Review

Chris (Emile Hirsch) sind die Schulden über den Kopf gewachsen. Als einzigen Ausweg sieht er nur, seine Mutter  von einem Auftragskiller umbringen zu lassen, da sie eine hohe Lebensversicherung hat. Nachdem er seinen Vater Ansel (Thomas Haden Church), der mittlerweile mit Dorfschlampe Sharla (Gina Gershon) verheiratet ist, dazu überreden kann, bleibt nur noch die kleine Schwester Dottie (Juno Temple) übrig, vor der man diesen Auftragsmord verheimlichen will.
Für den Job heuern sie den Cop Joe Cooper (Matthew McConaughey) an, der sich nebenher als Profikiller zusätzlich Geld verdient - doch der will im Voraus Geld sehen, das Vater und Sohn jedoch nicht haben. Die beiden lassen sich auf das unmoralische Angebot ein, das Joe ihnen vorschlägt: Dieser will sich mit der jungfräulichen Dottie vergnügen, bis Zahltag ist...


Im Vorfeld schlug "Killer Joe" schon (mittel-)hohe Wellen. Wegen seiner drastischen Darstellung in Sachen Sex wurde der Film von der MPAA (sozusagen der amerikanischen FSK) für ein NC-17-Rating abgestraft, was in vielen Fällen den finanziellen Todesstoß bedeutet.
Als Regisseur war William Friedkin am Start, der mit diesem Werk eine Romanvorlage von Tracy Letts verfilmte. Letts hatte 2008 den Pulitzer-Preis für Theater gewonnen.
Allerdings hätte ich die Erwartungen dann doch etwas runterschrauben sollen, denn wenn ich in die Filmographie von Friedkin sehe, der 1973 mit dem "Exorzisten" einen Klassiker der Filmgeschichte abgeliefert hat, sehe ich, dass da viele mir unbekannte Filme dabei sind - und auch Filme die ich gesehen habe und höchstens für Mittelmaß gehalten haben. Trotzdem hat es Friedkin geschafft, eine Fanbase hinter sich zu scharen und wahrscheinlich diese Fanbase wird mit "Killer Joe" ihr erneutes Glück haben. Mein Fall war der Film jedenfalls nicht.

Obwohl der Film anfangs weiß, durch die schrägen Charaktere, Situationen und vorallem ausdruckstarke Dialoge zu gefallen, kommt der Knick mit der Stelle, an der Joe Dottie als Spielzeug will.
Bis dahin gefällt mir der Stil des Filmes, die Schauspieler spielen durch die Bank  ihre Rollen verdammt gut und überall keimt schwarzer Humor durch. Kurzum: Friedkin weiß mit seiner schrägen Inszenierung den Zuschauer in den Bann zu ziehen. Die White-Trash-Family ist eine herliche Mischung aus bizarren Figuren, bei denen man eigentlich keinen Schauspieler hervorheben kann, da jeder seine Rolle sehr gut vermittelt. Dennoch ragt Juno Temple als Dottie hervor, da in ihrem Charakter viele Facetten stecken: Das kindlich naive, vielleicht auch leicht zurückgebliebene, manchmal erschreckend boshafte Mauerblümchen bleibt in der Murmel oben hängen.
Nach einer gewissen Spielzeit darf auch McConaughey ran und dieser wird erstmal oldschoolig von der Kamera eingefangen, bevor man sein Gesicht begutachten kann. Seinem Charakter verleiht er Ausdrucksstärke, die in den Dialogen und der Mimik sehr gut rüberkommt und genau deswegen beißt sich der folgende Abschnitt mit Dottie als Triebbefriedigung und reduziert McConaughey auf einen, ich sag es mal ganz plump, Trottel ohne Eier in der Hose mit Vorliebe zum bizarren Sex.
Durch diese eingeschlagene Richtung bleiben die Dynamik und die Faszination, die "Killer Joe" vorher auszeichneten, komplett auf der Strecke und für meiner einer darf sich dann bis zum Schluss, wo es dann mal wirklich etwas kracht, gelangweilt werden, um danach noch ein abruptes Ende zu sehen, über das sich wahrscheinlich der Zuschauer Gedanken machen soll. Das kleine Problem, dass der Schluss mit sich bringt ist die Tatsache, wenn der Film mich kalt lässt, verschwende ich auch keine Minute mehr, mich damit auseinanderzusetzen. Ein anderes Beispiel ist da vielleicht "Kill List", bei dem ich mir wochenlang den Kopf zerbrochen habe und andere Leute völlig kalt gelassen hat.  

Die nicht expliziten Sexszenen sind zwar absurd und leicht verstörend, jedoch nichts, was uns Deutsche (im Vergleich zu den Amerikaner) aus der Bahn werfen könnte. Eine Chicken-Szene wirkt beinahe schon albern bis lachhaft.

So gesehen ist "Killer Joe" nichts für Mainstreamer, aber dennoch sollte sich die Fanbase um Regisseur Friedkin den Film antun - sie werden damit genauso aufblühen wie Dottie. Mein Geschmack wurde lediglich im Ansatz getroffen und darüber kann man bekanntlich streiten.

4/10

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