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Überraschungshits sind oft Hits, weil… sie eben überraschen. Das kann eine Fortsetzung nicht mehr bringen, weshalb Sequels zu Überraschungshit ganz oft ausgesprochen flopgefährdet sind, man denke nur an „Crank 2“.
„How can the same shit happen to the same guy twice?“ fragte John McClane ebenso ironisch wie hintergründig in „Stirb langsam 2“ und tatsächlich beschäftigt sich auch „Hangover 2“ mit dieser Frage. Stu (Ed Helms) hat aus den Vegaserlebnissen gelernt, vor seiner Hochzeit mit Lauren (Jamie Chung) – Kennenlernen und Heiratsgründe für den Zuschauer anscheinend ebenso unbekannt und unwichtig wie der Verbleib seines Love Interests aus dem ersten Teil (Heather Graham) – soll es nur einen Bachelor Brunch geben, später wird man nur ungeöffnetes Bier trinken, also an sich ein guter Ansatz des Films.
Um Katastrophen zu vermeiden hat Stu auch Alan (Zach Galifianakis) nicht eingeladen, nur Doug (Justin Bartha) und Phil (Bradley Cooper) sollen mit Ehefrauen nach Thailand kommen, wo die Hochzeit findet. Durch die Überredungskünste der Familie von Dougs Frau nimmt man Alan dann aber doch mit, der die Erlebnisse aus „Hangover“ zu einer Religion kultiviert hat: Er nennt die Clique nur noch das „Wolfpack“, hat sein Zimmer mit den Fotos aus dem Abspann von „Hangover“ tapeziert und sorgt auch sonst für reichlich In-Jokes für Kenner des Erstlings – auch kein schlechter Ansatz für ein Sequel.

Ein gewisses Maß an Wiederholung muss natürlich sein, also gibt es das eine Bier am Strand – am nächsten Morgen wachen Stu, Alan und Phil verkatert in Bangkok auf, Doug ist im heimischen Hotel, aber Stus Schwager in spe, das 16jährige Wunderkind Teddy (Mason Lee), ist verschwunden. Wieder beginnt die Rekonstruktion einer Partynacht…
Bei einem Sequel sollte man den Fans das geben, was sie am Original mochten, das Ganze aber gleichzeitig genug variieren – was bei „Hangover 2“ trotz anfänglicher guter Ansätze schief läuft: Schon bald entpuppt sich der Film als Beinahe-Remake des Erstlings: Wieder ist jemand verschwunden, wird auf ähnliche Weise wiedergefunden wie im Vorgänger, Doug wird aus der eigentlichen Handlung rausgeschrieben, damit das originale Wolfpack losziehen kann usw. Manches mag lustig sein, z.B. der erneut erklärende Foto-Abspann oder die finale Gesangseinlage, die wieder ein Pophit durch einen schlechten Sänger durch den Wolf drehen lässt, das meiste wirkt jedoch weniger wie eine durchdachte Anspielung als eine ideenlose Selbstkopie.
Natürlich greift auch hier die Überbietungslogik des Sequels, statt eines gezogenen Zahns muss ein Gesichtstattoo her, nachts hat man noch größeres Chaos angerichtet als im Erstling (unter anderem einen Aufstand angezettelt), alles noch eine Nummer extremer, weshalb es natürlich auch mehr Geschlechtsteile als im Vorgänger zu sehen gibt. Allerdings täuscht das nicht darüber hinweg, dass sich an der Rollenverteilung wenig geändert hat: Phil ist der sympathische Draufgänger, der immer am besten aus den Eskapaden herauskommt, Alan der Volltrottel, der immer ins Fettnäpfchen tritt, und Stu der Prügelknabe, der erst aus einer Reihe von Erniedrigungen seine Stärke zieht – hier braucht er sie nicht gegen eine zickige Freundin, sondern einen tyrannischen Schwiegervater, das Prinzip ist aber das Gleiche.

Neben der Halbwertszeit des Konzepts lässt sich auch die der Hauptdarsteller am Film ablesen. Bradley Cooper kann als Sunnyboy wieder punkten, auch Ed Helms als Bravnase, der seinen inneren Dämon für sich zu nutzen weiß, überzeugt wieder. Schwerer hat es da Zach Galifianakis, die Entdeckung aus „Hangover“, der damals die Show stahl, leider aber in seinen letzten Filmen („Stichtag“, „Operation Endgame“ und nun „Hangover 2“) stets den gleichen weltfremden Deppencharakter verkörperte und nun so langsam zu nerven beginnt – sein Alan ist in „Hangover 2“ zu präsent und teilweise zu betont doof. Justin Bartha ist genauso sekundär wie im Erstling, Jamie Chung und Sasha Barrese als Vertreterinnen des schönen Geschlechts nur Stichwortgeberinnen, für amüsante Gastauftritte sorgen Paul Giamatti, Miky Tyson, Nick Cassavetes und Regisseur Todd Phillips. Ken Jeongs Screentime hat man genug dosiert, dass sein exaltierter Mr. Chow witzig und nicht nervig wirkt.
Trotz aller Kritikpunkte ist „Hangover 2“ keine vollkommene Katastrophe, denn das komödiantische Timing Phillips’ stimmt häufig, wer sich an straightem Klamauk berauschen kann, der findet auch hier was, denn ein rauchendes, drogendealendes Äffchen, Stus Gitarrenspiel plus Song über „Alantown“ oder die Visualisierung von Alans Meditation sind wirklich amüsant und auch wesentlich sympathischer als bewusst offensive Jokes über onscreen zu sehende Penisse, die sich „Hangover 2“ nicht verkneifen kann.

Für einen lustigen Abend in geselliger Runde, entweder im Kino oder beim Videoabend, ist „Hangover 2“ also allemal zu gebrauchen, doch das Fehlen neuer Ideen und die gesteigerte Menge an Gross-Out-Jokes machen sich unschön bemerkbar.

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