Undead (2003)

diesmal nicht -spoilerfrei- , ist hier nicht aber auch herzlich egal...

"Australiens Antwort auf Braindead" heißt es großspurig auf dem deutschen DVD-Cover, in der Inhaltsangabe wird ein irres Splaltterfest beschrieben. Leider ist der durchaus unterhaltsame Film dann doch meilenweit vom "großen Vorbild" entfernt...

Der komplett von den australischen Spierig-Brüdern produzierte, editierte, "geschriebene" und letztendlich überhaupt realisierte Streifen reicht immerhin in Sachen Absurdität fast an Peter Jacksons Werk heran. Das "Skript" (falls sowas existierte) muss definitiv unter massivem Alkoholeinfluss entstanden sein. Eine derartige Ansammlung von Unsinnigkeiten ist wahrlich selten.... Dramaturgie, Charakterzeichnung etc. werden komplett über Bord geworfen, was dann auch die größte Schwachstelle des Films ist. Durch Kometen (?) verwandeln sich Menschen in einer australischen Kleinstadt (wo sonst?) in Zombies (?), greifen die Überlebenden an, nur um Ende durch Aliens (die überhaupt für alles verantwortlich sind) wieder normal zu werden. Oder so ähnlich. Nein, man darf darüber wirklich nicht nachdenken. Auch nicht über das eigenartige Vorgehen der Protagonisten (Sie könnten mit einem Flugzeug fliehen, gehen aber wieder in die ziombieverseuchte Stadt, weil man ja noch was zu Essen braucht. Oder so.) oder überhaupt deren Charaktere. Wieso eine auch noch schanger sein muss, was dem Streifen Humor nimmt sei auch mal dahin gestellt - ebenso wie 2 Polizisten, darunter ein Choleriker, der wohl auch lustig sein soll, aber nur nervt.... einziger Lichtblick: Der Angler hat das Zeug zur Kultfigur, wenn er in jeder erdenklichen Situation 2 Handfeuerwaffen herbeizaubert und in John Woo-Manir herumballert und auch sonst durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist ("Falsch. Ich werde fahren.").
Großes Hauptproblem: Der Film ist nicht spannend und dabei auch noch zu lang - vor allem die ersten 10 und die letzten 20 bis 30 Minuten ziehen sich wie ein Kaugummi, so ein sinnfreier Film muss auch nicht unbedingt 100 Minuten gehen...

Dazwichen wird's aber oft richtig cool. Die blutigen Actionszenen machen viel Laune, die Effekte sind schön derb und relativ reichhaltig, aber kein Vergleich zu Braindead. Auch hat mich gestört, dass sehr viel rumgeballert wird, was nicht so recht zu dem Rest passen will, zu mal das oft ausgesprochen unblutig von statten geht. Auch hier fehlt übrigens jede Dramaturgie, es gibt kein Finale, auch keinen richtigen Auftakt; Splatter und Action sind scheinbar willkürlich verteilt und nach dem Besenstielmassaker (nett, nett) ist die Luft raus. Dazwischen nervt der Film oft mit dummen Dialogen und für einen Fun-Spaltter erschreckender Humorfreiheit - nicht falsch verstehen, oft ist es recht witzig, aber vieles eben auch nicht und so richtig lachen konnte ich nie (okay, vielleicht bei der Angelszene - saukomisch). Vor allem am Ende ist dann aber alles zu spät, wenn sich alles nur noch zieht, das überflüssige Auftauchen von Aliens jede Logik nimmt und man auf einmal viel zu ernste Töne anschlägt... schade, schade...

Technisch ist der Streifen sehr überzeugend. Die permanent mit coolen Farbfiltern ausgestatteten Bilder und gelungene Kameraführung (außer der überflüssige, mehrminütige Take im Schutzkeller) wissen zu überzeugen und geben einen hochwertigen Look. Verstärkt wird das noch durch beachtliche Effekte - vor allem wenn man bedenkt, dass diese am Heimcomputer enstanden sind - und satte Soundeffekte. Die Musik ist hingegen austauschbar.

Fazit: schön gestylte, spalttrige Zombiekomödie, die mit massiven dramaturgischen Schwächen zu kämpfen hat, aber letztendlich doch unterhalten kann. Die nächste Spierig-Brüder-Produktion sollte aber bedeutend kürzer, dafür aber spritziger und witziger ausfallen - und lasst diese dummen Aliens weg (oder macht's wenigstens wie in "Bad Taste", aber bitte nicht diese Pseudo-"Ernsthaftigkeit")...

PS: Die Wege der FSK sind unergründbar. [kurzes Kommentar zur "ab 16"-Freigabe, während z.B. "Braindead" bundesweit beschlagnahmt ist]