Review

Meine Güte, was hat der Film nur für eine unglaubliche Wut in mir ausgelöst. Aber beginnen wir erst mal mit einer guten Nachricht. Ja, Super 8 ist 1 1/2 Stunden lang ein fantastischer Film, ja der Streifen strahlt eine perfekte 80er-Jahre Aura aus, die sehr an die Zeiten von alten Spielberg Filmen erinnert und JA schauspielerisch ist dieser Film grandios. Leider gibt es da noch die 15 bis 20 Schlussminuten, die für mich nicht einfach nur etwas enttäuschend waren, sondern unterirdisch schlecht. Als ich den Film gesehen habe, war ich fast permanent in dessen Bann gezogen und konnte es vor Spannung kaum aushalten, was als Nächstes geschieht. J.J. Abrahams, bekannt durch die Kultserie "Lost" und dem spektakulären "Star Trek Reboot", schuf hier einen wirklich tollen Mischmasch aus Jugenddrama und SciFi, der schauspielerisch unter die Haut geht und mit tollen Effekten überzeugen kann. Mit an Bord ist hier auch Steven Spielberg, der hier allerdings nur als Produzent tätig war. Dennoch fühlte sich der ganze Film wie ein reinrassiger Spielberg Klassiker an, besonders wenn die Atmosphäre im Einklang mit der Musik zur Geltung kam. Es wurde im Vorfeld eine große Geheimnistuerei um diesen Film gemacht, denn wirklich viel wurde bis zum finalen Trailer nicht bekannt gegeben. Im Großen und Ganzen hat sich die Aktion wahrlich gelohnt, auch wenn der Schlussakt sehr schmerzlich in Erinnerung bleibt und vieles von der vorherigen guten Laune, die der Film versprüht hat, zu Nichte macht.

Wir befinden uns in einer amerikanischen Kleinstadt, mitten in den 80er Jahren. Eine 6köpfige Jugendbande möchte einen Amateur-Zombiefilm drehen um damit bei den Filmfestspielen teilzunehmen. Die 6köpfige Bande besteht aus Joe, der gerade seine Mutter bei einem Zugunglück verloren hat und seitdem mit seinem Vater, der gleichzeitig auch Hilfssheriff ist, alleine wohnt, Alice, einer jungen talentierten Hobby-Schauspielerin auf die Joe wohl ein Auge geworfen hat, Preston, der eher nur schweigsam in der Ecke rum steht, Charles, ein schwergewichtiger Junge, der aber der Chef des Filmteams ist und Regie führt, Cary, einem absoluten Explosionsfreak, der auch den Zombie im Film verkörpern darf und Martin, der den Hauptdarsteller miemen soll, ansonsten aber auch eher ein schweigsamer Typ ist. Als die 6 Jugendlichen eine Szene am Bahnhof drehen wollen geschieht das Unfassbare. Ein Zug entgleist und verursacht ein unfassbares Chaos. Noch ahnen die 6 nicht, dass dieses Zugunglück ausschlagend ist, für eine Kette von dramatischen Ereignissen, die das Leben in der ganzen Kleinstadt bedroht.

Wirklich viel darf man über die Story eigentlich nicht verraten, da der Film nun mal als großes Geheimnis da stehen will. Deswegen verrate ich an dieser Stelle nicht, was genau die Stadt bedroht und wieso dieses Zugunglück so viele Konsequenzen nach sich zieht. Man kann bei der Story aber wie bereits erwähnt die deutliche Duftnote von Spielberg erkennen. Wie schon einst im "Weißen Hai" wird hier lange lange nicht gezeigt "was" diese Stadt bedroht, erst am Ende bekommen wir die "Gestalt" und die "Wurzel allen Übels" zu Gesicht. Dadurch entsteht dauerhaft eine unglaublich dichte Atmosphäre, weil man nie weiß wann, wo und wie etwas geschehen wird, da man lange nicht weiß, mit was man es überhaupt zu tun hat. Nebenbei gibt es auch noch eine kleine Romanze zwischen Joe und Alice, die aber nie künstlich aufgebauscht wirkt und sich perfekt in das Alter der Jugendlichen eingliedert. Auch das Thema Freundschaft wird hier wunderbar aufgegriffen und erinnert an manchen kleinen Stellen sehr an einer Mischung aus "Goonies" und "Stand by me". Leider kommen dann die bereits erwähnten, wirklich unangenehmen Schlussminuten, die teilweise sogar richtig peinlich inszeniert wurden und mich dazu gebracht haben, dass ich mir meine Hände vors Gesicht knalle. Das einige kleine Fragen unbeantwortet blieben ist absolut verschmerzbar, dass man aber die Geschichte derart rustikal und mit solch einem triefendem Schmalz gepaart mit unerträglichem Kitsch ausklinken lässt, ist einfach gänzlich unverdient für die super starken Minuten und Stunden zuvor. Immerhin kriegen wir dann noch beim Abspann eine wunderbare, längere Szene zu sehen, die immerhin für leicht entschädigende Erheiterung sorgt. Also schön beim Abspann sitzen bleiben!

Man hat sich hier eher auf unbekanntere Darsteller fixiert, von denen wir aber in Zukunft bestimmt noch einiges hören werden. Noah Emmerich ist vielleicht der Einzige, den manch einer kennen wird, wie zum Beispiel aus der Serie "The Walking Dead" oder aus "Das Gesetz der Ehre". Er spielt hier einen Colonel, der zwar etwas vorhersehbar und klischeehaft agiert, aber durch Emmerich eine gute Ausstrahlung verpasst bekommt. Leider kommen viele, wirklich sehr interessante Figuren hier viel zu selten zum Schachzug, obwohl sie eine riesen Portion voll Potenzial auf Lager haben. Bestes Beispiel ist hier der Vater von Alice, der schon in der Anfangsszene für eine sehr interessante Aktion sorgt, auf die leider im Laufe des Films viel zu wenig eingegangen wird. Alice Vater wurde gespielt von Ron Eldard, der wirklich einen perfekten Job gemacht hat. Leider ist er einer dieser Figuren, von dem man wirklich sehr viel mehr sehen wollte, zumal es der Story sehr gut getan hätte, wenn man ihn vor allem im Schlussakt, mit ins Hauptgeschehen eingebracht hätte. Auch bei der Jugendbande kommt nicht jeder Teenager zum Zug. Genau genommen werden eigentlich nur Charles, Alice und Joe in den Vordergrund gedrängt, während die anderen Drei völlig auf der Strecke bleiben, obwohl ich gerne viel mehr von Denen erfahren hätte. Aber an dieser Stelle muss ich hier noch ein großes Lob an Elle Fanning aussprechen (übrigens die Schwester von Dakota Fanning), die sogar noch ein wenig besser schauspielern kann, als ihre Schwester, obwohl auch sie schon sehr beeindruckend spielen kann. Scheinbar liegt gutes Schauspieltalent im Blut von der Familie Fanning.

"Super 8" ist eigentlich ein Film für jeden Menschen und man kann ihn sich auch ruhig mit der ganzen Familie anschauen. Es wird auch Leute geben, die mit den (aus meiner Sicht schrecklichen) finalen Szenen etwas anfangen können, je nach dem wie viel Kitsch und Schmalz man ertragen kann. Auch wenn ich am Schluss ziemlich enttäuscht war, so muss ich trotzdem durch die starken Momente zuvor eine klare Empfehlung für diesen Film aussprechen.


Fazit : Gestern Nacht hatte ich noch eine viel niedrigere Note im Kopf. Doch so fair muss man sein : Super 8 ist ein wirklich toller Film, der nur vom Ende aus der Bahn geworfen wird.


7/10

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