5 Monate hat die Kamera ihn begleitet. Wir sehen den Superstar, den Underdog, den besoffenen Partyhengst, den weinenden Idealist, den fanatischen Hundeliebhaber, den Kämpfer, die müde öffentliche Person, den emotionalen Vater und Partner und nur wenig den arroganten Winnertyp der vor Kraft kaum gehen kann. Nicht wirklich neue Facetten für Van Damme Kenner. Es macht aber extrem viel Spaß in sein persönliches Tagebuch und Universum abzutauchen.
Die Doku ist mit Vorsicht für gewisse Jean-Claude Van Damme Fans zu genießen. Wer nur seinen kampfstarken stählernen Helden mit komplett durchtrainierten Body und kontrollierten Emotionen sehen will wird enttäuscht werden. Hier wird der Mensch hinter den Rollen sichtbar. Und es lohnt sich. Fans mit ausreichend Horizont werden belohnt mit einem Portrait eines Menschen mit viel Herzenswärme der vor allem eins will: gutes tun und dafür geliebt werden.
Interessant sind die vielen Einblicke hinter die Kulissen bei diversen Dreharbeiten, Weggefährten wie Dolph Lundgren und Jet Li kommen kurz zu Wort und es wirkt wie die Reality TV Shows der Osbournes, alle kommen mal zu Wort, die Familienmitglieder, die Hunde usw, und es wirkt teilweise leicht inszeniert und halb spontan und authentisch. Nicht immer passiert etwas Aufregendes und es gibt auch einigen Leerlauf. Das spontane Weinen vor einer Kirche über das Böse in der Welt wirkt etwas gestellt, aber er ist halt auch ein Schauspieler und nimmt sich das Recht sich und seine Marke “Van Damme“ zu inszenieren wie dies andere auch tun.
Über die vielen Szenen hinweg wird klar, wie anstrengend doch ein Leben mit ständigem Händeschütteln, lächeln, einen netten Spruch machen, eine kleine Rede halten oder sogar einen kleinen spinning kick vorführen ist. Oft will er einfach nur seine Ruhe haben und man kann dies im Rahmen der Dokumentation gut nachvollziehen. Sein Leben war wie eines Rockstars wie er selbst sagt und seine Frau stellt klar, dass es sehr schwierig war, ihn von seiner Kokainsucht loszubekommen.
Klar kommt zum Vorschein dass Jean-Claude Van Damme zum Erfolg verdammt scheint und er selbst gar nicht wissen wollte was wäre, wenn er kein Gewinner wäre. Er hasst es zu verlieren und muss sich immer wieder beweisen. Deswegen hat er auch einen Kampf gegen den 37-jährigen, thailändischen Kickbox-Champion Somluck Kamsong angekündigt.
Die unzähligen Hunde die er um sich scharrt und die er aufliesst und in einem eigenen Heim aufpeppeln und pflegen lässt, könnten neben der liebens- und lobenswerten Tierliebe auch ein weiteres Zeichen diese Suche nach Liebe und Anerkennung sein. Tiere filtern ihre Reaktionen auf den Menschen nicht abhängig von Status oder anderen Eigenschaften. Dies ist völlig menschlich und normal.
Was sehr gut rüberkommt ist seine ausgeprägte Eitelkeit gepaart mit der Angst älter zu werden. Desöfteren ist er in der Serie zu sehen wie er die Maske bittet die Falten zu übertünchen. Schon zuletzt hatten sich die gefärbten Haare von Van Damme als Bösewicht Jean Vilain sehr im Sonnenlicht von THE EXPENDABLES 2 gezeigt. Warum aber auch nicht? Er gibt es auch in der Doku zu und eitel sind die meisten von uns und auch Männer haben ein Recht sich zu pflegen und zu stylen.
Zusammenfassend also ein lohnender Einblick in das persönliche Umfeld des Martial Arts Superstars wie man es sonst am Stück noch nie zu sehen bekam.
9/10 kicks....äh,....Punkten