Referenzkino ist leider ein wenig rar geworden, da dieser Tage scheinbar jeder auf Nummer sicher gehen will und verstärkt auf Spektakel setzt, als sich um ein brauchbares Figurenkonstrukt oder einen bestimmten Zeitgeist zu kümmern.
Regisseur J. J. Abrams gelingt über weite Teile eine Hommage an die klassischen Blockbuster von Spielberg, die er jedoch nicht konsequent zu Ende führt.
Sommer 1979 in einer Vorstadt von Ohio: Die sechs Freunde um Joe, Alice und Charles wollen einen Zombiefilm auf Video bannen, als des Nächtens ein Zug entgleist.
Kurz darauf verschwinden Tiere und einige Metallgegenstände, während die Air Force aus ihren Untersuchungen ein großes Geheimnis macht…
Binnen weniger Szenen gelingt es der Erzählung seine Hauptfiguren zu etablieren, denn Joe verlor vor vier Monaten seine Mutter durch einen Unfall, woraufhin das Verhältnis zu seinem Dad, dem örtlichen Deputy alles andere als rund läuft. Der übergewichtige Charles, in einer Großfamilie lebend, flüchtet mit seinem Filmprojekt aus dem Alltag und sucht nach Anerkennung, etwa bei Alice, die er kurzfristig zum Dreh eingeladen hat.
Auch einige Randfiguren reichern die Geschichte an, wie der nerdige Donny oder der vorwitzige Cary, der einen Fetisch für Explosionen jeglicher Art hat.
Bis es zur wahrlich opulenten Explosion kommt, bei der ganze Wagons durch die Luft gewirbelt werden, sind also alle relevanten Figuren eingeführt, in Ruhe und mit etwas Charme, wie man es seit den Achtzigern eher seltener erlebt hat.
Hinzu kommen weitere Probleme mit der Familie, kleine Eifersüchteleien und natürlich erste Avancen in Sachen Liebe.
Und dann gibt es noch die Sache mit dem Außerirdischen, der für kleine Jump Scares und einige schicke Effekte sorgt, zumindest, solange, bis er im Finale etwas länger und deutlicher im Bilde erscheint.
So verschafft man sich heimlich Dads Kamera, sichtet die Aufnahmen vom Zugunglück, wird vom Militär evakuiert, BMX-Räder und ein Walkman bringen ein wenig Nostalgie mehr ins Spiel und ein Rudel Hunde passiert in einer unheimlichen Nacht eine Tankstelle.
Und während handwerklich rein gar nichts auszusetzen ist und einige Perspektiven direkt aus „E. T.“ übernommen scheinen, ist es vor allem den frischen und in jeder Hinsicht stark agierenden Jungdarstellern zu verdanken, dass der Streifen über weite Teile funktioniert.
Besonders Elle Fanning als Alice trumpft enorm auf, aber auch Joel Courtney als Joe und Riley Griffiths als Charles geben solide Vorstellungen ab.
Was den positiven Gesamteindruck letztlich schmälert, sind einige Parts während des Finales.
Einerseits wird zum Ende dermaßen viel Pulver verschossen, dass es die so ruhig und sensibel erschaffene Atmosphäre weitgehend zerstört und am Ende dominiert schlichtweg zuviel Schmalz und Achselzucken, denn über die Hintergründe des Außerirdischen erfährt man im Kontext zu wenig, um den Abgang nachvollziehen zu können.
Allerdings sollte man sich den Abspann aufgrund humorvoller Bilder nicht entgehen lassen.
„Super 8“ ist in erster Linie so etwas wie eine Hommage, nicht nur an Spielberg, sondern die große Zeit der Jugendfilme wie „Stand by me“. Gleichermaßen lässt sich daraus ein Appell herleiten, der die kindliche Kreativität in den Vordergrund rückt, denn ganz offenbar fördert ein gemeinsames Hobby Phantasie, Zusammenhalt und ein Gefühl für die wesentlichen Dinge im Leben, - da hätte man den Außerirdischen fast schon weglassen können…
7 von 10