Nader und Simin – Eine Trennung
(Alamode Film)
Wenn man als Filmliebhaber mal ein wenig über den eigenen Tellerrand schaut, stellt man fest, dass es so viele beeindruckende Filme zu entdecken gibt. Das iranische Drama Nader und Simin – Eine Trennung von Regisseur und Drehbuchautor Asghar Farhadi (Elly) zum Beispiel. Hätte der Film nicht einen goldenen und zwei silberne Bären auf der Berlinale gewonnen (unter Anderem den goldenen Bären als bester Film) und gilt als Oscar®-Anwärter für den besten ausländischen Film, so hätte ich auch diese wuchtige, intensive und trotzdem sensible Filmperle wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen.
Die Geschichte beginnt mit dem Ehepaar Nader und Simin, welche vor dem Scheidungsrichter sitzen, und die Trennung nach 14 Ehejahren wollen. Es ist deutlich, dass beide sich eigentlich lieben, aber die äußeren Umstände das Paar entzweit hat. In der gemeinsamen Wohnung lebt Naders an Alzheimer erkrankter Vater, der von beiden gepflegt wird. Simin würde gerne das Land verlassen (damit die gemeinsame Tochter eine bessere Schulbildung erfährt), Nader will dies jedoch wegen des kranken Vaters nicht mitmachen. Der Scheidungsrichter verweigert die Trennung, weswegen Simin nun mit der gemeinsamen Tochter zu ihren Eltern zieht. Nader jedoch ist mit der Pflege des Vaters überfordert, und engagiert Razieh, eine junge Mutter, deren Mann hoch verschuldet ist. Doch auch sie stößt bei der Pflege des kranken Vater an ihre Grenzen, und bindet ihn eines Tages an sein Bett, damit sie Verpflichtungen außer Haus nachkommen kann. Darüber gerät Nader jedoch so in Wut, dass er Razieh schubst, woraufhin sie die Treppe herunter stürzt. Der darauf sich intensivierende Konflikt wird vor Gericht ausgetragen, doch es wird deutlich, dass am meisten die Kinder unter dem Mangel an der Kommunikationsfähigkeit der Erwachsenen leiden.
Die Blu ray aus dem Hause Alamode Film liefert ein sauberes Bild und einen ausgewogenen Ton. Im Bonusmaterial befindet sich neben Interviews mit dem Regisseur Asghar Farhadi und Leila Hatami noch eine Dokumentation über Asghar Farhadi.
Nader und Simin – Eine Trennung ist ein phänomenaler Film über das Geflecht von Beziehungen und Verhalten verschiedener Menschen untereinander, dem Mangel an Kommunikation oder der Auswirkung eben dieser auf Konflikte. Festgefahrene Ansichten und die Unmöglichkeit des Einzelnen, von der eigenen Meinung abzuweichen führt die Protagonisten dadurch unweigerlich in immer neue, schwierigere Situationen. Vieles wird über Gestik und Mimik ausgedrückt, da die Kamera dazu noch Bildinhalte ausspart, ist die Phantasie des Zuschauers umso mehr gefragt. Genau das ist es auch, was den Film dann letztendlich so mitreißend macht.
Nader und Simin – Eine Trennung ist ein toll gespielter, tragischer Film, der deutlich zeigt, dass die Probleme der Menschen untereinander in allen Kulturen nach dem gleichen Muster ablaufen. Ein intensiver und sehr berührender Film! Für mich schon jetzt eines der besten Dramen des Jahres!!
CFS