Review
von Cineast18
Eine US-Kleinstadt in den 80ern: Eine Gruppe von Freunden an der Schwelle zur Pubertät will einen Zombiefilm drehen, um bei einem Nachwuchswettbewerb teilzunehmen. Als sie des Nachts am kleinen Bahnhof des Städtchens drehen, werden sie Zeuge eines katastrophalen Zugunglücks. Doch das ist nur der Anfang - denn dieser Militärzug hat etwas transportiert, etwas Großes, und schon bald ist in dieser Stadt nichts mehr so, wie es einmal war.
In bester „Goonies"-Manier (nur aufwendiger und mit ernsthafterer Action) serviert Hollywoods Top-Regisseur J. J. Abrams hier ein mitreißendes, effektvolles Teenie-Abenteuer mit allen notwendigen Genre-Zutaten: böse Militärs, mysteriöse Ereignisse, eine Bedrohung, die lange Zeit nicht sichtbar wird und so erst wirklich Spannung aufbaut, und emotionale Verwicklungen zwischen den Jugendlichen. Dabei werden trotz allem Radaus - der sich erst ganz allmählich aufbaut; Abrams erweist sich als ein Meister der sukzessiven Temposteigerung - die Figuren zu jedem Zeitpunkt ernstgenommen. Tragische Schicksale, schwierige Familienverhältnisse und zerbrechliche Gefühle zwischen den Heranwachsenden werden geschickt und mit viel Verständnis für die Nöte dieser Altersgruppe eingefangen. So begeistert „Super 8" als ebenso einfühlsames wie unterhaltsames Action-Abenteuer - und als doch ziemlich deutliche Vorlage für die Hit-Serie „Stranger Things".
Auch dramaturgisch zelebriert Abrams hier klassische Drehbucharbeit, um sie mit einzelnen guten Ideen immer wieder aufzufrischen. Die Entwicklung vom zwar relativ schnell geschnittenen, aber doch noch recht ruhigen Anfang hin zum Highspeed-Action-Finale geht konstant und mit innerer Logik vonstatten, die die ausufernde Action niemals als bloßen Selbstzweck inszeniert. Die 80s-Ästhetik wird dabei ganz gut getroffen, und die ersten Szenen, in denen die mysteriöse Bedrohung auftritt, versprühen bestes 80er-Grusel-Flair. Atmosphärisch dicht, visuell immer wieder beeindruckend und mit einer ganzen Reihe klug einbrechender Schock-Momente, die mitten in scheinbar ruhige Dialoge hineinplatzen, verbeugt sich Abrams vor klassischen, man möchte sagen klischeehaften, Hollywood-Storys und brezelt sie gleichzeitig mit postmodernen Wendungen auf.
Die Action gefällt dabei durch dramatische Wucht und durchdachte Platzierung, auch wenn es vor allem hier die eine oder andere Schwachstelle zu beanstanden gibt: Einerseits wirkt das Zugunglück bei aller spektakulären Action mehr als unrealistisch. Und auch der militärische Beschuss der Stadt am Ende ergibt nur bedingt Sinn. Ganz zu schweigen von der einen oder anderen eher unglaubwürdigen Entwicklung zum Finale hin.
Das aber kann man getrost als hollywoodtypische Peanuts bezeichnen. Dank sympathischer Darsteller (vor allem Jungdarsteller), einem vielschichtigen Drehbuch, das bei aller Hektik nie seine Protagonisten aus den Augen verliert, einem tollen 80er-Soundtrack und viel Liebe für Details ist „Super 8" ein spannender, nostalgischer und fesselnder Abenteuer-Ritt, der für viel Unterhaltung sorgen kann. Und vor allem einmal wieder ein Film, den sich die ganze Familie zusammen ansehen kann.