, da man sicherlich über die Gewichtung mancher Ereignisse streiten kann. Denn der Tod liebgewonnener Figuren (u. a. Fred Weasley, Lupin, Tonks) wird mithin beiläufig inszeniert oder erwähnt und bleibt dramaturgisch so gut wie ungenutzt.
Dafür bekommt Snape, wie immer charismatisch dargestellt von Alan Rickman, mit einer rückblickenden Denkariumssequenz einen der emotionalen Höhepunkte des Films und sein Charakter eine würdige Abrundung.
Änderungen zur literarischen Vorlage sind auch hier wieder zu finden, aber da die Laufzeit begrenzt ist (mit 130 Minuten der kürzeste Teil der Reihe) und viele Fäden zusammenlaufen, ist dies, auch in der Art der Umsetzung, verschmerzbarer als in manchen Vorgängern. Dabei wird die Kenntnis der Vorgeschichte, also aller Teile oder noch besser der Bücher, einfach vorausgesetzt. Neueinsteiger, sollte es die bei einem letzten Teil einer Serie geben, dürften die Zusammenhänge kaum in ein ausreichend gewichtetes Bild setzen können. Aber so sollte dies alles auch verstanden werden – als eine große Geschichte von Veränderung, dem Erwachsenwerden und dem Abenteuer, das all dies umgibt.
Gerade der Abschlussfilm legt hier ein hohes Tempo vor, versucht sich an der Balance zwischen Action und Drama, wo in den vorhergehenden Teilen die Charaktere im Vordergrund standen. Im Großen und Ganzen gelingt diese Gratwanderung.
Und dass dies funktioniert liegt wieder auch an der allgemein hochwertigen Darstellerriege. Das Ensemble kennt seine Rollen und kann sie mit Leben füllen. Sei es das Heldentrio mit Radcliffe, Watson und Grint oder Schurke Voldemort, wieder verkörpert von Ralph Fiennes, ebenso wie ein Auftritt von Michael Gambon als Dumbledore. Und wie schon mal in einer Kritik zu einem der Vorgänger angemerkt, tragen die Darsteller der Reihe einen nicht zu unterschätzenden Teil zum Erfolg derselben bei. Holperte es anfangs noch vor allem bei den Jungschauspielern, wuchsen sie über die Jahre in mehrerlei Hinsicht. Extra erwähnt werden kann hier noch Matthew Lewis, der die Figur des Neville Longbottom auch hier wieder einfach sympathisch verkörpert und in seinen wenigen Auftritten auch eine nicht unwichtige Rolle spielt. Dies aber nur stellvertretend für auch viele andere Darsteller und ihre Figuren.
Aus inszenatorischer Sicht sind die vielen Kurzauftritte aus früheren Teilen bekannter Charaktere eine zweischneidiges Schwert, wirken etwas bemüht, stellen aber (abseits jeden Fanservices) trotzdem ein willkommenes Wiedersehen dar.
Ein gleichsames Wiederhören gibt es mit Alexandre Desplat, der wieder den Soundtrack beisteuerte und zum Abschluss einen der besten der Reihe vorlegt. Desplat findet immer die passende Untermalung für die Szenen, kann es sowohl im Lauten als auch im Leisen und zitiert auch wieder mehr von Williams, was jedes Mal ein wohliges Gefühl herbeizaubert.
Eher unwohlig, aber der Situation angemessen, zeigt sich das Bild. Farbreduzierte, manches im Dunklen verschwinden lassende Bilder zeigt Eduardo Serra wie im Vorgänger (Teil 1 und 2 wurden am Stück gedreht). Ausnahmen sind die Rückblenden in knalligen Farben, denen in diesem Kontrast trotzdem die in der Geschichte lebende Dramatik nicht abgeht. Wenn man da an die bunten Abenteuer der ersten Teile denkt, spürt man den Wandel, den die Reihe, natürlich auch vorgegeben durch die Entwicklung der Geschichte, gemacht hat.
Insgesamt, trotz schwankender Qualität, immer noch eine faszinierende Reihe. Bücher sind Bücher, Filme sind Filme, man wird es nie allen Recht machen können – trotz der sich anbietenden und bei Kennern der Vorlage wohl automatisch angestellten Vergleiche kann man hier von einer insgesamt gelungenen Umsetzung sprechen. Eine durchaus interessante Alternative könnte die Inszenierung als Serie sein, näher an der Vorlage.
„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ ist ein würdiger Abschluss der Reihe und am Ende kann man etwas wehmütig sein ob der langen Reise, die man als Zuschauer miterlebt hat; das galt auch für die Lektüre die Bücher. Der Ausblick, der auch in der filmischen Umsetzung 19 Jahre später die gealterten Helden wiederum ihre Kinder nach Hogwarts schicken lässt und das Trio schweigend nebeneinander zeigt, atmet sichtlich den letzten Satz des Buchs.
Alles war gut.