Da ist er nun. Der Film, der Ben Affleck und Matt Damon schlagartig zu Stars macht, einen Golden Globe bekam, und bei 9 Oscarnominierungen 2 gewann. An so was geht man selbstverständlich mit hohen Erwartungen und hofft nicht enttäuscht zu werden. Keine Frage, der Film ist gut, aber die vielen Oscarnominierungen hat er ganz sicher nicht verdient. Weder Schnitt, noch Titelsong sind oscarverdächtig, um nur zwei zu nennen.
Nun aber zu den positiven Dingen. Die Geschichte ist denkbar einfach wie gut. So könnte auch das Motto des Films lauten. Da Affleck und Damon kein ordentliches Drehbuch fanden, schrieben sie kurzerhand selber eins. Will Hunting ist ein hochintelligenter Junge, dessen Talent aber niemand entdeckte. Statt für seine Karriere zu arbeiten verbringt er seine Zeit mit seinen Freunden um sich zu prügeln, saufend durch Bars zu ziehen und Baseballspiele anzusehen. Erst der Mathematikprofessor Garry Lambeau entdeckt sein Talent, als Will (Er ist Hausmeister an einer technischen Universität) mal eben eine Aufgabe für Studenten ausrechnet. Da Will aber wegen einer Schlägerei der Knast droht muss er mit dem Professor eine Abmachung eingehen. Einmal die Woche muss er mit Lambeau mathematische Probleme lösen und zweimal die Woche einen Psychiater aufsuchen. Diese Psychiater nimmt Will aber auseinander, erst Sean kann ihm Paroli bieten.
Hier werden nun die Probleme Wills verdeutlicht, denn er ist eine verschlossene Gestalt, die nicht weiß wohin sie will. Nur dank Seans kann er zu sich selbst finden, denn dieser Mann hat ähnliche Tiefen wie der Junge durchgemacht und fühlt mit ihm. So gelingt es Sean langsam und mühevoll Wills Vertrauen zu erringen.
Wills Freundin Skylar hat ähnliche Probleme mit ihm. Zwar gelingt es ihr mit ihrer offenen Art schnell zu Will Zugang zu finden, doch auch sie stößt bei ihm auf Grenzen und Ängste die anfangs eine tiefere Beziehung verhindern.
Anfangs wirkt der Film recht eindimensional. Man glaubt fast die ewige Geschichte eines armen Jungen aus den Slums, der so viel Intelligenz wie kaum jemand anders besitzt, wieder vorgekaut zu bekommen. Doch „Good Will Hunting“ ist mehr. Der Aufbau des Films zwar auch recht schnell klar, doch befasst man sich darauf mit dem Problem aus einer niedrigen sozialen Schicht zu kommen und die Entscheidung zwischen Karriere und dem eigentlichen Ziel des Lebens entscheiden zu müssen. Will hat merklich Schwierigkeiten mit diesen Dingen.
Interessanterweise wird genau diese Entscheidung von den beiden Professoren symbolisiert. Lambeau hat sich für eine Karriere entschieden und große Erfolge als Mathematiker eingeheimst, während Sean sich für „das Leben“ entschied und viele glückliche Jahre mit seiner Frau verbrachte. Dennoch sind beide nicht glücklich. Sean knabbert am Tod seiner Frau, während Lambeau nicht verkraften kann, dass dieser Junge Aufgaben zum Frühstück löst, für die er ein ganzes Leben brauchen würde.
So spiegeln sich immer wieder die beiden unterschiedlichen Lebensansätze wieder, wobei sich Will für keinen entscheiden möchte.
So entfaltet sich eine wunderbare Geschichte um den jungen Will Hunting, der in seiner Jugend von seinen Pflegeeltern schwer enttäuscht wurde und nun nichts und niemanden mehr vertraut. Weder Professor, noch Freundin können auf ihn einwirken. Das schafft erst sein bester Freund, als er zum ersten Mal an Wills vermeintlich heiler Welt kratzt.
Dennoch besitzt der Film auch seine Schwächen, denn die gute Idee wurde etwas überdehnt Dialoge wie Handlung wiederholen sich immer wieder, da man trotz verschiedener Ansätze Will nicht beeinflussen kann. Es nervt auf die Dauer, wenn Will nicht begreifen kann, was in ihm steckt und was er wirklich bewegen kann. Ein paar Klischees um die Freundin, die man nicht lieben kann und will und den ewigen offenen Gedanken gegen alles zu sein, was sich einem bietet oder in den Weg stellt nervt auf die Dauer schon
So ist man recht dankbar für das vorhersehbare Ende, dass uns die Wahrheit offenbart, welche man als Zuschauer schon erwartet hat. Das am Ende alles Verkorkste ins Lot gerückt wird, sollte klar sein. Geht einem aber ans Herzen wenn Sean und Will sich noch mal mächtig Herzen, weil sie die Probleme des anderen lösen konnten.
Nette Seitenhiebe auf die NSA oder verkappte hochrangige Firmenchefs sind aber immerhin noch nette Lückenfüller, die das Geschehen dankbar aufwerten.
Der Film wäre aber nicht halb so gut ohne die toll spielenden Darsteller. Dabei muss man besonders Robin Williams hervorheben, der den Oscar zu Recht für seine Nebenrolle bekommen hat. Die Rolle des verständnisvollen aber auch verletzten Sean McGuire ist ihm wie auf den Leib geschrieben, wobei Williams aber überraschend zurückhaltend agiert. Endlich kann Williams mal außerhalb von Komödien zeigen, was wirklich in ihm steckt. Besonders die Dialoge mit Will verfehlen ihre Wirkung beim Zuschauer nicht.
Stellan Starsgard spielt den Mathematikprofessor Garry Lambeau, der zwar der Entdecker Wills ist, aber auch an ihm zu zerbrechen droht. Hinreißend ekelig und selbstherrlich präsentiert er besonders anfangs den arroganten Alleskönner, der später auch emotional am Boden kniet und auf Wills Talent sichtlich neidisch ist. Übrigens ein kleiner Gag am Rande:
Robin Williams erzählt ihm im Film, dass man ihm als Kind erklären musste, dass man nicht gegen den Wind pissen sollte. Starsgard zelebriert genau diese ungeschickte Notdurft in „Deep Blue Sea“.
Matt damon hat sich die Rolle des Will Hunting passend selber auf die Brust geschrieben und spielt dementsprechend gut. Die innere Zerrissenheit und die Angst vor Vergangenheit und Zukunft ist spürbar. Um so mehr freut der Zuschauer sich, wenn Will alle diese Probleme schlussendlich überwinden kann und seinen eigenen Weg findet. Ben Affleck und Minnie Driver sind dabei noch nette Statisten die ihre Rollen locker abspulen.
Fazit:
Die Geschichte ist nicht neu, macht aber dank des sozialen Ansatzes um „Was und wo hin will ich“ etwas mehr her, als ähnliche Vorgänger des „Ich entdecke ein Genie“ Genres. Eine Bärenarbeit des positiven Gesamteindrucks machen nämlich die durch die Bank guten Schauspieler. Dennoch halte ich ihn für überbewertet, denn der Ablauf des Films um den zu starrköpfigen Will ist eindimensional geraten.