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Project S funktioniert 20min lang blendend und hat dann Mühe, diesen Standard beizubehalten. Dies gelingt nicht über die gesamte Fläche; macht ihn nicht automatisch schlecht, aber lässt doch den ersten Enthusiasmus verklingen. Darüberhinaus sitzt man auch noch zwischen den Stühlen. Kann sich schon filmographisch nicht so richtig entscheiden, was man nun eigentlich ist und bringt auch in der Handlung immer mal vielerlei Misstöne mit ein, die den Film von seiner eigentlichen Linie abzweigen. Man dreht zwar seinen im Grunde strikten Cop Actioner, aber will darüberhinaus noch mehr abliefern, verfällt ins Plural und muss sich dann nicht wundern, dass Teile davon den Rest verwässern und zu etwas weniger Gelungenem ummodelieren.

Was ist Project S ? Schon [Alternativ]titelmässig finden sich mehrere Anzeichen für die Vorbilder, da gäbe es Police Story 3 Part 2, Police Story 4: Project S, Police Story V und Supercop 2 zu vermelden; die alle irgendwie das Gleiche nur mit anderen Worten aussagen und deswegen alle ihre Daseinsberechtigung finden. Die Hinweise auf Police Story 3 sind auch nicht zu übersehen; Regisseur Stanley Tong ist ebenso an Bord wie die Hauptdarstellerin Michelle Yeoh als PRC Officer Captain Jessica Yang Chien Hua, Bill Tung als Vorgesetzter Uncle Bill und auch Jackie Chan in einem unerhörten Cameo. Allerdings ist man keine direkte Fortsetzung und bildet auch nur ganz beiläufig einen Querverweis zum nachfolgenden First Strike; stellt sich damit letztlich als ein Zwischenhändler heraus. Ein Spinoff.

Das wäre ja nicht weiter bemerkens- und meldenswert, wenn man sich nicht auch wie ein Zwitter verhalten würde. Von den Grundmerkmalen derlei Genrevertreter findet man zwar Kontinuität, Berechenbarkeit, Standfestigkeit und Unbeirrbarkeit vor, aber eben nicht immer im ausreichende Maße. Die Störer der Ordnung heissen vor allem Liebe und Humor, die man mit einbringen wollte, um das Schema zu variieren, den Ton weicher zu machen und erweitertes Publikum anzulocken. Einen Film für die breite Kundschaft anzupeilen, wie es die Chans selber vorgemacht haben und auch danach noch eine ganze Weile lang blind beherrschen. Aber zumindest weisst man hier noch soviel Klasse und auch vor allem Anliegen und begünstigendes Produktionsvolumen auf, um nicht nur als Fussnote zwischen zwei anderen, weitaus auffälliger und erfolgreicher gewordenen Arbeiten unterzugehen. Man strampelt doch schon um sein eigenes Lebensrecht und wirft so allerlei Positives in die Waagschale.

Klassisch sind dabei vor allem mehrere Standoutszenen, die sich am wirksamsten ins Gedächtnis eingebrannt haben – der Film selber ist mittlerweile eigentlich ebenso vertraut und sollte kein Neuland oder gar einen Ahaeffekt darstellen. Dazu gehören vor allem der Opener; eine pre-title Sequenz, die sich zwischen die Credits drängt und anhand einer Geiselbefreiung das Pärchen des Filmes einführt: Eben Captain Yang und ihren Freund David Cheng Feng [ Yu Rong Guang ], der als Sicherheitsmann mit in der Botschaft eines Ministers eingeschlossen ist und nur auf das Zeichen zur Gegenwehr wartet.
Dabei treibt Regisseur Tong nicht nur das Tempo sofort bis zum Anschlag hoch, sondern vernichtet in seiner allumfassenden Destruktion auch gleich seine Wurzeln. Er setzt sich ausdrücklich von der 1993 gerade in der Hochphase befindlichen Girls with Guns Welle des B – Movies ab und gestattet der Battle Queen Yukari Oshima nur einen winzigen Auftritt als Terroristin zu. Man könnte dies sicherlich auch als „Hommage“ oder eine andere Form der Anerkennung beschreiben und mit passenden Argumenten begründen; aber gerade in der Szene wird am Deutlichsten, dass man sich gerne davon abheben und in einer anderen Liga befinden möchte.
Ist die Gestaltung der Akte und auch der Aufbau der Geschichte gar nicht so abweichend, so fällt auch auf den ersten Blick auf, dass das Budget hier weitaus lockerer sitzt – produziert hat Golden Harvest – und man sich ganz andere Details leisten kann.

Das setzt sich auch fort, nachdem sich der Plot von China nach HK und sechs Monate nach hinten verlagert. Yang und Cheng sind getrennt und auch mittlerweile nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern auf gegensätzlichen Seiten des Gesetzes tätig. Unwissend voneinander verfolgt die Eine den Anderen, während dieser das Problem hat, seine grosse Liebe nicht einfach der Beute opfern zu können. Über Materialschlachten auf offener Strasse, einer hideout – Stürmung und einem Untergrundeinbruch in die Zentralbank wird mit aufgedonnerten Schauwerten geprotzt, die sich getreu der binomischen Ausrichtung immer zwischen einem Hochglanzfabrikat und einem eher garstigen Gun Fu Knaller bewegen. Grosses Aufgebot von Polizei, Krankenwagen, Feuerwehr als institutionelle Verfolgung und Bekämpfung auf der einen Seite. Klaterige, vollgemüllte Hauseinbuchtungen mit viel Staub und Schmutz allerortens auf der Anderen. Die gleichzeitige Entfernung von den in den 80ern vor allem im Ausland schwerst populären In the Line of Duty Reihe, die sich viel direkter und damit energischer um einen forschen Antrieb gekümmert hat. Und die demungeachtet wohl eher unbewusst eingefügten Wegweiser durch mahnende Plakate an der Wand, Dialoge auf der Tonspur und Coverpromotion auf Jahre später erschienenen Veröffentlichungen; vor allem natürlich welche in den UK, deren Distributoren den Titelbezug quasi herstellen mussten.

An deren frühen Ausgaben 1 – 4 kommt man hier nicht heran; auch die beiden darunter befindlichen Yeohs Yes, Madam! und Royal Warriors sind unnahbar in weiter Ferne gerückt und weichen einem mehr massenkompatibleren Endergebnis, in dessen Mitte man zu sehr den Druck rauslässt. Yeoh wirkt weder so fesch noch so sympathisch wie vor ihrem Comeback. Die anfängliche Struktur von Gut und Böse verliert ihren Putz und zerteilt sich in kleineren neckischen Turteleien, die vor allem die zweite Garde der Figuren miteinbezieht. Inspector Martin Li Kuang – ming [ fehl am Platz: Emil Chau ] hat eindeutig Interesse an seiner kommunistischen Partnerin; seine Schwester May Li [ überflüssig: Athena Chu ] hat genug Zeit die Kupplerin zu spielen, da ihr Freund Kao Shao Lung [ einsatzfreudig: Louis Fan ] ebenfalls Polizist und damit anderweitig beschäftigt und ansonsten weitgehend harmlos ist.
Ergo erst etwas Kompetenzgerangel nach der vorausschauenden Ein Land – Zwei Systeme Problematik; sls Cheng nach der Beziehungspause wieder in Yangs Leben auftaucht, muss Inspector Li sich aber anderweitig in die Bresche werfen. Das Herumschwarzwenzeln Beider um ihr Objekt der Begierde steht an.
Der Dimension Cut anlässlich der verspäteten Kinoauswertung in den US trimmte ein Grossteil der Belustigungen und Avanchen; etwas, was man bestimmt nicht gutheissen oder gar fördern sollte, aber in dem Fall leider Gottes wohl eher nützt als schadet.
Dazu gibt es den Auftritt eines wie üblich chargierenden Ausländers als Arme – Leute – Ausgabe von Richard Norton im hässlichen Pullover; sowie von dessen Hauptscherge, der ausser einer viel zu engen Badehose gleich gar nichts anhat. Das im direkten Vergleich weniger polternde Spiel von Chengs Gefolgschaft [ Dick Wei, Bowie Lam, Ailen Sit ] ist da schon fast ein Lichtblick.

Diese Disharmonie im Quell dauert im Grunde genommen nicht lange an und macht hochgerechnet vielleicht gerade mal 10min aus. Das langt aber, um den Film ausser Tritt zu bringen. Spätestens wenn der Chansche Einspieler in Frauenklamotten und seine hochnotpeinliche Slapstickszene mit Drag Queen Eric Tsang seinen Einzug hält, hat man endgültig die schmale Balance verloren. Auch im Finale wird es humoristisch grobschlächtig: Yeoh muss unbedingt gegen einen Riesen antreten, der ihr auch noch einen Fusstritt Grösse 70 auf der Brust hinterlässt. Schlimmes Blödelkino; das man nicht einmal als beiläufige Randnotiz inmitten ansonsten waffenfixiert – grosskalibriger Verwüstung und katastrophenartigem Chaos sehen möchte.
Auch die Beziehungsebene zwischen Yang und Cheng, auf die sich der gesamte Abspann stürzt, bleibt bis zum Schluss genauso eindimensional wie die Genrestory selber; motivierte Spannungsfelder zwischen den einzelnen Figuren misslingen.

Dennoch hat Tong hiermit bewiesen, dass er ein komplett bekanntes Muster bestätigen kann; ganz einfach, weil er die formalen Attraktionen beherrscht. Gut gekaut ist halb verdaut. Das scheint er ja mitttlerweile wieder verlernt zu haben.

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