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Das Erfolgsgenre der Achtziger schlechthin hatte im Folgejahrzehnt einige Schwierigkeiten, da der Actionfilm und seine Helden nunmehr als politisch inkorrekt galten, die Sehgewohnheiten der Kinobesucher sich mehr und mehr an CGI-Effekte anpassten und handgemachte und flache Action schlichtweg unmodern war.

"Terminator 2" machte den Anfang und legte die Messlatte sehr hoch. Die "Matrix"-Trilogie führte den Technikfirlefanz dann auf den Höhepunkt. Nebenbei gab es mit "Stirb langsam - Jetzt erst recht" ein Lebenszeichen aus dem Kern des Genres. Ebenso tummelte sich in den Neunzigern Bruce Willis im ebenso sehr straighten "Last Boy Scout" und untermauerte seinen Anspruch auf die Actionkrone. Aber neben den üblichen Verdächtigen aus der Blütezeit des Rumpelkinos, die sich teils sehr selbstironisch geben mussten, um nicht der Lächerlichkeit anheim zu fallen ("True Lies", "Last Action Hero"), gab es auch Neulinge, die frischen Wind in den Männerfilm brachten. Einer von ihnen ist Michael Bay, der bereits mit "Bad Boys" einen Hit gelandet hatte.

"The Rock" nahm sich dann Nicolas Cage vor, um aus ihm quasi den Bruce Willis der 90er zu machen. Ich kann Cage einfach nichts abgewinnen, auch wenn seine Rolle und Leistung in "Leaving Las Vegas" außer Konkurrenz laufen kann.

Aber die Rolle als Chemie-Nerd des FBI, der ungewollt in eine Geiselbefreiungs- und Bombenentschärfungssituation gezogen wird, steht ihm trotz der nervigen charakterlichen Darstellung ganz gut. Da die Rolle sich aber besonders durch ihren Mangel an Durchschlagskraft auszeichnet, muss Cage folglich in dieser Hinsicht ergänzt werden. Ausgerechnet einen 65-jährigen als Ausgleich für den zu friedfertigen Cage auszusuchen mag auf den ersten Blick idiotisch erscheinen. Wenn dieser Mann aber Sean Connery ist, dann kann man nur gewinnen. Ab dem Zeitpunkt, an dem Connery auftritt, wird der Film um ein Vielfaches aufgewertet. Die Ausstrahlung des alten Schotten scheint beinahe wie ein guter Wein mit wachsendem Alter zuzunehmen. Unglaublich!

Da der Film aber selbst vor dem Auftritt Connerys schon unterhaltsam ist, kann man erahnen, auf welchem Level man in den 2 Stunden "The Rock" unterhalten wird. Hier und da gibt es die ein oder andere Verschnaufpause, ansonsten geht es zackig voran. Die Action hätte vielleicht etwas mehr sein können, dafür ist sie aber gut inszeniert. Und wenn keine Action läuft, tragen die Charaktere den Film. Neben Connery fällt besonders Ed Harris auf, der als verzweifelter General Hummel eine gute Vorstellung abliefert, die für einen solchen Film von unerwartbarer Qualität ist. Da kann Cage dann auch blass bleiben. Die schauspielerische Güte sorgt dann für einen kleinen Makel: Im Gegensatz zu vielen Filmen des Genres fehlt hier ein bisschen der Trash-Faktor und die Selbstironie oder gar unfreiwillige Komik. Lediglich die Söldnertruppe erweist sich so stereotyp und eindimensional, dass ja auch niemand überfordert wird.
Der einzige, der nicht wie ein laufender Männlichkeitskomplex wirkt und sich hier und da selbst auf die Schippe nimmt, ist eben Connery ("Maybe I'm losing my sexappeal.").

Insgesamt jedoch erweisen sich Bay-Filme natürlich immer als strunzdoof, patriotisch, übertrieben, gezwungen cool und daher sehr verkrampft: Ja, Michael Bay macht Pubertätsfilme, die zudem sehr konservativ sind. Und das passt halt sehr gut zum Genre, das sein Publikum nicht bei den Feuilleton-Lesern sucht, sondern dort, wo Lesen hautpsächlich dem sondieren des Fernsehprogramms dient.

Für das Action-Genre gilt generell: Hirn aus!

Für Michael Bay gilt: Hirn auser!

Als Actionfilm verdient "The Rock" allein durch Sean Connery schon 6 Punkte, 2 Punkte bringt ein enorm gut aufgelegter (nicht ganz so böser) Bösewicht und 2 weitere Punkte die flotte und stets auf Gefälligkeit getrimmte Inszenierung.
Obwohl mir Michael Bay so unsympathisch wie nur irgend möglich ist, muss ich so schon rein rechnerisch 10 Genrepunkte geben, die größtenteils dem durch und durch charismatischen Connery zuzuschreiben sind. Empfehlenswert ist der Film im O-Ton, da die Synchro von Connery viel von seinem Spiel unterschlägt.

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