Was aus dem Hause Spielberg kommt, ist perfekt inszeniert, bietet tolle Special Effects, schafft es, hauchdünne Geschichten bombastisch zu erzählen, bietet ein paar moralisch-ethische Empfehlungen und Identifikationsfiguren, die alle Altersgruppen anzusprechen vermögen.
So verhält es sich auch mit Super 8, einem Familien-Science Fiction-Action-Abenteuer-Drama, das sich thematisch und inszenatorisch in den Archiven Spielbergs und Lucas´ bedient und ausführlich darin schwelgt. J.J. Abrams macht aus dem Idol seiner Jugend inhaltlich, formal und inszenatorisch keinen Hehl.
In den frühen 80ern hätte uns als Kids dieser Film wahrlich vom Hocker gehauen und wahrscheinlich auch sonst Millionen Menschen ins Kino gelockt. Heute dagegen geht ein solches Produkt unter im Meer der vielen Produktionen, die immer perfekter und inflationärer Digitale Effeckte auf unglaublich realistische Weise zum Einsatz bringen.
Filme wie E.T. oder Unheimliche Begegnung der 3. Art wären heute nur mehr Randerscheinungen eines Special-Effects-Wahns, der praktisch jeden zweiten SF- und Fantasy-Film auszeichnet. Die nostalgischen Anklänge, in denen sich Super 8 bisweilen badet, verstehen natürlich nur die inzwischen über 40jährigen, was teilweise auch mit Gespür für Humor und leichtfüßigen Dialogen Unterstützung findet. Kleine Gesprächsfetzen über die richtige Darstellung eines Zombies, die Entwicklungsdauer eines Super 8-Filmes, die Weltfremdheit eines Walkman-Hörers oder kleine Hommagen an George Romero oder die Figurenkonstellationen eines Stephen King (Der alleinerziehende Polizist, der unter dem Tod seiner Frau leidet, der Stahlarbeiter, der säuft und seine Tochter alleine versorgt, weil deren Mutter abgehauen ist, könnte Romanen wie Christine oder ES entsprungen sein), sorgen für die richige Stimmung und lassen bei älteren Zuschauern wohlige Erinnerungen hochsteigen. Das Drehbuch bemüht sich zudem, das Drama, das hinter der Effektorgie steckt, subtil und unaufgesetzt rüber zu bringen. Und hier besitzt der Film eine Meisterschaft, von der andere lernen dürfen. Wenn im letzten Drittel des Films sich die beiden unterschiedlichen Väter (Polizist und Säufer) aufraffen, ihre Kinder gemeinsam zu suchen, obwohl sie ein grausames Schicksal verbindet, nämlich der Unfalltod der Frau des Polizisten, der gleichzeitig Vater des Hauptdarstellers ist, dann braucht es kein endlos klärendes Streitgespräch, das in die Tiefe geht, es genügen hier tatsächlich nur zwei Sätze: "Es tut mir leid, ich wollte niemanden Schaden zufügen" (der Säufer) - "Es war ein Unfall" (der Polizist), anschließend sofortiger Einsatz heulender Geigen und das Gespräch ist vorbei. Wir aber haben verstanden: Der eine bereut und ist in Wirklichkeit gar kein schlechter Mensch (die tote Mutter hat das schon lange vorher gewusst), der andere sieht ein, dass die Macht des Zufalls hier Schuld am grausamen Tod der Frau war und wird nicht weiter auf dem Säufer herumhacken. Die Emotionen werden natürlich durch die Filmmusik geschickt in die Höhe getrieben. Diese Szene ist exemplarisch für viele Dialoge in diesem Film, der es immer wieder schafft, schwierige Zusammhänge mit nur wenigen Worten zu erklären oder verständlich zu machen. Denn im Vordergrund stehen natürlich die spannungs- und effecktgeladenen Sequenzen, die zwar anekdotenhaft erscheinen, aber stets für Schweiß nasse Hände sorgen.
Das Abenteuer der Kinder, eine wie immer in solchen Filmen seit den Goonies bunt zusammen gewürfelte Gruppe von Nerds, Loosern, Möchtegern-Machos und frühreifen Mädels (hier sogar nur eines), ist teilweise natürlich völlig unlogisch, bzw unrealistisch (die Flucht aus der Quarantäne zur Schule, das Gerenne durch die von Panzern und Militär unter Beschuss geratene Kleinstadt), aber solche Schwächen überdeckt der Film mit rasanter Szenenfolge und immer neuen Puzzleteilen, die dem Zuschauer hingeworfen werden und die Spannung aufrecht erhalten, obwohl manches gar nicht oder nur unzureichend aufgeklärt wird. Hierbei muss auch der leicht deplazierte Filmtitel erwähnt werden, denn eigentlich geht es gar nicht um das Medium Super 8, oder, wie man zunächst vermuten könnte, um die Aufklärung eines Falles mithilfe eines Super8-Filmes. Super 8 steht hier lediglich für eine bestimmte Zeit, eine Ära, in der manches einfach länger dauerte, für ein bestimmtes Lebensgefühl, das noch nicht von Handys und Internet, bzw Facebook bestimmt war.
Das Happy End ist wie bei E.T.: Im Grunde völlig übertrieben märchenhaft. Aber weil die Sehnsucht des Zuschauers nach familiärer Bindung und dem Verständnis anderen Menschen (bzw Aliens) gegenüber unendlich groß ist, sehen wir es gerne und lassen uns - auch mit über 40 - noch entführen in eine Welt, die dem Handbuch des Filmens eines gewissen Steven Spielberg zu entstammen scheint.