Im Zuge der abebbenden Teenieslasherwelle und der sich aus Asien langsam etablierenden Mysterywelle, konnte es nicht lange dauern, bis Hollywoods Produzenten sich einen großen Stück aus dem Kuchen genehmigten. Während der wohl prominenteste Vertreter „The Ring“ (von Gore Verbinski) erstaunlich gut funktionierte, ist William Malones „FearDotCom“ ein schwacher Genrevertreter, der sich aus verschiedenen Vorgängern zusammenzusetzen versucht.
Anstatt eines Videos ist hier eine Website die Ursache allen Übels – wer sie betritt, der stirbt 48 Stunden später. Als Detective Mike Reilly (Stephen Dorff), der gerade erfolglos einem psychopathischen Mörder hinterher jagt, die ersten Opfer zu Gesicht bekommt, ist er genauso ratlos, wie die ihm zur Seite stehende Terry Huston (Natascha McElhone) vom Gesundheitsamt. Eine eindeutige Todesursache kann nicht festgestellt werden; einziges besonderes Merkmal sind extreme Blutungen aus Nase und Mund.
Lassen die ersten Minuten noch an ein simples „The Ring“ – Plagiat glauben, so wird man, obwohl sich der Film viele Ideen von dort ausleiht, feststellen, dass sich „FearDotCom“ etwas befremdlich entwickelt und dabei, bis zum wirren Ende, eine Frage nach der anderen aufwirft. Eine komplette Auflösung ist in diesem Genre zwar nicht dringend notwendig, aber zumindest folgen sollte man dem Plot schon noch können, beziehungsweise die Motivationen der Taten verstehen. Nicht nur, dass der Ursprung der Seite in Verbindung mit dem psychopathischen Doktor nicht erklärt wird, besonders zum Schluss werden einige Fragen aufgeworfen, die William Malones mit einem wilden CGI-Gewitter beantwortet.
Seine Optik ist Prunkstück wie Laster des Films, da er eine ganze Menge Stilbrüche begeht und sich nie so recht zwischen Film-Noir-Optik, den surrealistischen Bildern eines „The Ring“ oder dem düsteren und detailverliebten Setdesign von „Haunted Hill“ entscheiden kann, was oft zu Atmosphäreeinbußen führt. Der mitunter wilde Mix aus Schnittstakkato und heftigem CGI-Overkill lassen Suspense wie Gänsehaut ebenfalls sehr schnell wieder abklingen. War Malone für den „modernen“ Horror von Dark Castle Entertainment noch wie geschaffen, so ist er hier visuell wie erzählerisch völlig überfordert.
Leider wird ihm dabei auch die Unterstützung vom Drehbuchautor verwehrt, der den Schauspielern sündhaft ausdruckslose und dämliche Dialoge in den Mund gelegt hat, die vor völliger Belanglosigkeit nur so strotzen. Dementsprechend sind leider auch die Hauptdarsteller aufgelegt, denn Stephen Dorff noch Natascha McElhone zeigen, warum sie eben nur zu Hollywoods zweiter Garnitur gehören. Kein Esprit in der Präsenz und vor allem keinerlei Chemie zwischen dem Filmduo, das sich auf die Suche nach Antworten begibt und dabei mehrmals wieder jeglicher Vernunft vorgeht.
Auf so einer Suche ist man als Zuschauer auch, doch bevor der Plot endlich mal zwingende Fortschritte macht, plätschert er recht müde vor sich hin, liefert keinerlei neue Erkenntnisse und präsentiert statt dessen hektische Morde und Folterszenen, die zwar teilweise nette Anspielungen besitzen (Raucher stirbt in Folge seiner Sucht…) haben, dann aber weitere Fragen aufwerfen. (Welche Bedeutung hat diese Art des Sterbens? Warum starb er gerade dort?). In der finalen Konfrontation, die ein ungewöhnliches Ende hat, merkt man dann auch, dass Jeffrey Combs hier völlig verschenkt wurde – sein Charakter sogar überflüssig ist. Gleiches gilt übrigens auch für Udo Kier.
Fazit:
„FearDotCom“ ist ein wirrer, löchriger und oft unlogischer Mysteryhorrorfilm, der einige Fragen unbeantwortet lässt. Zu den schwachen Schauspielern gesellt sich ein oft wechselnder visueller Stil, der sich meist negativ auf die Atmosphäre auswirkt. Das mit ca. 40 Millionen Dollar zusammengeschusterte Horrorvehikel hinterlässt einen deutlich negativen Eindruck. Mal ruhig erzählend, dann wieder in Hektik verfallend und ständige neue Fragen aufwerfend, ist „FearDotCom“ ein unübersichtlich konstruiertes Ärgernis, das sich als Direct-to-DVD-Premiere wesentlich besser gemacht hätte.