Ein Blick, ein Stich, ein Schlamassel
Ein Collegeprof ein wenig in der Midlifecrisis schmachtet ein wunderschönes Gemälde einer mysteriösen Frau an. Als diese eines Tages wahrhaftiges in Fleisch und Blut neben ihm steht, nimmt das Schicksal seinen Lauf und die Schlinge zieht sich zu - als er mit ihr nach Hause geht und dort einen Mann aus Notwehr ersticht, dessen Leiche verschwinden lässt, aus Angst um seinen Ruf…
Ein paar Stimmen gibt’s, die diesen stilvollen Fritz Lang-Krimi für überschätzt halten. Denen muss das miese Ende arg schräg im Magen liegen und den kompletten Film runterziehen. Anders ist das nicht zu erklären. Denn abgesehen von den billigen und ärgerlich negierenden letzten Momenten ist „The Woman In The Window“ ein verdammt guter Film Noir. Durchzogen von freudschem Symbolismus, spürbar wie ein Alptraum samt sich immer weiter zuziehender Schlinge, mit einer famosen Femme Fatale, einem fiesen Erpresser und einem Plot, der nur den Vorwärtsdrang kennt. Dazu als Kern, Herz, Anker und größte Stärke überhaupt Edward G. Robinson, der alte Gangster, hier mal sanft, unsicher und unter Beschuss, psychologisch wie körperlich. Ihm zuzusehen wie sich immer mehr Türen und Tore und Auswege um ihn herum schließen ist schlicht packend, augenöffnend und toll. Da verzeihe ich die blöden letzten Momente, die selbst damals schon für klischeehaftes Kopfschütteln gesorgt haben müssen… oder vom Studio aufgezwungen wurden. Da kenne ich die Hintergründe nicht. Da hätte Fritz Lang aber gegenhalten und noch einen Hasen aus dem Hut zaubern müssen.
Fazit: Lang, Robinson, Bennett, eine spannende Story rund um Schönheit, Neugier und Erpressung… hat da wirklich jemand gedacht, das könnte schief gehen?! Trotz seines Faden letzten Moments ist „The Woman In The Window“ ein klasse und verzwickter Film Noir, den sich niemand entgegen lassen sollte, der auch nur den Hauch von Interesse an der „schwarzen Serie“ hat!